Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
wieder zu ihm um und runzelte die Stirn.
Dann nahm er sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich seinem Vater gegenüber. Die Sporttasche hatte er achtlos neben sich gestellt. Er schaute seinen Vater an und bemerkte außer der normalen Traurigkeit in seinem Blick auch Wut und Verzweiflung. Was war passiert?
Richard hatte seine Krawatte gelockert, das Jackett des Anzuges hing zerknittert über der Stuhllehne. Er ballte die Fäuste und ließ sie unruhig auf der Tischplatte hin und her reiben.
Dann stieß er hervor: „ Dieser Bischopps. Der große Albert Magnus Bischopps, dieser falsche Fuffziger.“
Leon hakte nach: „Was hat er denn schon wieder angestellt, der Herr Bürgermeister?“
Richard sprudelte die Worte nur so heraus. Er redete sonst gar nicht viel, doch heute Abend erzählte er seinem Sohn alles. Irgendwo musste er ja hin mit seiner Wut.
„Der Bischopps stellt sich aus Prinzip schon gegen alle meine Anträge und Vorhaben. Gestern Abend im Dorfgasthaus hat´s einen Streit mit ihm gegeben. Handgreiflich ist er fast geworden, der Gute.“
„Einen Streit? Handgreiflich? Nachdem ich fort war? Wie meinst du das?“
„ Ich saß noch vorn in der gemütlichen Gaststube bei einem Viertel Wein und im Hinterzimmer hams heftig diskutiert wegen dem Krampustag, du weißt schon. Alle Anträge abgelehnt. Und du sollst auch kein Krampus werden, weil du so schwach bist.“
Leon schmunzelte. Ausdauer hatte er durch seinen Sport reichlich und Kraft auch. Doch davon wollten sie nichts wissen im Ort. Alle glaubten, er wäre ein schwächlicher Großstädter und lebe zudem auch noch auf Kosten seines Vaters.
„Und weiter...?“
„Ja, und als der Bischopps heimgehen wollte, kam er an mir vorbei und hat mich angepöbelt. Dieser dreckige..... alte..... Bauer!“
„Hast du dich darauf eingelassen, Vater? So erzähl schon, was genau war.“
„Nichts war mehr. Heut morgen war ich dann auf dem Amt. Wollt endlich die Genehmigungen einholen für unser Hotel. Das Projekt muss jetzt vorangetrieben werden. Ich will nicht länger warten.“
„Und??? Zeig her, wo sind die Pläne?“ Leon bekam feuchte Hände. Er wollte endlich anfangen zu arbeiten.
„Es gibt keine Pläne mehr“, stieß Richard hervor, „die Anträge sind nicht genehmigt. Wir bekommen kein Land in Mühlenbach, keine Baugenehmigung, nichts!“
„Was? Sag das nochmal.“
„Nichts, hier, lies selbst: alles abgelehnt.“
Leon starrte auf das Stück Papier. Es war von Albert Bischopps unterzeichnet. In Leon regte sich ebenfalls die Wut. Deshalb hatte die ach so schöne Paula ihn abblitzen lassen. Jetzt wurde ihm einiges klar. Wahrscheinlich wollte sie ihn anfangs nur aushorchen. Leon war enttäuscht und hatte auch Mitleid mit seinem Vater. Nichts gelang mehr seit seine Mutter in der Familie fehlte.
„Ach, Vater, lass nur. Die Bischopps sind überhaupt nichts wert. Der Herr Bürgermeister nicht und seine Töchter sind falsche Schlangen. Mit solchen Leuten haben wir nichts zu tun. Wart nur, wenn der Bischopps kein Bürgermeister mehr ist, dann versuchen wir es einfach weiter. Das klappt schon.“
Er versuchte, seinem Vater Mut zuzureden, der ihm selbst ebenfalls bereits fehlte.
„Ich lass mich doch nicht gängeln von diesem Bauernvolk. Bischopps, den Kampf nehme ich auf! So schnell gebe ich nicht klein bei. Diese verlogenen Menschen!“, schnaubte Richard.
„Als feinen Pinkel hat er mich bezeichnet. Und dich, mein lieber Sohn, als verwöhnten Nichtskönner. Wart nur ab, dem werden wir es schon zeigen.“
Richard konnte sich nicht beruhigen.
Leon schaute ihn an. Verwöhnter Nichtskönner? Warum glaubten nur alle, dass er auf Kosten seines Vaters lebte. Er hatte sich doch alles selbst erarbeiten müssen. Eine Lehre hatte er gemacht, die ihn oft an seine Grenzen brachte. Sauer verdient hatte er sich sein eigenes Geld. Er fuhr diese alte Rostlaube von Auto, dabei könnte er einen Firmenwagen seines Vaters fahren. Das wollte er aber nicht, nahm nur, was er sich verdiente. Und inzwischen verstand er sein Handwerk.
Er liebte seinen Beruf, das unregelmäßige Leben eines Gastronomen. Er hatte mit seinen 26 Lenzen schon mehr gearbeitet als manch anderer mit 50.
Und sein Rennrad hatte er von seinen ersten gesparten Trinkgeldern bezahlt, ohne dass sein Vater das gewusst hatte. Keiner glaubte ihm, keiner in diesem Ort wollte etwas mit ihm zu tun haben. Nicht einmal Paula Bischopps. Aber seit heute wollte auch er überhaupt nichts mehr mit ihr
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