Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
schaltete den Föhn nach zwei Minuten wieder aus. So hörte sie ein Klingeln, das aus dem anderen Raum zu kommen schien. Ihr Handy war es nicht, dessen Melodie klang anders, und außerdem lag es auf dem Waschtisch neben ihr.
Lauschend trat sie aus dem Bad und stellte fest, dass es auch nicht das Klingeln des Zimmertelefons war. Das Geräusch schien aus Toriks Tasche zu kommen. Unentschlossen biss sie sich auf die Lippe. Sie wollte nicht in seinen Sachen wühlen, aber vielleicht war es ein wichtiger Anruf. Schließlich gab sie sich einen Ruck und öffnete den Reißverschluss der Tasche. Toriks Kleidung war ordentlich zusammengelegt, und obenauf lag gut sichtbar das Handy. Caitlin klappte es auf und blickte auf das Display. Es stand weder ein Name noch eine Nummer dort.
Caitlin hielt das Handy ans Ohr. »Hallo?«
Für einen Moment herrschte Stille, dann meldete sich eine irritiert klingende Männerstimme. »Ich wollte Torik sprechen. Es ist doch sein Handy, oder?«
»Ja, aber er ist gerade nicht da. Kann ich ihm etwas ausrichten?« Caitlin schnitt eine Grimasse, als ihr Gesprächspartner wieder für einige Zeit schwieg.
Er räusperte sich. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Oh, Entschuldigung. Ich bin Caitlin Walker, eine … Freundin von Torik.« Hoffentlich war es Torik recht, dass sie sich als Freundin vorstellte.
»Caitlin Walker.« Ein tiefer Atemzug. »Wo ist er jetzt?«
Er sagte ihren Namen, als wäre er ihm bekannt. Hatte Torik ihm von ihr erzählt? »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf. Sind Sie ein Freund oder Verwandter?«
»Mein Name ist Coyle. Ich will nur wissen, ob er inzwischen in Las Vegas angekommen ist. Es ist wichtig.« Ungeduld und noch etwas anderes schwangen in der Stimme mit.
Coyle … »Oh! Torik ist im Krankenhaus, bei Marisa. Sie ist Ihre Frau, richtig?« Sie konnte ein lautes Schlucken hören und spürte Mitleid in sich aufsteigen. »Ich habe sie vorhin gesehen, sie war wach und hat mit Torik geredet. Ich denke, es geht ihr den Umständen entsprechend gut.«
»Marisa ist mein Leben.« Coyles heisere Stimme war so leise, dass Caitlin ihn kaum verstehen konnte. Es war so romantisch, dass sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. Wie gern hätte sie auch jemanden, für den sie alles war. Rasch schob sie Toriks Bild in ihrem Kopf zur Seite, er hatte vorhin klargemacht, dass es für sie keine Zukunft gab.
»Und Sie ihres, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Vielleicht sollte ich das Torik überlassen, aber Marisa hat ihn gebeten, Ihnen zu sagen, dass sie Sie furchtbar vermisst und dass Sie nichts Dummes anstellen sollen, bis sie aus dem Krankenhaus heraus ist.«
Ein unterdrücktes Lachen drang durch die Leitung. »Ja, das klingt nach Marisa.« Einen Moment lang hörte Caitlin nur ein fernes Rauschen, bevor Coyle sich erneut räusperte. »Vielen Dank, es bedeutet mir sehr viel. Wenn Torik zurückkommt, würden Sie ihm bitte ausrichten, dass er sich bei mir melden soll?«
»Natürlich. Hat er Ihre Nummer?«
»Ja.« Coyle verabschiedete sich und beendete das Gespräch.
Langsam ließ Caitlin das Telefon sinken. Seltsam, irgendwie hatte sie den Eindruck, dass dieser Coyle – genau wie Marisa – wusste, wer sie war. Dabei war Torik ihr nicht wie jemand vorgekommen, der sofort allen möglichen Menschen von einer kurzen Affäre erzählte.
Mit einem Schulterzucken legte sie das Handy in Toriks Tasche zurück. Dabei fiel ihr ein Buch auf, das seitlich neben seiner Kleidung steckte. Neugierig zog sie es heraus und atmete überrascht ein. Es war ihr neuester Roman. Hatte Torik ein Exemplar aus ihrem Haus mitgenommen, weil er wissen wollte, was sie schrieb? Ein warmes Gefühl durchzuckte sie, zumindest bis ihr einfiel, wie sehr Tarek ihm ähnelte. Würde er denken, dass sie ihn nur mochte, weil er mehr oder weniger eine Kopie ihrer Romanfigur war? Das wollte sie nicht. Denn auch wenn sie sich von seinem Äußeren sehr angesprochen gefühlt hatte, war es doch eher sein Wesen, in das sie sich verliebt hatte. Caitlin schlug die Hand vor den Mund. Oh, verdammt! Sie durfte ihn auf keinen Fall lieben, das würde sie nur unglücklich machen. Es war nur eine Affäre, sonst nichts. Ja, genau. Als würde sie sich jemals einem Mann hingeben, der ihr nichts bedeutete.
Caitlin ließ sich auf den Fußboden sinken und lehnte ihren Rücken an das Bett. Das Buch hielt sie an ihre Brust gepresst, in der sich ihr Herz zusammenzog. Nach einigen tiefen Atemzügen siegte ihre Neugier, ob Torik das Buch
Weitere Kostenlose Bücher