Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
zu tun haben. Er erhob sich langsam, schob den Stuhl zurück und blickte in das gealterte sorgenvolle Gesicht seines Vaters.
„Ich bin verschwitzt und müd, Vater. Ich geh duschen.“
„Geh nur, Bub. Ich bin stolz auf dich.“
Das sagte er inzwischen bei jeder Gelegenheit und Leon wusste, er meinte damit, dass auch seine Mutter stolz auf ihn gewesen wäre. Seine intelligente, schöne Mutter Fiona. Er hatte sie verehrt, ihren Mut bewundert.
Äußerlich war Paula ihr sogar ein wenig ähnlich, trug ihre Schönheit ebenfalls mit einer grenzenlosen Anmut.
Doch innere Werte hatte die Bischopps-Tochter keine, das war ihm vollkommen klar. Und das konnte er nur verachten. Entschlossen, ihre Hotelpläne zu überarbeiten und nicht aufzugeben ging er ins Bad. Er wollte morgen mit seinem Vater in Ruhe darüber sprechen, wenn sich die Wut gelegt hatte. Bald darauf schlief er tief und Traumlos.
***
Es war Dienstag morgen. Dienstags trafen sich Lisbeth Bischopps und Anna-Maria Meyer vom Nachbarhof immer zum gemeinsamen Walken. Sie gingen mehr spazieren, als wirklich zielstrebig zu walken. Aber es tat ihnen beiden gut. Sie hatten frische Luft, meist gute Gespräche und ein wenig sportliche Betätigung war auch dabei. Mehr wollten die Freundinnen nicht. Anna musste etwas auf ihre Figur achten und Lisbeth wollte nicht ganz aus der Form kommen.
Die Meyer-Anna war einen guten Kopf kleiner als Lisbeth, etwas rundlich und burschikos. Jedoch war sie trotz ihres Alleinseins, ihrer Sorgen um den Hof und der Erziehung ihres Sohnes Julian eine herzensgute und fröhliche Frau geblieben.
Sie trug meistens bunte Kleidung und heute hatte sie einen knall-orangen Jogginganzug angezogen. Dazu eine schräge grün-karierte Brille, grüne Wanderschuhe und eine grünliche Armbanduhr, fast so groß wie eine Wanduhr.
Strahlend kam sie auf Lisbeth zu. Irgendwie war ihr Lächeln ansteckend und Lisbeth umarmte die Freundin herzlich.
„Den langen Weg um den Berg oder eine kurze Runde heute?“, fragte Anna.
„Den langen Weg“, antwortete Lisbeth.
Diese Wanderrunde nahmen sie immer, wenn sie viel zu erzählen hatten. Die Schritte einander angepasst liefen sie los. Albert war auf den Weiden beschäftigt, Paula und Franziska waren in die Stadt gefahren und der Hofhund Rex war mit Albert unterwegs. Eva bereitete das Mittagessen zu, Lisbeth hatte also Zeit.
Auf dem Meyer-Hof hatten größtenteils Angestellte die schwere Arbeit übernommen, sodass auch Anna etwas Zeit hatte.
Anna-Maria spielte mit dem Gedanken, einen Teil ihres Landes abzugeben. Sie wollte etwas mehr an sich denken, Julian war erwachsen und in Kürze sollte er den Hof übernehmen. Von dem Erlös des Landes konnte sie gut leben und für Julian blieb immer noch reichlich übrig. Nach seinem Studium der Agrarwissenschaften hatte er seine eigenen neuen Ideen und die Hälfte des Landes reichte ihm hierfür.
„Und, verkaufst du dein Land, Anna?“, fragte Lisbeth.
„Wahrscheinlich. Doch ich möchte einen guten Käufer, möchte wissen was wird aus meinem Land. Ich möchte uns allen Ärger ersparen. Ich schau mich aber um.“
„Du bleibst aber sicher in Mühlenbach?“, fragte Lisbeth besorgt um ihre Freundschaft.
„Natürlich, ich könnte niemals woanders hingehen. Ich nehm die Wohnung hinter dem Stall. Mir reicht das und der Julian kann im großen Bauernhaus bleiben.“, sagte Anna.
„Mit Paula als Ehefrau natürlich!“, lachte Lisbeth.
„Meint dein Albert das immer noch Ernst mit Paula und Julian?“, fragte Anna nach.
„Ja sicher. Er denkt an nichts anderes und hört einfach nicht zu.“
„ Da könnte er auch Dieter Bohlen und Cindy Marzahn miteinander verheiraten. Die beiden empfinden außer Freundschaft gar nichts füreinander. Außerdem sind die Zeiten des Verheiratetwerdens Gott sei Dank längst vorbei.“
Die beiden waren an dem glasklaren Mühlenbach angekommen. Kleine schimmernde Fische schwammen darin herum und das Wasser gurgelte fröhlich hangabwärts. Hier war der Weg ein wenig schmal und Anna lief voraus. Sie schwiegen beide für eine Weile. Lisbeth kannte ihre Freundin und wusste, dass sie es eigentlich nicht lange ohne zu reden aushielt. Zumal sie heute irgendwie schneller ging als sonst.
„Was ist los, Anna. Du bist ja heute kaum zu bremsen!“, rief Lisbeth hinter ihr her, um das Rauschen des Baches zu übertönen.
„Ich bin ziemlich aufgewühlt.“
Bei diesem Satz drehte sie sich unvorsichtigerweise zu Lisbeth um und wäre
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