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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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vor dem dämonischen Constantin hatte.
    Es war nicht die Sorte Angst, die sich wie ein stahlglänzendes Messer in ein Herz bohrt und darin wütet, bis dies den Kampf gegen das Unvermeidliche verliert, nicht die Furcht vor dem Tod, der mit eisiger Hand nach deiner Kehle greift, um das Leben herauszupressen. Diese kam wie ein goldenes Licht, das heller wurde, je mehr es an Kraft gewann, um dann unter Constantins erfahrener Hand immer wieder neu und überraschend aufzubrechen in ein farbig glitzerndes Spektrum aus Begehren und vollkommener Hingabe. Schmerz war der Schlüssel, den Pauline brauchte, um diese Angst vor dem Dasein und der Unfassbarkeit des Universums zu etwas so Wunderbarem zu verwandeln, das sie umhüllte, wie sonst nur die Liebe es tun konnte.
    Constantin verursachte diese Herzensangst … und er nahm sie ihr auch. Ohne ihn wäre Pauline verloren gewesen, hätte sich nach derartig überwältigenden Erlebnissen nie mehr wiedergefunden. Nur ihm vertraute sie sich an, weil sie wusste, er würde sie immer wieder aus diesem schwebenden Zustand nahezu vollkommener Auflösung zurückholen, sie nicht in der unendlichen Ewigkeit verglühen lassen.
    Dafür wurde er, das fühlte sie, reich belohnt. Sie schenkte ihm, was er so begehrte: bedingungslose Hingabe. Zu der auch gehörte, jeden seiner Wünsche sofort zu erfüllen, ihm zu dienen und ihm ohne zu zögern ihr Leben anzuvertrauen, und wäre er auch der Leibhaftige selbst gewesen. Ein Schaudern rann durch ihren Körper, und sie musste sich an der Tischkante festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Worauf habe ich mich eingelassen?
    Die Frage war müßig. Sie hatte längst ihre Entscheidung getroffen, obwohl er sie zu Recht gewarnt hatte: Auf ihrem Weg gab es kein Zurück.

26 Die Schären – Mittsommernacht
    »Wovon träumst du, Pauline?«
    Warme Hände legten sich auf ihre Schultern. Am liebsten hätte sie sich wie ein Hund geschüttelt, um einen klaren Gedanken fassen zu können. »Ich habe an Elisabeth de Valois gedacht«, schwindelte sie und hatte dabei das Gefühl, dass Constantin in diesem Augenblick bis auf den Grund ihrer Seele blicken konnte.
    »Vergiss die Oper für heute. Es ist ein besonderer Tag, komm!« Während er das sagte, nahm er sie bei der Hand und zog sie aus dem Haus, hinunter zum Strand, wo brennende Fackeln im Sand steckten und schlanke Hölzer pyramidengleich aufgestellt waren.
    Ein Lagerfeuer? Natürlich! Es war Mittsommer, und überall in Skandinavien, aber auch in anderen Ländern würden die Menschen Feuer entzünden, um diese magische Nacht im Jahreskreislauf zu feiern.
    Irgendjemand musste Constantin bei den Vorbereitungen geholfen haben. Sie sah sich um. All dies konnte er unmöglich in so kurzer Zeit selbst aufgebaut haben.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er: »Ich hatte Hilfe. Da fahren sie hin …« Er wies aufs Meer, wo in der Ferne ein Licht auf den Wellen tanzte. »Setz dich doch.«
    Sie fand, dass er ein bisschen merkwürdig klang. Fast so, als wäre er sich nicht sicher, ob seine Überraschung ihr gefallen würde.
    Und ob sie ihr gefiel! Unweit der hoch aufgeschichteten Holzpyramide war ein Zelt aufgebaut, das genau genommen eher orientalisch als skandinavisch aussah. Doch wer wollte angesichts des darunter ausgebreiteten fürstlichen Lagers aus Decken und Kissen kleinlich sein?
    In ihrem sommerlich geblümten Kleid, das eigentlich zu raffiniert geschnitten war, um zur schlichten Schönheit dieser Insel zu passen, ließ sie sich auf einem riesigen weichen Kissen nieder. Anschließend sah sie zu, wie Constantin eine der Fackeln nahm, zum Holzstoß ging und sie tief hineinschob, wartete, noch einmal zustieß, bis die kleine Flamme übersprang und sich schließlich hungrig durch das leichtere Reisig fraß, das die Räume zwischen den Stämmen füllte.
    Als das Feuer richtig brannte, kehrte er zu ihr zurück und zauberte von irgendwoher einen Kranz aus frischen Sommerblumen hervor, mit dem er sie zur Mittsommerkönigin krönte. Allerdings nicht ohne vorher voller Wonne ihren langen Zopf aufgeflochten und sie dabei erfreulich oft und leidenschaftlich geküsst zu haben. Sie tanzten barfuß im Sand einen improvisierten Walzer, tranken Champagner und ließen sich schließlich auf ein Lager aus weichen Kissen fallen.
    Pauline hatte einen Schwips. Nicht schlimm, aber doch genug, um sie mutig zu machen.
    Der Ring fiel ihr ein. Sex und Alkohol. Zweifellos eine geniale Idee, die sie da gehabt hatte.
    »Ich bin

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