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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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aufmerksam dabei zu. Es dauerte nicht lange, und die ersten Flammen loderten. »Wow! Feuer zu entfachen gehört eindeutig zu deinen Stärken. Du musst wohl im vorigen Leben viel Erfahrung damit gesammelt haben.«
    »Gut dreihundertfünfzig Jahre sind eine lange Zeit, da würdest selbst du es lernen«, sagte er und erstarrte im selben Augenblick.
    Überrascht sah Pauline auf seine breiten Schultern, die auf einmal verkrampft wirkten. Constantin lehnte sich so weit über das offene Feuer, dass sie Sorge bekam, er würde sich verbrennen.
    »Kennst du den Witz von dem Vielfraß und dem alten Mann?«, fragte sie mit vorgetäuschter Heiterkeit.
    »Nein …« Er drehte sich um und sah sie verständnislos an.
    »Schade, ich auch nicht. Aber ich brauche Wein zum Kochen. Würdest du mir bitte eine Flasche öffnen?«
    Die Spannung war beinahe greifbar gewesen, und Pauline konnte sich nicht vorstellen, warum.
    Was hat er mit seiner Bemerkung gemeint?
    Doch bald scherzten sie wieder. Pauline verbrannte sich erneut beim Abschmecken, und Constantin verrieb mit dem Finger kühle Butter auf ihren Lippen, nachdem sie sich geweigert hatte, eine Zwiebelscheibe in den Mund zu nehmen.
    Sie trank zu viel Wein zum Essen, aber er sagte nichts dazu. Vielmehr machte er ihr Komplimente zu ihren Kochkünsten, die sie huldvoll entgegennahm, obwohl es nicht halb so gut darum bestellt war, wie er ihr weismachen wollte.
    Nach dem Essen setzte er mit einer altmodischen silberfarbenen Kanne, die er langsam auf dem Herd erhitzte, einen köstlichen Espresso auf, und als sie den mit viel Zucker und zu heiß in einem Zug ausgetrunken hatte, stand er auf und sagte, er habe etwas zu erledigen. »Ich bin bald zurück. Warte hier auf mich.«
    Wohin sollte sie schon gehen? »Okay. Aber mach nicht zu lange, du weißt, wir wollen heute noch ins Theater!« Sie zwinkerte ihm zu.
    Constantin drückte ihr einen Kuss in den Nacken und lachte. »Wie könnte ich das vergessen? Ich beeile mich.« Die Schritte verklangen, als er von der Holzterrasse auf die Wiese sprang, und bald verschmolz sein Schatten zwischen den weit auseinanderstehenden Kiefern mit dem silbernen Licht des fast vollen Mondes, der am blassen Abendhimmel hing.
    Pauline lächelte, während sie den großen Topf aufsetzte, um Wasser zum Geschirrspülen zu erhitzen. Seit er die Insel betreten hatte, wirkte Constantin wie ausgewechselt. Entspannt und so verspielt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Es war eine ganz neue Seite, die sie hier an ihm entdeckte, dabei glaubte sie manchmal schon, ihn gut zu kennen.
    Doch was wusste sie wirklich über ihn? Sie waren sich vor über einem halben Jahr begegnet, und obwohl sie inzwischen eine vage Vorstellung davon hatte, was er beruflich tat, ließ er sie daran kaum teilhaben.
    Er verwaltete eine einzigartige private Kunstsammlung, von der Pauline insgeheim vermutete, dass sie ihm gehörte. Sicher war sie sich nicht. Constantin kaufte und verkaufte Kunst wie andere Menschen Silberbestecke auf dem Flohmarkt. Er saß in mindestens einem Dutzend Kuratorien bedeutender Kultureinrichtungen. Museen, Opernhäuser, Theater. Dafür besaß er nicht nur die Bewunderung, sondern vor allem den Respekt einflussreicher Leute. Sie hielten ihn für smart und bescheiden. Eine attraktive Kombination, die beiderlei Geschlecht gleichermaßen anzog.
    Es erfüllte sie mit Stolz zu wissen, was er dachte, wenn diese spinnenfadenfeinen Fältchen in seinen Augenwinkeln erschienen und er unter den unmöglich dichten Wimpern hervorsah, einer fremden Frau Komplimente machte, um Pauline dann nur mit einem schnellen Blick in ihre Richtung wissen zu lassen, dass sie diejenige war, der sein wahres Interesse galt.
    Doch in Wirklichkeit wusste sie nichts. Besaß er eine Familie, Brüder, Schwestern? Wahrscheinlich stammte er aus Südfrankreich. In Barcelona hatte auf den ersten Blick niemand daran gezweifelt, dass er Spanier war. In Paris wirkte Constantin wie jemand, der den Großteil seines Lebens in der Metropole verbracht hatte, und sie war sicher, dass Perser oder Griechen ihn ebenfalls für einen der ihren gehalten hätten.
    Es gab Zeiten, zu denen er vollkommen unzugänglich zu sein schien und sie froh war, wenn er seiner Wege ging, sie sich seiner Aufmerksamkeit entziehen konnte. Doch dann waren da diese besonderen Tage, an denen er sie ma petite chatte nannte, und Pauline wusste, dass unter seiner kühlen Fassade eine gefährliche Kraft lauerte. Und es gab Tage, an denen sie Angst vor ihm,

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