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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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damit wäre der Erfolg dieser Lektion gefährdet gewesen. Seine Geduld wurde schließlich belohnt.
    »Es tut mir leid, Constantin.« Ein Funke blitzte in ihren Augen auf. »Er küsst gut.«
    Vorsichtig ließ sie sich kurz vor halb acht Uhr morgens auf ihren Sitz in der Lufthansa-Maschine nach London Heathrow sinken. Nicholas hatte ohne nachzufragen die Business-Class gebucht, und ausnahmsweise war sie ihm dankbar für diesen Luxus. Der Platz neben ihr blieb leer, was gut war, denn sie konnte die Schmerzenslaute nicht vollkommen unterdrücken, die ihr beim Hinsetzen unwillkürlich entschlüpften.
    Was musste ich Constantin auch provozieren? Damit, dass er sie für ihre freche Bemerkung bestrafen würde, hatte sie gerechnet. Nicht aber damit, dass es in ihrer neuen Wohnung ein schallisoliertes Zimmer gab. Zuerst war sie erfreut darüber gewesen, ohne Rücksicht auf Uhrzeiten oder Nachbarn üben zu können. Die Wohnungsbesitzerin sei Saxofonistin, hatte Constantin diese etwas ungewöhnliche Installation erklärt.
    Sadistin hätte es nach Paulines Einschätzung besser getroffen. Außer einem leicht verstimmten weißen Flügel sah sie keine Instrumente in dem Raum. Jedenfalls keine Musikinstrumente. Andere schon. Reichlich. Hinter einer Trennwand befand sich eine schreckenerregende Sammlung von Folter instrumenten, gegen die sich ihr »Spielzeugfund« zu Jahresbe ginn im Schrank der Berliner Wohnung bescheiden ausnahm. Allein acht Rohrstöcke zählte sie, und nachdem Constantin ihr Sinn und Gebrauch jedes einzelnen Werkzeugs erklärt hatte, verlangte es Pauline das erste Mal in ihrem Leben danach, Hochprozentiges zu trinken. Was er ihr nach der Besichtigung auch servierte.
    Das einzige einschlägige sogenannte Spielzimmer hatte sie in Paris im Club ChouChotement gesehen und auch einige Abbildungen im Internet. Meist sah es in diesen sadomasochistischen »Folterkammern« wie zu Zeiten der Inquisition mit einem Touch Westernbar aus: Elektrische Fackeln verbreiteten gedämpftes Licht, es gab viel dunkles Holz, Eisenketten und dunkelroten Samt. Die Leute schienen ein solches Ambiente zu mögen.
    Das hanseatische Pendant war weiß. Die merkwürdigen Möbel, von denen keines zum Sitzen einlud, die Wände – einfach so gut wie alles. Was nicht weiß war, schmeichelte in dunklem Graubraun wie trügerisches Moor ihren bloßen Füßen oder besaß die erbarmungslose Härte grob geschliffenen Stahls, so auch die innere Hälfte der Doppeltür und der breite Fensterrahmen. Ja, es gab Fenster, und die waren riesig. Wer auch immer das Vergnügen haben würde, seine Zeit nicht mit verbundenen Augen in diesem Weiß-Grau zu verbringen, konnte sich wahlweise am frischen Grün des gepflegten Rasens erfreuen, der sich bis zur Straße erstreckte – auf der zu dieser Jahreszeit erstaunlich viele Cabriolets und Radfahrer unterwegs waren –, die Jogger im Park beobachten oder zusehen, wie sich die weißen Segel der kleinen Boote blähten und über die Alster glitten.
    »Panzerglas«, hatte Constantin gesagt, dagegen geklopft und eine Jalousie heruntergelassen, die zwischen Privatheit und absoluter Finsternis alles bot, was gewünscht war.
    Nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, woran der Single Malt Whisky sicherlich einen gewissen Anteil gehabt hatte, war ihre Neugier einer lustvollen Vorfreude gewichen. Was würde in den nächsten Wochen in diesem Raum geschehen?
    »Du wirst es erfahren, verlass dich drauf«, hatte Constantin vielsagend lächelnd geantwortet, und dann hatte er ihr den Hintern versohlt, wie sie es nicht einmal in ihrer außerordentlich konservativen Schule erlebt hatte. Einen » Vorgeschmack« wolle er ihr geben. Das war ihm meisterhaft gelungen. Die anschließende » Versöhnung« würde ihr für immer unvergesslich im Gedächtnis bleiben.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, unterbrach eine Flugbegleiterin Paulines Erinnerungen.
    Ihr wurde bewusst, dass sie seit dem Start unruhig auf ihrem Sitz herumgerutscht war. »Nein, ich … ich habe nur furchtbar schlecht geschlafen«, gestand sie mit einem entschuldigenden Lächeln. »Wenn Sie vielleicht einen Rollmops für mich hätten?«
    Der Gesichtsausdruck der Frau war unbezahlbar. Die beiden Businessreisenden auf der anderen Seite des Gangs hoben rasch ihre Zeitungen. Ihr Lachen war trotz des Fluglärms nicht zu überhören.
    »Einer dieser legendären Tomatensäfte würde es wahrscheinlich auch tun«, sagte Pauline höflich. Schließlich konnte die arme Frau

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