Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
wären Freunde, nicht nur eine Freund in ?«
Torik betrachtete sie erstaunt. Konnte es sein, dass sie eifersüchtig war? »Coyle, der Lebensgefährte von Marisa, ist schon wieder entlassen worden. Allerdings muss er im Bett bleiben, deshalb hat er mich gebeten, hierherzukommen und Marisa Gesellschaft zu leisten.« Caitlins Blick blieb weiter skeptisch. »Ehrlich, wenn du die beiden zusammen sehen würdest, hättest du keinen Zweifel daran, dass ich einfach nur ein Freund bin.«
Ein zögerndes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Vielleicht fällt es mir nur einfach schwer zu glauben, dass dich nicht alle anderen Frauen auch furchtbar sexy finden.«
Torik spürte, wie seine Ohrspitzen warm wurden, und sah sich unbehaglich im Flur um, ob jemand sie belauschte. »Könntest du so etwas für dich behalten? Wenn dich jemand hört!«
»Du meinst, es darf niemand wissen, dass du sexy bist?« Caitlins Grinsen zeigte, wie viel Spaß es ihr bereitete, ihn aufzuziehen.
Kopfschüttelnd ging Torik weiter, bis er direkt vor der Tür zu Marisas Zimmer stand. Als er zögerte, drückte Caitlin beruhigend seine Hand. Zu seinem Erstaunen fühlte er sich dadurch tatsächlich etwas besser. Widerwillig ließ er sie los, um an die Tür zu klopfen. Es kam keine Antwort, also schob er sie leise auf und warf einen Blick in das Zimmer. Sein Inneres krampfte sich zusammen, als er Marisas stille Gestalt im Bett liegen sah. Ein Bein war beinahe vollständig eingegipst, und um den Kopf trug sie einen dicken Verband. Ihre sonst braune Haut wirkte blass, beinahe grau, und ihr Gesicht war von Kratzern und Prellungen entstellt. Da sie nicht an Geräte und Infusionen angeschlossen war, ging er davon aus, dass ihr Zustand stabil war. Jedenfalls hoffte er das. Hinter sich spürte er ein leichtes Schieben, und so trat er schließlich lautlos in den Raum.
Zögernd stellte er sich neben das Bett und sah auf Marisa hinunter. Ihre Lider waren geschlossen, tiefe Schatten lagen darunter. Erst jetzt erkannte er, dass er sie bisher immer nur stark erlebt hatte. Er dachte daran, wie lebendig ihre Augen sonst strahlten. Wie leicht hätte dieses Strahlen für immer verlöschen können … Toriks Beine gaben nach, und er sank auf den Stuhl, den ihm Caitlin fürsorglich hingeschoben hatte. Ihre Hand legte sich auf seine Schulter, so als wüsste sie, was in ihm vorging, und versuchte, ihm etwas von ihrer Kraft zu geben. Torik presste die Zähne zusammen. Diese Schwäche machte ihn nervös, normalerweise war er durch nichts zu erschüttern. Wenn die anderen ihn so gesehen hätten, den großen, starken Wächter, der sich nie von seinen Gefühlen leiten ließ – und vor allem nie welche zuließ. Und jetzt saß er hier am Bett einer Menschenfrau und akzeptierte den Trost einer anderen. Die noch dazu die Sicherheit der Berglöwenwandler akut gefährdet hatte.
Dieser Gedanke half ihm, sich wieder aufzurichten und seine Gefühle tief in sich zu vergraben. Dort, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Nach einem tiefen Atemzug legte er seine Hand auf Marisas und war beruhigt, dass sich die Haut warm anfühlte. Er beugte sich vor und sprach direkt in ihr Ohr. »Ich bin es, Torik. Ruh dich aus, ich passe auf dich auf.«
Bildete er es sich nur ein, oder entspannten sich Marisas Gesichtszüge etwas? Auf jeden Fall hatte er das Gefühl, das Richtige zu tun. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er sah auf und verlor sich für einen Moment in Caitlins Augen.
»Soll ich euch alleine lassen?« Sie sprach leise, um Marisa nicht zu stören.
Vermutlich hätte er sie wegschicken sollen, aber er konnte es nicht. Er brauchte ihre Wärme und ihre Nähe, ganz zu schweigen von der Gewissheit, dass sie in Sicherheit war. »Bleib bitte.«
Caitlins Lächeln ließ sein Herz höher schlagen. Das sanfte Streicheln ihrer Finger an seiner Schulter ließ ihn wünschen, er könnte sich und auch ihr einfach die Kleidung vom Leib reißen und dort weitermachen, wo sie letzte Nacht aufgehört hatten. Nur würde er sich diesmal viel Zeit lassen und Caitlin in einem Bett lieben. Ihr heftiges Niesen riss ihn aus seiner Verzauberung. Verdammt, der Berglöwe musste wieder viel zu dicht unter der Oberfläche sein. Wie kam es, dass er sich in ihrer Gegenwart nicht beherrschen konnte? Niemand sonst hatte das bisher geschafft. Er durfte das nicht zulassen, schon gar nicht, wenn er sich gerade in der Menschenwelt aufhielt.
»Torik?« Marisas schwache Stimme ließ seinen Kopf zum Bett
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