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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Constantin auch froh, sie los zu sein, und ließ sie entkommen. Verlassen wollte sich Pauline darauf aber nicht.
    Problemlos passierte sie Aix-en-Provence und bald darauf Nizza. Zwischendurch rief sie ihre Agentin an, bat darum, ein Zimmer zu reservieren, und beschwor sie, Constantin nichts von ihrem Engagement zu erzählen.
    »Es soll eine Überraschung für ihn werden. Wir haben uns vor einem Jahr in Venedig kennengelernt.« Das stimmte sogar. Sie vertraute darauf, dass Constantin nicht damit hausieren gehen würde, dass sie ihm davongelaufen war, weil er ihr nach dem Leben trachtete.
    Marcella reagierte erwartungsgemäß entzückt und versprach, nichts zu verraten. »Nur über meine Leiche!«, sagte sie. »Viel Spaß euch Turteltauben.«
    Hat die eine Ahnung , dachte Pauline und bedankte sich.
    Unweit von Genua legte sie schließlich eine Pause ein, sie war stundenlang durchgefahren.
    Hungrig schlang sie an der Raststätte einen Hamburger und weiche Pommes frites hinunter und vertrat sich anschließend zwischen überquellenden Mülleimern die Beine. Was günstig war, denn ihr Magen rebellierte gegen den ungesunden Genuss. Überhaupt war ihr die ganze Zeit übel. Angesichts der gestrigen Enthüllungen nicht weiter verwunderlich , dachte sie.
    Hatte sie sich nun einem Wahnsinnigen hingegeben, oder gab es tatsächlich die oft zitierten »Dinge zwischen Himmel und Erde«, von denen sie als Normalsterbliche einfach keine Kenntnis haben konnte?
    Kurz vor Venedig rief Marcella auf dem neuen Handy an, um ihr die Adresse des Hotels durchzugeben. »Ich habe euch ein schönes Doppelzimmer im Palace Bonvecchiati gebucht«, sagte sie fröhlich. »Nicholas hat nach dir gefragt, aber natürlich habe ich dichtgehalten und auch im Theater angerufen, damit sie noch keine Pressemitteilung herausgeben.«
    Das gab ihr zumindest einen oder zwei Tage Zeit, in denen sie in Ruhe über alles nachdenken konnte. »Danke. Du bist ein Schatz!«
    Den Wagen parkte Pauline im Parkhaus Piazzale Roma und stieg, wie Marcella es ihr geraten hatte, in die Linie 1. Die Route durch den Canale Grande war wie eine Sightseeing-Tour und weckte Erinnerungen. Das Linienschiff fuhr vorbei an prächtigen Palazzi, unter anderem auch am Palazzo Vendra min, in dessen Seitenflügel einst Richard Wagner gestorben war. Etwa eine Viertelstunde später näherten sie sich ihrem Ziel, und nach einem letzten Halt am gegenüberliegenden Ufer stieg Pauline an der Rialto-Brücke aus. Trotz der Jahreszeit waren etliche Touristen unterwegs. Das Sprachgewirr empfand sie nach den Wochen der Entspannung auf dem Landgut als anstrengend.
    Eilig ging Pauline durch die Gassen und erreichte nach wenigen Minuten das Hotel, wo sie herzlich begrüßt und zu ihrem Zimmer begleitet wurde. Auf dem Sekretär lag eine Nachricht vom Theater, dass man sich morgen auf sie freue, außerdem fand sie eine Karte von Jonathan Tailor. »Schön, wieder mit dir arbeiten zu dürfen. Hast du heute Abend etwas vor? Wir könnten essen gehen.« Darunter hatte er seine Zimmernummer geschrieben.
    Pauline überlegte. Im Hotel gab es kein Restaurant, und sie musste wenigstens eine Kleinigkeit essen. Warum nicht mit Jonathan? Das Beste würde sein, auch ihm von einer geplanten Überraschung zu erzählen, für den Fall, dass Constantin auf die Idee käme, ihn nach ihr zu fragen. Nach Nicholas’ Anruf in der Agentur wusste sie, dass er mit der Suche begonnen hatte, und wahrscheinlich würde Nicholas mit seinem außergewöhnlichen Talent, Probleme zu lösen, auch sie bald aufgespürt haben. So etwas gehörte vermutlich zu seinen Spezialitäten.
    Also rief sie Jonathan an und verabredete sich mit ihm zum Abendessen. »Aber nichts Großes. Ich habe heute den ganzen Tag im Auto gesessen und bin ziemlich müde.«
    »Das ist in Ordnung. Um die Ecke gibt es ein kleines Restaurant, wollen wir uns um acht Uhr in der Lobby treffen?«
    Pauline stimmte zu und nutzte die verbliebene Stunde, um sich ein wenig zu erholen. Die Trattoria war von außen als solche kaum zu erkennen, innen drängten sich zwölf Tische auf wenigen Quadratmetern, aber die Küche, befand sie nach der Vorspeise, konnte es mit jedem Spitzenrestaurant aufnehmen. Ein echter Geheimtipp.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Jonathan und hielt eine DVD hoch. »Eine Aufnahme unserer La Traviata .«
    »Ehrlich? Aber es kann doch noch gar keine DVD produziert worden sein.«
    »Wurde es auch nicht. Die Qualität ist gruselig, aber es ist die gesamte Inszenierung

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