Gib mir deine Seele
paar Tage nach England.«
»Wieso das?«
»David hat Geburtstag.« Sie hob beschwichtigend die Hand. »Nein, das ist nicht der Grund.« Ein spitzbübisches Lächeln schlich sich in ihre Mundwinkel. »Er ist wirklich ein rotes Tuch für dich, habe ich recht?«
»Nach dem, was er dir angetan hat.« Den verdammten Bastard sollte man in der Themse versenken.
»Du konntest ihn noch nie leiden. Hätte er mir damals nicht die heiße Suppe vom Busen gewischt, hättest du mich doch nie …«
»Sprich es ruhig aus.« Er beugte sich vor und ließ eine Hand ihren Schenkel hinaufgleiten. »Was hätte ich nicht getan?«
»Constantin, nicht! Die Leute gucken schon«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
»Gib es zu, das gefällt dir, ma petite .« Ihm war nicht entgangen, dass sie schneller atmete, und auch er spürte, wie die Erregung zurückkehrte, die schon seit dem Aufwachen nur darauf wartete, Besitz von ihm zu ergreifen. »Du magst es doch gefährlich.« Er sah sich um, und sein Blick fiel auf ein Bootshaus, in dem die Paddelboote gelagert wurden, die man sich hier leihen konnte.
»O nein! Nicht da«, stöhnte sie und zeigte auf die Alster. »Vom Wasser aus kann man hineinsehen.«
»Wie du meinst«, sagte er leichthin, wohl wissend, dass sie nicht damit gerechnet hatte, er würde sofort einlenken. »Du möchtest also nach London fliegen und Hamburg kennenlernen.«
»Vergiss den Umzug hierher nicht.«
»Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird Nicholas das erledigen.« Er lehnte sich vor und sah ihr in die Augen. »Wann wirst du akzeptieren, dass solche Dinge für dich nicht von Bedeutung zu sein brauchen?«
»Ich weiß nicht. Er ist ganz allein …«
»Allein? Pauline, ich habe eine Reihe von Mitarbeitern, die sich um meine Belange kümmern. Nicholas koordiniert sie nur.«
»Aber ich dachte … er tut doch so viel für mich.«
»Das tut er, weil du die wichtigste Person in meinem Leben bist und alles, was dich betrifft, auch für ihn höchste Priorität hat.«
»Du meinst, was er für mich tut, geschieht aus Pflichtgefühl dir gegenüber? Weil es sein Job ist?«
»Natürlich nicht! Nicholas liebt dich, Pauline.« Er griff nach ihrer Hand, um deutlich zu machen, wie wichtig es ihm war, dass sie ihre Situation verstand.
Pauline wurde blass und sah auf ihre Hände. »Henry wird das nicht gern hören«, sagte sie leise, und nach einer langen Pause trafen sich endlich ihre Blicke. »Was ist mit dir?«
Die Frage, ob er eifersüchtig sei, hing unausgesprochen zwischen ihnen. Constantin seufzte. Ohne zu viel von sich preiszugeben, war es schwierig zu erklären, was ihn mit seinem Assistenten verband. Sie waren Freunde, würden es hoffentlich noch lange bleiben. Doch jeder von ihnen kannte seinen Platz in diesem Gefüge und verhielt sich entsprechend. Das war in den ersten Jahren nicht immer reibungslos verlaufen, aber inzwischen funktionierte ihre Beziehung ohne größere Komplikationen. Natürlich wusste er von der geheimnisvollen Anziehungskraft, die zwischen den beiden bestand. Nicholas war fast so gut wie er selbst darin, seine Gefühle zu verbergen. Pauline fehlte dieses Talent, was ihrem Charme noch eine zusätzliche Note verlieh.
»Du gehörst mir.«
»Aber er hat mich geküsst.«
Diese Eskapade musste schwer auf ihrer Seele gelastet haben, denn schnell schlug sie eine Hand vor den Mund.
»Erinnerst du dich, wie du mir versprochen hast, alles zu erzählen, was dir wichtig ist, ma petit e ?« Die letzten Worte sagte er scharf, aber mit leiser Stimme.
Kaum hörbar hauchte sie schließlich: »Ja, Constantin!«
Zufrieden lehnte er sich zurück. »Nicholas hat mir das gleiche Versprechen gegeben. Im Gegensatz zu dir hält er sich daran.« Mit verschränkten Armen beobachtete er, wie die unterschiedlichsten Gefühle in ihr tobten. Das schlechte Gewissen gewann die Oberhand, aber er hatte auch Spuren von Unmut gelesen. Sie fühlte sich von Nicholas verraten. Neben der erotischen Anziehungskraft, von der die Luft zwischen den beiden knisterte, war auch die Sympathie, die sie füreinander empfanden, nicht zu unterschätzen. Nicht ohne Mühe unterdrückte er ein Lächeln.
Vielleicht sollte ich ihre Fantasien eines Tages wahr werden lassen …
In Paulines fliederfarbenen Augen spiegelten sich die vorbeiziehenden Sommerwolken, und er konnte sich nicht sattsehen an diesem feenhaften Gesicht, das selbst einer Liebesgöttin zur Ehre gereichte. Am liebsten hätte er ihr das schlechte Gewissen fortgeküsst, aber
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