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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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und sie musste über eine Metallleiter hineinklettern. Innen gab es nur vier Sitze, von denen einer dem Piloten gehörte, der ihr fröhlich zuwinkte, und eine Ladefläche, auf der bereits drei große Reisekisten Platz gefunden hatten sowie ihr Koffer.
    Constantin half ihr, sich anzuschnallen, schloss die Tür, setzte sich neben sie, und gleich darauf holperte das Flugzeug in Richtung Startbahn. Während des Starts kniff sie die Augen ganz fest zu. Dabei bemühte sie sich, mit leicht geöffnetem Mund ein- und auszuatmen. Ihr Magen fühlte sich an, als würde er fest zusammengedrückt, zudem bohrte sich ihr der Motorenlärm wie ein Korkenzieher in die Ohren.
    Erst als Constantin nach ihrer Hand griff, bemerkte sie, wie kalt diese geworden war, so sehr konzentrierte sie sich darauf, den Herzschlag zu kontrollieren. Ein hoffnungsloses Unterfangen, das wusste Pauline sehr wohl. Doch dieses Mal ging alles gut. Der Anfall blieb aus, und nach einer Weile öffnete sie die Augen und blinzelte in die Sonne.
    »Ich wusste nicht, dass du Flugangst hast.« Mit besorgtem Gesichtsausdruck betrachtete er sie und strich ihr mit der freien Hand über die Wange. »Wir sind nicht lange unterwegs.«
    Erstaunlicherweise ging es ihr allmählich besser. Der Pilot, der von ihrer Übelkeit nichts mitbekommen hatte, schwärmte vom wunderbaren Ausblick auf die Schären-Landschaft vor der Küste, und schließlich wagte sie sogar einen Blick hinaus. Unzählige Inseln lagen wie Felsbrocken, die größeren wie grüne Igel, im sonnenglitzernden Meer. Als Fotografie hätte es ihr sicher gefallen, aber nun flogen sie einen Bogen, und Pauline zog den Kopf schnell wieder ein. Langsam senkte sich das Flugzeug.
    »Gleich wird es ein bisschen holprig«, warnte der Pilot, und schon setzten sie auf dem Wasser auf und schaukelten wenig später auf den Wellen in einer kleinen Bucht. Die plötzliche Stille wurde nur vom Plätschern und dem hellen Knattern eines näher kommenden Motorboots gestört.
    Während Constantin und der Pilot einem fröhlichen, ziemlich runden Mann halfen, die Kisten zu verladen, zog Pauline ihre Schuhe aus, stellte ein Bein auf ihren Sitz und versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als sie einen Strumpf herunterrollte. Er hätte ihr ruhig sagen können, dass sie mit diesen Absätzen hier vollkommen falsch war. Dabei hatte sie die nur für ihn angezogen.
    Wahrscheinlich hat er vor, mich ins Boot zu tragen , dachte sie. Das sähe ihm ähnlich.
    Erst als sie den zweiten Strumpf vom Fuß zog, fiel ihr auf, dass die Männer nicht mehr sprachen. Alle drei standen im Boot und sahen aus, als sei bei ihnen die Zeit stehengeblieben. Schließlich räusperte sich der Pilot und sprang zurück auf die Kufe seines Flugzeugs, er warf einen verlegenen Blick auf Constantin, der ihm mit finsterer Miene folgte. Nur der dicke Mann im Boot grinste, als fielen heute Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Er zwinkerte ihr zu.
    »Luder!«, sagte Constantin für die anderen unhörbar. »Willst du uns alle verrückt machen?« Er reichte ihr die Hand, doch anstatt ihr beim Herabsteigen behilflich zu sein, warf er sie sich über die Schulter und stieg so beladen mithilfe der beiden anderen Männer ins Boot, wo er sie ziemlich grob auf eine Bank plumpsen ließ.
    Eine Stunde später winkte sie dem Flugzeug hinterher. In der Ferne konnte man einzelne Inseln sehen, einige von ihnen, hatte Pauline erfahren, waren im Sommer bewohnt, andere das ganze Jahr über. Auf dieser allerdings waren sie die einzigen Menschen, hatte Kristian, ihr Bootsführer, erzählt.
    Constantin hatte sie also tatsächlich auf eine einsame Insel entführt! Als würde er so etwas jeden Tag machen, stieg er aus dem Motorboot, mit dem er den netten Mann zum Flugzeug übergesetzt hatte, nachdem dieser endlich damit fertig geworden war, sie in die Geheimnisse des Hauses einzuweihen.
    Pauline sah zu, wie er das Boot vertäute, über den Steg ging und den sandigen Weg betrat, der hoch zum Haus führte, auf dessen Terrasse sie stand. Schnell kam er mit langen Schritten den Hügel hinauf, lässig die Ärmel aufgekrempelt, das weiße Hemd einen Knopf weiter geöffnet als üblich. Dazu eine blaue Twillhose und Segelschuhe.
    »Wie sehr ich dich liebe!«, flüsterte sie und spürte ein banges Ziehen im Magen. Jeder Tag mit Constantin erschien ihr wie ein Geschenk. Immer war da die Furcht, sie könnte ihn eines Tages verlieren.
    Bei diesem Gedanken hielt Pauline nichts mehr zurück. Sie rannte los,

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