Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
Mutter stand. Für sie war es von großer Bedeutung, deren Sohn zu heiraten, um nicht auf einmal wieder schutzlos dazustehen, denn ihre Ziehmutter lag im Sterben. Ein guter Grund, Mut zu zeigen, als sie sich in das Schmugglernest wagt, um Don José nach Hause zu holen.
    Pauline hatte schon immer gefunden, dass sich dieses Gefühl neben der zweifellos tief empfundenen Liebe auch in der Arie ausdrücken müsste, die sie an dieser Stelle sang. Ihr war es ziemlich egal, wenn gesagt wurde, dass Bizet die Rolle nur dem Publikum zuliebe und nicht aus eigenem Interesse geschaffen hatte. Sie würde alles tun, um auch darstellerisch eine großartige Micaëla zu sein, die man nicht so schnell vergaß.
    »Träumst du?« Warme Hände legten sich auf ihre Schultern.
    Constantin . Lautlos hatte er sich hinter ihr niedergelassen.
    Sofort stellte sie sich vor, wie er mit gekreuzten Beinen dort saß, die Ärmel des weißen Hemdes hochgekrempelt. Ihre Augen weiter geschlossen, atmete sie tief ein und ließ sich einfach nach hinten sinken, darauf vertrauend, bei ihm in sicheren Händen zu sein.
    »Pauline!« Seine Stimme klang heiser. Er hatte verstanden, was sie ihm damit sagen wollte.
    Den Kopf auf seinen Schenkel gebettet, genoss sie seine Liebkosungen, schlug dann aber die Augen auf. »Mein Lieber, ich muss arbeiten.«
    »Du hast noch keine Noten.«
    »Verdammt. Das stimmt. Was machen wir nun?« Paulines Fantasie gab ihr gleich mehrere Antworten dazu, und jede davon beschwor eine nie gekannte Hitze in ihrem Körper herauf.
    Am liebsten hätte Constantin sie ohne Umschweife hier auf dem Boden am offenen Fenster genommen. Erfreut beobachtete er, wie sich ihr Atem beschleunigte, während sie gespannt abwartete, wie er auf ihre freimütige Einladung reagieren würde. Die runden Brüste zeichneten sich deutlich unter dem ausgewaschenen T-Shirt ab. Der Saum war hochgerutscht und gab den Blick auf schneeweiße Haut und einen der drei goldenen Monde frei. Das Symbol der Artemis in Verbindung mit der besonderen Kette als Zeichen seiner Herrschaft schmückte sie vortrefflich.
    Pauline gehörte ihm, hatte sich freiwillig gebunden, sich ihm mit ihrem Leben anvertraut. Noch niemals zuvor hatte er eine so junge, unschuldige und gleichzeitig sinnliche Novizin formen dürfen. Ein Zittern ging durch seinen Körper, wie immer, wenn er sich seiner einzigartigen Macht bewusst wurde.
    Wie gern würde er gleich jetzt mit der nächsten Lektion beginnen, doch so etwas wollte gut vorbereitet sein, und heute hatte er andere Pläne.
    »Was ist das für eine Ausstellung?«, unterbrach sie seine Gedanken.
    Sie probiert sich aus , dachte er. Eben noch kühn, zeigte sie nun wieder ihre mädchenhafte, eher zurückhaltende Seite. Er beugte sich hinunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, und sagte: »Das Musée de l’Orangerie zeigt Exponate, die noch nie ausgestellt wurden. Monet, Sisley und Rodin.«
    »Wirklich? Das ist ja großartig. Woher stammen die Kunstwerke?«
    Das echte Interesse in ihrer Stimme freute ihn. Pauline war so lebenshungrig und neugierig, etwas Besseres hätte ihm gar nicht passieren können. Doch die Frage konnte er ihr nicht wahrheitsgemäß beantworten. »Von einem Sammler«, sagte er deshalb nur, »der nicht genannt werden will.« Das war die offizielle Version.
    Es klopfte an der Tür, und Constantin sprang erleichtert auf die Füße, dabei zog er sie mit sich. »Das wird der Kurier sein.«
    Ein Mitarbeiter des Hotels brachte einen großen Umschlag und einen Kleidersack, den er trug, als befände sich etwas ungeheuer Kostbares darin. Was auch stimmte, jedenfalls dem Preis nach zu urteilen, den Constantin dafür bezahlt hatte.
    Das Kleid ließ er in Paulines Schlafzimmer bringen, und den Umschlag reichte er ihr, nachdem der Bote das Zimmer verlassen hatte. »Deine Noten.« Dabei sah er auf die Uhr. »Es gibt in der Nähe ein nettes Bistro. Ich schlage vor, dass wir nachher dort eine Kleinigkeit essen. Um halb drei kommt die Visagistin, der Wagen holt uns um vier ab.«
    »Visagistin? Lippenstift und Puder kann ich schon allein auftragen. Traust du mir eigentlich gar nichts zu?«
    Pauline wirkte so verletzt, dass er sie in die Arme zog. »Natürlich tue ich das. Heute wirst du wohl für diese Hilfe dankbar sein. Der Staatspräsident hat sein Kommen angesagt. Das Fernsehen ist dort, nicht nur das französische, BBC …«
    »Schon gut«, unterbrach sie ihn. »Aber wehe, das stimmt nicht und du willst nur mit mir angeben.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher