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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ignorierte das Pieksen der Kiefernnadeln unter ihren bloßen Sohlen und warf sich so schwungvoll in seine Arme, dass er ins Taumeln geriet und sie beinahe im Sand gelandet wären. »Ich habe dich so vermisst.«
    Nach einem langen Kuss stellte er sie auf die Füße. »Komm. Je schneller wir mit dem Auspacken fertig sind, desto eher …«
    Er hat mir tatsächlich zugezwinkert , dachte sie kurz darauf und hielt verträumt mitten im Auspacken inne. Ihr Blick fiel aufs Bett, und ein Lächeln schlich sich in ihre Seele. Später! Eilig hängte sie zwei Hemden auf und legte einen Pullover zu den anderen Sachen in den Schrank. Wer immer sie eingepackt hatte, kannte ihren Geschmack genau. Sobald Pauline entdeckt hatte, dass sich eine ordentliche Auswahl ihrer Lieblingsstücke in der einen Holzkiste befand, hatte sie sich etwas Bequemeres angezogen. Nun war die Kiste leer, und sie schob sie hinaus auf den Flur. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, warf sie noch einen Blick zurück. Das Schlafzimmer war geräumig, aber nicht übermäßig groß. Geschmackvoll eingerichtet, passend zum skandinavischen Stil des Hauses. Die Insektengitter vor den Fenstern fielen ihr auf.
    Im Paradies gibt es also Mücken , dachte sie amüsiert.
    Es war das erste Mal, dass sie sich einen Schrank mit Constantin teilte. In diesem Haus gab es nur zwei Zimmer. Dieses und eine großzügige Wohnküche. Alles war vom Erbauer darauf ausgelegt, dass die Bewohner die meiste Zeit des Tages draußen verbrachten. Die große Terrasse mit Außenkamin zeugte davon ebenso wie der nicht vorhandene Fernseher. Dennoch würden sie auf engerem Raum leben als je zuvor. Strom und warmes Wasser waren vom Sonnenschein abhängig oder von einem Windrad, das auf der höchsten Erhebung der kleinen Insel stand. »Im Sommer scheint entweder die Sonne, oder es wird ziemlich windig«, hatte ihnen Kristian erklärt.
    In der Küche klapperte Geschirr. Sie sollte sich lieber beeilen, um Constantin, der sich um die anderen Kisten gekümmert hatte und offenbar weniger trödelte, beim Kochen zu helfen.
    Still blieb Pauline in der Küchentür stehen. Constantin hatte ihr den Rücken zugekehrt, er stand am Herd, der mit Holz befeuert wurde und an kühlen Tagen auch als Heizung diente. Die Terrassentüren waren weit geöffnet, den Tisch hatte er bereits gedeckt. Das weiße Geschirr wirkte mit den Stoffservietten sehr edel. Windlichter flackerten in bunten Gläsern, aber das Beste war der köstliche Geruch, der durchs Haus zog.
    »Es ist ungerecht«, sagte sie, und Constantin fuhr herum. »Da habe ich schon den schönsten Mann, der mir zudem jeden Wunsch erfüllt … und dann kann der Kerl plötzlich auch noch kochen!« Sie legte ihm den Arm um die Taille und hob einen Topfdeckel. »Was gibt’s denn? Ich habe einen riesigen Hunger.«
    »Spinat-Ravioli mit Ricotta-Estragon-Füllung und Pinienkern-Parmesan, vorweg eine Karottensuppe.«
    »Das hast du alles in der kurzen Zeit gemacht?«
    »Zu viel der Ehre. Ich habe vorsichtshalber einiges mitgebracht. Dein großer Appetit ist ja geradezu legendär.« Er gab ihr einen Klaps auf den Po. »Du kannst dich auch mal nützlich machen. Der Wein steht im Kühlschrank.«
    Sie entkorkte die Flasche und schenkte jedem ein Glas daraus ein, dann bat Constantin auch schon mit einer Verbeugung zu Tisch und servierte ihr die Suppe.
    »Als hättest du dein Leben lang nichts anderes getan!«, sagte sie lachend. Die Suppe schmeckte köstlich, und es war ihr egal, ob er sie nun selbst gekocht oder nur aufgewärmt hatte. Auch die Ravioli waren ein Gedicht. Während des Essens erzählte sie von ihrer königlichen Begegnung beim Shopping, und Constantin bestätigte, dass er der Herzogin begegnet war. Sie sprachen über ihre Rolle in der Oper Don Carlos, und Pauline genoss es, jemanden zu haben, mit dem sie das Stück dis kutieren konnte. »Ich hoffe, sie lassen die ›Fontainebleau‹-Szene am Anfang nicht wegfallen.«
    »Glaube ich nicht. Siobhan ist sehr darauf bedacht, dass die Zuschauer nicht nur die Musik verstehen – sie macht wunderbare Einführungen in alle Stücke, die sie aufführen lässt. Es ist ihr auch wichtig, Inhalte zu vermitteln. Und mal ehrlich, wer kann der Story schon folgen, wenn er glauben muss, dieser Don Carlos sei in seine eigene Mutter verliebt?«
    »Wie wahr!« Pauline lachte. »Die Vorstellung hat etwas Unappetitliches. Ganz im Gegensatz zu diesem Wein. Er ist ausgesprochen lecker.« Sie stellte ihr Glas zurück. »Ist der von deinem

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