Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
das an einer Halskette baumelte, nach vorn und glänzte direkt vor meiner Nase. Mir blieb der Mund offen stehen.
»Oh«, war glaube ich alles, was ich herausbrachte.
Martin sah mich an und erklärte der Dame höflich, dass Kate mit Begeisterung vierblättrige Kleeblätter gesucht hatte und darin sehr erfolgreich gewesen war. Ich hörte kaum, was er sagte. Ich war in Gedanken ganz bei Kate, dem verschwommenen Bild von Kate vor meinem geistigen Auge.
»Sieh nur, was ich gefunden habe!«, triumphierte sie und streckte mir ihre Hand hin.
Sie hatte drei frisch gepflückte vierblättrige Kleeblätter in ihrer Hand, dazu funkelten ihre Augen wie Saphire.
»Ist das nicht unglaublich?«, sagte sie grinsend.
»Nicht wirklich, du bist doch Expertin darin«, erwiderte ich lachend. »Ich weiß wirklich nicht, wie du das anstellst!«
»Ich habe seit einer Ewigkeit keins mehr gefunden, Singe«, widersprach sie sanft, und das stimmte.
Als Kind, während der Campingurlaube in Llantwit Major, hatte Kate Unmengen gefunden. Wenn sie nach einem Picknick losgezogen sei, so erzählte sie mir, habe sie stundenlang das Gras durchsucht und dabei Käfer aufgesammelt und Schmetterlinge gejagt. Jeden ergatterten Glücksklee überzog sie gleich mit Tesafilm, um ihn so zu glätten und zu konservieren, und sie hob alle in einem speziellen Töpfchen auf.
Als sie älter war, setzte sie die Suche auf Spaziergängen und am Flussufer hinter unserem Haus fort. Eingehüllt in Tesafilm verteilte sie die Glücksbringer überall – in ihrer Handtasche, dem Auto, in der Schublade ihrer Frisierkommode –, um das Glück in die Welt zu tragen oder es wenigstens zu versuchen. Es war wohl tatsächlich ein paar Jahre her gewesen, dass sie das letzte Mal ein vierblättriges Kleeblatt gefunden hatte, und jetzt waren es erstaunlicherweise gleich drei auf einmal, die sie während eines Hundespaziergangs entlang des Flusses eins nach dem anderen entdeckt hatte.
Dies geschah an dem Tag, als ihre Großmutter starb, und kurz nachdem Kates Krebsbehandlung im Herbst 2009 abgeschlossen war. Sie nahm die drei Kleeblätter als positives Zeichen, und mich munterte es auf, zu sehen, dass es ihr selbst in der Trauer um ihre über alles geliebte Oma und obwohl sie von der Chemotherapie geschwächt war, gelang, so positiv und optimistisch zu sein. Das war ebenso liebenswert wie motivierend.
Ich versuchte mich wieder auf den Rat zu konzentrieren, der mir gerade erteilt wurde, und sagte mir, dass der silberne Glückskleeanhänger ein positives Zeichen war. So hätte Kate es gesehen, deshalb wollte sie auch, dass ich mit Reef und Finn Jagd auf vierblättrige Kleeblätter machte. »Ich fände es schön, wenn die Jungs ihre eigenen vierblättrigen Kleeblätter fänden«, schrieb sie auf ihre Liste und ergänzte später noch, um ja sicherzugehen: »Sucht an den üblichen Plätzen nach Glücksklee.«
Natürlich würde ich diesem Wunsch nachkommen. Ich war nicht verbittert. Die Kleeblätter hatten Kate zwar nicht das verdiente Glück gebracht, sie haben ihr jedoch Hoffnung gegeben, und das war wichtig. Ich würde dafür sorgen, dass auch die Jungs mit Hoffnung in ihren Herzen aufwuchsen.
Wie sich herausstellte, gab es gute Nachrichten hinsichtlich der Finanzen. Nachdem wir beim DSS gewesen waren, gingen Martin und ich zu den Banken, wo wir herausfanden, dass Kate auf insgesamt siebenundzwanzig Konten und Investmentfonds Geld gebunkert hatte. Ich führe meine eigene Firma für Erlebnisveranstaltungen mit dem Namen Training Saints, und wenn ich geschäftlich einen erfolgreichen Monat hatte oder von der Versicherungsfirma, bei der Kate angestellt war, eine Dividende ausgezahlt wurde, schaffte sie ein paar Ersparnisse beiseite. Wir waren uns beide einig, dass wir nichts mitnehmen konnten, und gaben immer so viel aus, wie wir verantworten konnten. Diese Ersparnisse waren für Urlaube gedacht und dafür, den Jungs so viel Spaß wie möglich zu bieten.
Ich erfuhr außerdem, dass dank Kates vernünftigen Investitionen und Versicherungen der Kredit für das Haus abbezahlt war und ich einen Batzen Geld zu meiner Witwerpension dazubekäme. Dadurch war mir eine große Last von den Schultern genommen, entsprechend fühlte ich mich, als ich an diesem Abend zu Hause eintraf, als hätte ich mehrere Säcke Stress abgelegt. Ich war nun nicht gezwungen, wie ein Verrückter zu arbeiten, um all die Dinge in die Tat umzusetzen, die Kate sich für Reef und Finn wünschte. Das Geld würde mir
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