Gib mir deine Seele
noch nicht genommen hatte.
»Das halte ich für keine gute Idee.«
»Warum nicht?«
»Versteh mich nicht falsch, Pauline.« Er hob die Hand, um sie daran zu hindern, ihn zu unterbrechen. »Bisher bin ich im Hintergrund geblieben, um nicht den Eindruck zu erwecken, du hättest deinen Erfolg meinem Einfluss zu verdanken. Die Gefahr besteht immer, selbst wenn deine einzigartige Stimme jeden überzeugen wird, dass es nicht so ist. Ich erwarte aber von dir, dass du dein eigenes Leben führst. Ja, ich will deinen Gehorsam. Du gehörst jetzt mir, Pauline, und ich bin überzeugt davon, dass du diese Entscheidung noch verfluchen wirst.«
Als freute er sich über solch düstere Aussichten, zeigte Constantin dieses halbe Lächeln, von dem sie nie wusste, wie es gemeint war. Die Hummeln, die ihr Körper neuerdings zu beherbergen schien, summten aufgeregt, und schnell verschränkte sie die Finger ineinander, um nichts von der wachsenden Erregung preiszugeben.
Vergebens. Constantins Blick wurde geradezu wölfisch. »Un terwerfung hat keinen Wert, wenn es ein Mäuschen ist, das sich dir ergibt. Ich will mehr, viel mehr, Pauline. Du bist noch jung, aber du hast eine starke Persönlichkeit, die Raum braucht, um sich zu entfalten. Glaube mir, am Ende haben wir beide mehr Spaß daran.«
Der Hummelschwarm erhob sich. Mit beiden Händen griff sie nach ihrer Tasse, aus der prompt Kaffee herausschwappte. Sie nahm es kaum wahr. Was Constantin sagte, klang logisch. Aus seiner Sicht ohnehin, aber auch für sie war es eine Erleichterung zu hören, dass er sich nicht in ihr Leben einmischen wollte. Jedenfalls nicht auf eine Art, wie es vielleicht ein anderer Mann versucht hätte. Tom hatte ihr immer vorschreiben wollen, was sie zu tun und zu lassen hatte. Er hatte sie kontrolliert, ihre Post geöffnet und sogar eifersüchtig auf ihre Freundinnen reagiert.
»Natürlich kann ich auch allein wohnen. Viel Freizeit werde ich ohnehin kaum haben. Aber es wäre schön, wenn wir uns zwischendurch sehen könnten.«
»Das werden wir, verlass dich drauf.«
Pauline schloss kurz die Augen. Es ist wie ein Traum. Bitte, liebe, gute Musen, lasst ihn nicht irgendwann zerplatzen.
»Ich mache dir einen Vorschlag: Wir fliegen von Paris aus zusammen nach Barcelona. Wenn Henry kommt, kann sie dir mitbringen, was du brauchst.«
»Aber ich habe nur für drei oder vier Tage gepackt.«
Er betrachtete ihr Lieblings-T-Shirt einige Sekunden länger, als es höflich gewesen wäre. »Das sehe ich.«
Allmählich fühlte sie sich unter dem prüfenden Blick unwohl. »Bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, ob ich am Monatsende meine Miete bezahlen kann«, sagte sie und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass er sie dazu gebracht hatte, sich zu rechtfertigen.
»Es ist ganz einfach. Eine Frau in meiner Gesellschaft weiß sich zu benehmen, ist gepflegt und angemessen gekleidet.«
»Willst du damit sagen, dass ich deinen Ansprüchen nicht genüge?«
Er hob leicht eine Augenbraue, als belustige ihn ihr kämpferischer Ton. »Deine modischen Talente sind ausbaufähig, würde ich sagen.«
Pauline wollte widersprechen, sich verteidigen. Doch plötzlich ging ihr auf, wie unsinnig das war. Die Klamotten für die Reise hatte sie mit Henry zusammen ausgesucht. Die meisten Freunde, sogar David, zogen sie damit auf, dass sie den »schlech testen Modegeschmack der Welt« besaß – und das war nur ein Originalzitat von Tante Jillian –, aber ausgerechnet Constantin sollte sie nicht kritisieren dürfen?
Das Lachen kam direkt aus ihrer Seele. Nach einer unbeschreiblichen Nacht saß sie hier mit ihrem Traummann beim Frühstück, und in Barcelona wartete eine wunderbare Aufgabe auf sie. Was war gegen dieses Glück das Eingeständnis, dass sie Kleider einfach nicht allein einkaufen sollte?
»Also gut«, sagte sie schließlich und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich gebe es zu, ich habe da keine glückliche Hand. Du schon, wie es aussieht. Würdest du, Constantin Dumont, so freundlich sein, zukünftig als mein Kammerdiener zu fungieren?«
»Werd nicht frech, Mademoiselle Minette! « Er drohte ihr mit dem Finger. »Wir gehen heute zu einer Ausstellungseröffnung, dafür habe ich bereits etwas ausgesucht, es wird nachher geliefert. In Barcelona besorgen wir dir eine Grundausstattung. Die Spanier sind zurecht stolz auf ihre Modedesigner.«
»Hauptsache, es ist nicht so teuer dort.«
»Das lass mal meine Sorge sein«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch
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