Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
Premierenwoche.«
    »Das macht er gern.«
    »Du kennst ihn?«
    »Flüchtig.«
    »Was ist er denn für ein Typ?« Sie runzelte die Stirn. »Ich meine, die offizielle Version kenne ich natürlich. Aber wenn ich schon nicht vernünftig mit ihm proben kann, dann möchte ich möglichst genau wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Ich würde sagen, zu intelligent für einen Tenor.«
    »Oh! Das ist aber nicht nett!«
    Später sprachen sie über Musik, neueste Gerüchte aus der Opernwelt, und sie zeigte ihm ihren Probenplan.
    »Du hast morgen frei? Das trifft sich gut, dann kannst du mit uns zum Flughafen fahren.«
    »Wieso willst du denn Henry abholen?«
    »Das habe ich nicht vor. Aber eines der in New York gestohlenen Stücke ist auf dem Kunstmarkt aufgetaucht, und ich habe beschlossen, mich selbst um die Sache zu kümmern.«
    »Du glaubst, es ist etwas Persönliches?«
    Sie hat einen guten Instinkt. »Möglich«, sagte er vage.
    Tatsächlich war er sich sicher. Erato, die ihm damals nach dem Weihnachtsmarktbesuch an der Themse den Auftrag übergeben hatte, mochte überzeugt sein, er würde seine Aufgabe dieses Mal nicht erfüllen können. Doch sie irrte sich. Es lief besser als gedacht. Weil Pauline nicht nur eine begnadete Sängerin ist, sondern auch ein liebenswürdiges Wesen hat. Ganz im Gegensatz zu Erato, die mit Sicherheit nicht davor zurückschreckte, seine Anstrengungen zu boykottieren. Warum sie nach all den Jahren plötzlich wieder Interesse an ihm zeigte, und weshalb sie ihn ausgerechnet jetzt ruinieren wollte, verstand er jedoch bisher ebenso wenig wie die Wahl ihrer Mittel. War dieser Kunstdiebstahl ein Ablenkungsmanöver? Es wurde Zeit, das herauszufinden. Pauline war auch ohne ihn sicher, denn nicht einmal eine so mächtige Muse wie Erato würde es wagen, den Göttern ein Geschenk wie dieses vorzuenthalten – oder es gar mutwillig zu zerstören.
    Nach einer höchst befriedigenden Nacht brachen sie am nächsten Tag gemeinsam auf. Es war eigentlich ein Umweg, aber Constantin wollte selbst sehen, wo das Theater sie untergebracht hatte. Deshalb brachten sie zuerst einen Teil ihrer neuen Garderobe ins Apartment, die das Bekleidungsgeschäft inzwischen geliefert hatte, und fuhren danach zum Flughafen.
    Auf die Privatmaschine verzichtete er, ein Platz in der Business-Class war ausreichend und würde weniger Aufmerksamkeit erregen. Zumal er nicht vorhatte, unter seinem eigenen Namen zu reisen.
    »Wirst du lange fortbleiben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, und das entsprach der Wahrheit. »Aber du hörst von mir, ma petite .«
    Beim Frühstück hatte er ihr gesagt, was er während seiner Abwesenheit von ihr verlangte, und sie gewarnt: »Es gibt Mittel und Wege zu überprüfen, ob du gehorsam bist. Jede Schwindelei wird bestraft, ist dir das klar?«
    Das Leuchten in ihren Augen hatte ihm verraten, dass sie sich gern auf dieses Spiel einließ, aber bestimmt auch versuchen würde, ihn auszutricksen.
    Nun aber sah Pauline ihn so traurig an, dass sein kaltes Herz nicht unberührt blieb. Das Apartment war zu seiner Erleichterung in Ordnung, und sie war dort ja auch nicht allein. Aber für dieses einzigartige Geschöpf war ihm das Beste gerade gut genug, und er hätte sie lieber in seiner Wohnung gewusst.
    Eine Beziehung wie ihre lebte aber von der Konsequenz des dominanten Partners, und damit hatte er sich bisher nicht gerade hervorgetan. Beinahe hoffte er, dass sie während seiner Abwesenheit über die Stränge schlagen würde, denn dann hätte er einen guten Grund, die Zügel fester anzuziehen und Pauline in seiner Nähe zu behalten. Vorerst jedoch ließ er den Wohnungsschlüssel in seiner Jackentasche, wo er hingehörte.
    Kaum war Constantin durch die Sicherheitskontrollen verschwunden, wurde bereits die Ankunft der British Airways -Maschine angekündigt, in der Henry saß. Also verließ Pauline an Nicholas’ Seite die Abflugebene, um ihre Freundin in Empfang zu nehmen.
    Unterwegs sagte sie: »Weißt du zufällig, wem die Katze gehört, die jeden Morgen auf unserem Balkon sitzt?«
    »Keine Ahnung.« Er überlegte. »Meinst du diese plüschige, schwarz-weiße?«
    »Genau. Ich habe sie in den letzten Tagen gefüttert. Sie sah so dünn aus.«
    »Ist das ein Trick?«, fragte er grinsend.
    »Um mich in Constantins Wohnung zu schleichen?« Lachend schüttelte sie den Kopf. »Ihr seid aber auch so was von misstrauisch. Nein, es wäre nur nicht in Ordnung, sie erst anzufüttern und dann im Stich zu lassen. Könntest

Weitere Kostenlose Bücher