Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Informationen zurückgehalten hatte, damit sie ihm nicht in die Quere kam? Aber das ergab keinen Sinn, schließlich hatte er selbst die Polizei gerufen.
»Dawn?«
Byrons Stimme riss sie aus den beunruhigenden Gedanken. »Nein, ich weiß nicht, was passiert ist, Byron. Wurden die Männer schon befragt und der Wagen untersucht?«
»Sie reden nicht. Beharren darauf, dass sie überfallen worden wären und nicht wüssten, warum. Ihren Angreifer haben sie eher vage beschrieben: schwarze Haare, eventuell blaue Augen, schlank. Als ich fragte, was sie in der Gegend wollten, redeten sie sich mit Geschäften heraus. So ganz einig schienen sie sich nicht zu sein, was für Geschäfte das sind. Vor allem aber hatten sie nichts zu der Waffensammlung zu sagen, die in ihrem Kofferraum lag.«
»Halt sie bitte fest, bis ich zurück bin. Und lass im Wagen nach Spuren von Isabel Kerrilyan suchen, besonders auf dem Rücksitz. Ich bin ziemlich sicher, dass sie darin zum Flughafen transportiert wurde. Wenn wir das beweisen können, haben wir die Kerle in der Hand. Dann werden sie ihr Schweigen brechen und ihren Komplizen verraten.«
»Warum glaubst du, dass es einen gibt?«
»Weil irgendjemand nach San Francisco geflogen ist, wahrscheinlich mit Isabel. Der zweite Wagen, der bei der Entführung gesehen wurde, ist am Flughafen gefunden worden. Ich nehme an, dass Isabel irgendwo in Las Vegas vom einen Wagen in den anderen geschafft wurde.«
Byron schnaubte geringschätzig. »Kann es sein, dass du schon wieder einen Fall zu persönlich nimmst?«
Sie schloss die Augen und zählte langsam bis drei. Als sie sprach, war ihre Stimme ruhig. »Tu mir den Gefallen und kümmere dich um die Männer. Alles andere überlass mir, ich weiß, was ich tue.«
»Bist du da ganz sicher, Dawnie?« Damit beendete er die Verbindung.
Schwer atmend lehnte Dawn sich wieder an den Poller und versuchte, sich zu beruhigen. Byron schaffte es jedes Mal, sie so zu reizen, dass sie ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte. Sie konnte durchaus verstehen, dass niemand anders mit ihm zusammenarbeiten wollte, denn er hatte ein Problem mit jedem, der einen höheren Rang bekleidete als er, und erst recht mit Frauen. Dummerweise war der Chief auf die glorreiche Idee gekommen, dass ihre ruhige Art sich mäßigend auf Byron auswirken könnte. Irgendwann würde sie es nicht mehr schaffen, ihren Ärger herunterzuschlucken, sondern würde diesem hinterhältigen Frettchen die Meinung sagen. Egal, ob es ihr ein Disziplinarverfahren oder sogar einen Rauswurf einbrachte. Das war es fast wert.
Nachdem sie sich wieder halbwegs im Griff hatte, wählte sie Carusos Nummer. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er sich meldete.
»Ja?«
Ihre Hand krampfte sich um das Handy, als sie Carusos Stimme hörte. »Detective Jones hier. Ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren, dass der zweite Wagen der Entführer auf einem Parkplatz gefunden wurde.«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Tatsächlich?«
Das Zögern und die einsilbige Antwort bestätigten ihre Vermutung: Caruso hatte seine Hände dabei im Spiel. Die Wut breitete sich in ihr aus. »Hören Sie auf mit den Spielchen, Caruso! Ich dachte, wir hätten abgemacht, dass Sie im Motel in Las Vegas bleiben, während ich meine Arbeit mache und Ihre Tochter zu Ihnen zurückbringe.«
»Das haben Sie gesagt, nicht ich.«
Dawn versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Wo sind Sie jetzt?«
Er ignorierte ihre Frage. »Haben Sie Isabel gefunden?«
»Noch nicht, aber … «
Caruso unterbrach sie. »Finden Sie sie, bitte.«
»Hören Sie, Caruso … « Dawn stieß einen Fluch aus, als sie erkannte, dass er aufgelegt hatte. »Verdammt noch mal!« Als hätte sie nicht genug Sorgen, jetzt musste sie sich auch noch Gedanken darüber machen, was der Vater des Entführungsopfers im Schilde führte. Es ging eigentlich immer schief, wenn Verwandte oder Freunde aktiv in Ermittlungen eingriffen. Meist gefährdeten sie nicht nur sich und das Opfer, sondern auch die Polizisten. Sie musste Caruso daran hindern, sich und andere in Gefahr zu bringen, egal was es kostete. Mit fest zusammengepressten Lippen wählte sie die Nummer ihres Kollegen Phillips im Las Vegas Police Department.
»Hier ist Dawn. Du musst für mich noch eine Handynummer nachverfolgen. Möglichst schnell, ich weiß nicht, wie lange das Gerät noch angeschaltet ist.«
»Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
»Ja, und ich lag zwischendurch nicht im Bett.« Das war
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