Gib mir deine Seele
dachte, du magst es, wenn ich dir den Hintern versohle.«
Paulines Gesicht wurde weich, und er hätte sie küssen mögen, aber ihre Antwort war ihm wichtig.
»Es gibt Tage, da glaube ich, ich bin nicht ganz richtig im Kopf, dass mir so was gefällt. Wirklich, das tut es«, beteuerte sie, als er eine Augenbraue hochzog. »Aber Theaterleute können furchtbar spießig sein, und ich möchte lieber keine solche Schlagzeile lesen: Opernsängerin von Ehemann misshandelt. «
Daran hatte er zu seiner Bestürzung überhaupt nicht gedacht. Constantin hätte sich ohrfeigen können. »Komm her«, sagte er sanft. »Wenn du willst, arrangiere ich, dass eine Vertrauensperson deine Maße nimmt, und wir geben sie ans Theater weiter. Bis zur ersten Anprobe sind keine Spuren mehr zu sehen, das verspreche ich dir.«
»Das fällt dir jetzt ein?«, seufzte sie in seinen Mund. »Mach dir keine Gedanken, ich schaffe das schon.« Dann blinzelte sie ihn frech an. »Anschließend habe ich übrigens noch einen Termin. Also wundere dich nicht, wenn ich länger weg bin, und vor allem schick mir nicht einen deiner Spione hinterher.«
»Als ob …«
Es klingelte an der Tür, und Pauline sagte: »Machst du auf? Ich muss mich umziehen, sonst komme ich zu spät.«
Er ging zur Tür und betätigte die Gegensprechanlage. »Ja?«
»Ein Paket für Constantin Dumont«, sagte jemand, der auf dem Monitor ein bisschen wie ein Frosch aussah, was an der Kamera lag, nicht am entstellten Postboten.
Constantin öffnete ihm, und wenig später quittierte er den Empfang und ging in sein Arbeitszimmer. Endlich! Das Päckchen war aus London, von Paulines Freundin Myrah. Es enthielt das Gegenstück zu seinem Ring. Alle Welt sollte sehen, dass sie zusammengehörten.
Mit wenigen Handgriffen hatte er die Verpackung aufgerissen und die kleine Box mit dem Drachenmuster geöffnet. Dieser Doppelring war zarter, die Oberfläche weniger grob strukturiert, aber an Paulines langen, schlanken Fingern würde er nicht zu übersehen sein. Constantin drehte ihn vorsichtig auseinander und hielt den Atem an. Fast das gleiche Motiv wie bei seinem Ring. Doch anstelle der Sterne waren hier, wie bei ihrer Kette, ausschließlich Monde eingearbeitet. Artemis mochte dominante Männer nicht besonders, um es höflich auszudrücken. Doch einer selbstbewussten Tochter des Mondes würde sie, so hoffte er inständig, vielleicht ihren Schutz anbieten.
Pauline steckte den Kopf durch die Tür. »Ich muss los, kriege ich noch einen Abschiedskuss?«
»Komm her, und hol ihn dir ab!«
Sie wirkte keineswegs, als hätte sie nach dem Fitting noch eine Verabredung. Außer vielleicht im Sportstudio, wie es der Anblick ihrer prall gefüllten Umhängetasche nahelegte. Was führt sie nun wieder im Schilde? Doch er verkniff sich eine entsprechende Frage. »Gib mir deine Hand.« Als sie ihm die rechte reichte, schüttelt er den Kopf. »Nein, die andere.«
Er nahm ihre Linke, drückte die Lippen auf die Innenfläche und drehte die Hand um. Wie schmal ihre Finger waren. Hoffentlich war der Ring nicht zu groß. Aber er hätte sich nicht zu sorgen brauchen. Das matt glänzende Symbol ihrer Verbundenheit glitt widerstandlos über Paulines Ringfinger und sah aus, als gehörte es schon immer dorthin.
Sie hauchte seinen Namen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Du warst bei Myrah«, sagte Pauline schließlich leicht außer Atem. Ihre Wangen glühten, und am liebsten hätte er sie gleich hier auf dem Schreibtisch verführt. Er gab der Versuchung nicht nach, sondern sagte: »Sieh ihn dir genauer an.
Sofort streifte sie den Ring ab und drehte ihn auseinander. »Oh! Drei Monde, wie an meiner Kette.«
»Das Siegel der Artemis«, sagte er. »Möge es dich immer schützen.«
Sie schob den Ring wieder zusammen und setzte ihn auf. »Danke, Constantin. Ich wünschte, ich müsste jetzt nicht …«
»Geh schon, wir sehen uns heute Abend.«
In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Ich liebe dich.« Ihre Augen strahlten.
»Ich liebe dich auch, Pauline«, sagte er, ohne nachzudenken.
Ein Reifen aus fest geschmiedetem Stahl schien sich von seiner Brust zu lösen, dann folgte ein zweiter. Er hielt den Atem an. Sah, wie sie ihm eine Kusshand zuwarf, und hörte wenig später die Eingangstür zuklappen. Erst als sie fort war, erlaubte er sich einen Moment der Schwäche und sank in seinen Schreibtischsessel. Sein Blick fiel auf das Stundenglas, das Erato ihm damals in London gegeben hatte, und er
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