Gib mir deine Seele
danach zwischen ihre Beine und provozierte einen zusätzlichen Höhenflug. Schließlich ließ sie sich auf den Boden der geräumigen Dusche sinken und genoss im warmen Wasserstrahl die sanften Wellen der selbst erschaffenen Erregung.
»Pauline, bist du so weit?«
Sie schrak zusammen. Nein! »Ja. Gib mir noch ein paar Minuten!«
»Der Wagen wartet.«
Panisch drehte sie das Wasser ab. Zum Glück hatte sie daran gedacht, ihr Haar zu schützen, nur ein paar vorwitzige Spitzen waren nass geworden. Ein Blick in den Spiegel zeigte ein makelloses, wenn auch etwas zu rosiges Gesicht. Eilig schminkte sie ihre Augen und die Lippen. Im Schlafzimmer lag ihr Koffer bereit. Höschen und Strümpfe waren schnell angezogen. Daneben ein Karton. Endlich durfte sie der Neugier erlauben sich auszuleben.
»Le Camélia blanc«. Eine Einladung. Aufgeregt öffnete sie die Karte. Ein hübsches Armband fiel ihr entgegen. Es ließ sich problemlos über die Hand streifen.
Im dazugehörigen Karton fand sie das Kleid für diesen Abend. Auseinandergefaltet war es eine Überraschung: schwarz, streng, schlicht. Angezogen war es pure Sünde: Es betonte ihre Brüste und die Taille und war gerade lang genug, um den Rand der halterlosen Strümpfe zu verbergen. Pauline würde sich Mühe geben müssen, nicht bei jeder Bewegung zu viel von sich preiszugeben.
Ohne Zweifel hatte Constantin genau dies beabsichtigt. Erwartungsvolle Wärme durchströmte ihren Körper.
Enttäuschend kühl nahm er sie in Empfang. »Du bist zu spät.« In seiner Stimme lag die Drohung, dass sie Konsequenzen zu erwarten hatte.
Im Aufzug betrachtete sie ihn scheu. Constantin trug wieder das Outfit von vorhin – er könnte wirklich ebenso gut ein Rockstar sein. Er gefiel ihr beinahe noch besser als im Distanz verheißenden Anzug. Doch er wirkte auch gefährlicher, wie jemand, mit dem nicht zu spaßen war.
Ich muss wahnsinnig sein, mich auf dieses Spiel einzulassen , dachte sie, und im selben Moment wurde ihr klar, dass es kein Spiel war. Sie hatte sich vollkommen in seine Hände gegeben. Pauline erschauderte. Constantin würde sich an die Vereinbarungen halten, daran hatte sie keinen Zweifel. Doch ob sie dies auch von sich selbst sagen konnte, dessen war sie sich keineswegs so sicher.
Sie sah in sein Gesicht. Die eisblauen Augen schienen bis in ihre Seele blicken zu können. Die scharf geschnittenen Linien, der Mund, alles signalisierte Entschlossenheit.
Notfalls wird er mich dazu zwingen.
Der Augenblick, in dem Pauline erkannte, worauf sie sich eingelassen hatte, war für ihn unübersehbar. In diesen merkwürdigen Augen, die jetzt den Ton blühenden Lavendels angenommen hatten, flackerte plötzlich Angst, und sie sah ihn flehend an, als hoffte sie, er könnte ihr die Furcht nehmen.
Doch das Gegenteil war der Fall. Es durchfuhr ihn wie ein Stromschlag, und er konnte nicht sagen, ob sein Herz mit ihr litt oder ob es schiere Wollust war, die er verspürte. Die kalte Dusche hatte wenig geholfen. Sobald Pauline in seiner Nähe war oder er nur an sie dachte, wollte er sie besitzen. Auf jede mögliche Weise benutzen, aber auch lieben, sie zum Höhepunkt treiben, ihr die Geheimnisse ihrer Leidenschaft entlocken, die sie selbst noch nicht kannte.
Die Kiefer aufeinandergepresst, sah er beiseite. Dabei fiel sein Blick auf den Notschalter, und für einen kurzen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, sie hier im Aufzug zu nehmen und sich den Ausflug zu sparen. Doch wenn er wollte, dass sie ihre sexuellen Neigungen begriff und selbstbewusst formulierte, was sie sich von ihm wünschte, dann musste sie zuallererst wissen, was überhaupt möglich war.
Nicht alles, bewahre. Für die unappetitlicheren Spielarten der Szene hatte er zumeist wenig übrig. Der höchste Preis, den er erringen wollte, war nicht die Unterwerfung – er wollte nichts Geringeres, als dass Pauline ihm ihre Seele schenkte. Freiwillig.
Vor dem Haus wartete bereits eine Limousine. Wenig später überquerten sie die nachtschwarze Seine und glitten durch frühlingshafte, unter den Lichtern der Straßenlaternen glitzernde Boulevards. Paris bei Nacht. Er liebte und hasste diese Stadt. Heute, mit einer schönen Frau an seiner Seite, genoss er die Fahrt.
Nach einem leichten Abendessen bestiegen sie wiederum den Wagen. Unterwegs legte er ihr eine Maske an, und dieses Mal hinterfragte Pauline seine Gründe nicht. Er ahnte, dass sie sich hinter dem Stoff, der einen Großteil ihres Gesichts verhüllte, sicherer fühlte. Er
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