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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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der Hand eine Platte, auf der sich gefüllte Pfannkuchen türmten. Im Bund seiner Jeans steckte der Zipfel eines karierten Küchenhandtuchs, und an den bloßen Füßen trug er Espadrilles.
    Zweifellos ein großer Unterschied zu seinem sonstigen Auftreten. Für Pauline die pure Versuchung. Doch Nicholas wirkte, als habe er eine Erscheinung.
    »Was hast du mit meinem Boss gemacht?« Erstaunlich schnell hatte er sich von seiner Überraschung erholt und grinste nun unverschämt. »Der da ist ein Fremder!«
    »Nicht für mich.« Pauline nahm Constantin den Teller ab. »Möchtest du mit uns essen?« Ohne seine Zustimmung abzuwarten, trug sie die Pfannkuchen zum Tisch, legte ein weiteres Gedeck auf und überließ es Constantin, ihrem Gast Wein anzubieten. »Ich bin gleich bei euch.«
    Als sie mit Sauerrahm und Salat zurückkehrte, unterbrachen die beiden Männer ihr Gespräch. Nicholas bedankte sich für die Einladung und erklärte mit einem schnellen Blick auf seinen Chef, warum er gekommen war.
    »Jemand hat in Paris versucht, den Rodin zu stehlen. Dabei wurde ein Wachmann verletzt.«
    »Nein!« Pauline wusste sofort, was gemeint war. Die Skulptur hatte sie so sehr fasziniert, dass andere Gäste der Ausstellung bereits aufmerksam geworden waren.
    Ähnlich wie bei der berühmten »Danaide« des Bildhauers kniete ebenfalls eine Frau auf dem Boden, mit fließendem Haar. Bei dieser Skulptur aber befand sich hinter ihr ein Mann. Halb kniend, ein Bein angewinkelt, als wollte er sich aufrichten, beugte er sich weit über sie. Seine Hand an ihre Halsbeuge geschmiegt, ließ offen, ob er sie weiter hinabdrücken, Trost spenden oder ihr aufhelfen wollte. Der Titel La Dominance ließ jedoch wenig Zweifel über die Natur dieser Beziehung.
    Bei ihrem Ausstellungsbesuch hatte Constantin leise Baudelaire zitiert. »Die starke Schönheit vor der zarten kniend, in Pracht und Stolz wollüstig schlürfend trank den Wein des Siegs, die Glieder nach ihr ziehend, als läge ihr an einem süßen Dank …«
    «Wie geht es dem Wachmann? Ist die Skulptur noch da?«, fragte sie aufgeregt.
    »Es ist alles in Ordnung.« Der Klang von Constantins Stimme beruhigte sie sofort. Doch es gab noch mehr Probleme.
    »In New York waren sie erfolgreicher. Drei kleine Bronzefiguren sind aus dem Museum verschwunden. Im laufenden Betrieb.«
    »Und die gehörten auch dir, wie die Exponate in Paris. Habe ich recht?«
    Die beiden Männer sahen sich an. Schließlich sagte Constantin: »Ja.« Als wäre dies nicht eine unerhörte Enthüllung, nahm er sich einen Pfannkuchen und begann, in aller Seelenruhe zu essen.
    Das Schweigen wurde von Nicholas unterbrochen, der sich ebenfalls bedient hatte. »Sehr lecker. Sag nicht, die hat er auch gemacht?« Dabei zwinkerte er ihr zu.
    »Nicht ganz. Aber Gemüse schneiden kann er erstaunlich gut.« Pauline ging auf den leichten Ton ein und griff nun auch nach Messer und Gabel.
    Nicholas erwies sich als angenehmer Gesprächspartner. Er fragte nach ihrem ersten Eindruck von Barcelona und ob sie schon aufgeregt sei, weil am Montag die Proben begännen. Zum Schluss lobte er das Dessert und sagte: »Es soll einen großartigen neuen Club gar nicht weit von hier geben. Habt ihr Lust auf einen Drink?«
    »Pauline?« Forschend betrachtete Constantin sie.
    »Gern, aber ich müsste mich umziehen. Was trägt man dort denn so?«
    Nicholas zuckte mit den Schultern. »Es ist eine Party-Location. Was du sonst auch für so was anziehst.«
    Den Tisch räumten sie gemeinsam ab, dann schickte Constantin sie fort. »Dreißig Minuten, ma petit e «, sagte er ruhig.
    Doch sie ließ sich nicht täuschen. Das war seine Art, Konsequenzen anzudrohen, sollte sie sich nicht an seine Anordnung halten.
    Noch während sie überlegte, welcher Art seine »Bestrafungen« sein würden und ob sie nicht vielleicht sogar Spaß machen könnten, lief sie schnell ins zweite Schlafzimmer der Wohnung, in dem sich ihr Gepäck befand. Groß war die Auswahl nicht. Sie musste dringend einkaufen, wollte sie nicht ständig in den gleichen Klamotten herumlaufen. Im Laufe des Tages hatte sie viele elegant oder sogar hypermodisch gekleidete Frauen gesehen. Die Einwohnerinnen von Barcelona hatten eindeutig einen anderen Stil als die Londonerinnen.
    Schließlich entschied sie sich, das Kleine Schwarze noch einmal anzuziehen, das ihr in Paris schon gute Dienste getan hatte. Es war lang genug, um Constantins Wunsch nach Strümpfen zu befriedigen. Dieses Mal allerdings wollte sie dazu ihre

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