Gib mir deine Seele
Agentur fragen? Wir haben auch kein großes Budget«, gab Kris zu bedenken.
»Was hast du vor? Willst du mir die Sache wieder ausreden?« Sie lachte. »Klar sollte ich die Agentur fragen, aber ich habe große Lust, es zu machen, und Zeit habe ich auch.«
Beim Dessert tauschten sie ihre Telefonnummern aus, und Kris versprach, sich zu melden, sobald er einen Studiotermin hatte.
»Wie kommst du nach Hause?«, fragte er, als sie das Restaurant verließen.
Pauline hatte vergessen, Nicholas anzurufen. Doch sofort sah sie, dass es auch nicht notwendig war. Verdrossen zeigte sie auf das Auto, aus dem er in diesem Augenblick ausstieg.
»Ist das nicht der Typ, der mit Lilly beim Konzert war? Nicht dass es mich etwas anginge«, fügte Kris schnell hinzu, als er ihre verärgerte Miene bemerkte.
»Nicholas arbeitet für meinen Mann. Eigentlich sind wir eher Freunde. Die beiden zusammen benehmen sich manchmal schlimmer als ein Rudel Löwenmütter.« Sie seufzte theatralisch, musste dann aber lachen. Es war einfacher, sich mit der Fürsorglichkeit ihrer beiden Männer abzufinden, als sich ständig darüber aufzuregen. »Sollen wir dich irgendwohin mitnehmen?«
»Danke, nicht nötig. Ich bin in zehn Minuten zu Fuß zu Hause.« Nachdem sie sich verabschiedet hatten, ging der Sänger mit langen Schritten davon.
»Sexy.«
»Du sollst keine Götter neben uns haben, Darling .«
Pauline fuhr erschrocken zusammen. Eben war Nicholas doch noch mehr als zehn Meter entfernt gewesen. »Hast du etwa die ganze Zeit hier auf mich gelauert?« Fröstelnd zog sie den Mantel enger. »Dann hoffe ich, es war wenigstens schön kalt für dich.« Trotz ihrer guten Vorsätze, sich nicht zu ärgern, machte sie keinen Hehl daraus, dass ihr diese Fürsorge zu weit ging.
»Keineswegs. Dort drüben gibt es eine Reihe mehr oder minder netter Kneipen. Und wenn ich nicht auf dich gewartet hätte, wärst du dann quer durch St. Pauli zu U-Bahn gelaufen, oder hättest du mich wie verabredet angerufen?«
»Schon gut.«
Doch erst als sie die Autotür hinter sich zugezogen hatte, die er höflich aufgehalten hatte, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke.«
»Wofür war das?«
»Einfach so.« Sie ließ ihren Sicherheitsgurt einschnappen. »Es ist schrecklich, sich nicht frei bewegen zu können, nur weil da draußen irgendwelche Irren herumlaufen, die glauben, sie könnten mit einer Frau tun, was ihnen gefällt. Ich will mich nicht verstecken.«
»Das musst du doch auch nicht.« Nicholas fuhr los. »Verrätst du mir jetzt, was dieser Kris von dir wollte?«
Nachdem Pauline vom Video und von Martins Anruf aus New York erzählt hatte, zeigte er sich beeindruckt. »Wenn das keine spannende Mischung ist, dann weiß ich es auch nicht. Was sagt dein Management dazu?«
»Keine Ahnung, Marcella weiß noch nichts davon.«
»Oh!«
»Ach komm! Mach mir kein schlechtes Gewissen. Ich habe so große Lust darauf, musikalisch etwas anderes auszuprobieren, und damit will ich bestimmt nicht warten, bis es zu spät ist. Wenn ich jetzt nicht lebe, wann dann?«
Ernst sah Nicholas sie an. »Du hast recht. Genieße jeden Tag, als wäre es dein letzter, Pauline.«
Erstaunlicherweise wählte Constantin nach seiner Rückkehr aus Amsterdam exakt die gleichen Worte. Er freute sich mit ihr, als drei Tage später die Zusage aus New York kam.
Ihren Part für den Song von Encompassed by Darkness hatte sie da bereits eingesungen. Sie war froh, dass sie erste Erfahrungen bei den Aufnahmen für ihre eigene CD gesammelt hatte und nicht vollkommen ahnungslos ins Studio kam. Besonders, als sie sah, wie professionell sich der Musiker auch in dieser Umgebung verhielt. Zu Beginn spielte Kris das Lied am Klavier und demonstrierte dabei, wie er sich ihre Einsätze vorstellte. Pauline sang, machte hier und da einen Vorschlag, und schließlich waren sie beide mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.
Für das Video wurden drei Drehtage eingeplant. Mit der Stylistin hatte sie im Vorfeld besprochen, dieselben Klamotten zu tragen wie damals beim Konzert der Band. Véro kannte Lilly, und die hatte ihr Schnappschüsse von Pauline gemailt, die sie zu Beginn und später bei ihrem Miniauftritt gemacht hatte.
»So etwas in der Art habe ich mir auch vorgestellt«, sagte Véro am Telefon. »Wenn wir das Styling zu extrem machen, sieht es nach Maskerade aus, und auf Anbiederung stehen die Fans nicht.«
Die Skepsis war nicht zu überhören. »Ich gehe zwar so nicht zum Einkaufen, weil dann meine Fans
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