Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
selbst trug eine schlichtere Ausführung, wohl wissend, dass der innere Zirkel ihn ohnehin erkennen würde. Die Partys unter dem verheißungsvollen Titel Le Camélia blanc waren legendär, das Publikum – zumindest im VIP -Bereich – handverlesen. Constantin war ein seltener, aber gern gesehener Gast.
    Schließlich hielt der Wagen vor einem Gebäude, das auch vor zweihundert Jahren wahrscheinlich nicht anders ausgesehen hatte. Am Eingang befand sich lediglich ein dezentes Schild. » ChouChotement « war darauf zu lesen. Geflüster. Die edle, doch unauffällige Holztür schwang auf. Jemand scannte ihre Armbänder, dann betraten sie einen großen, dunklen Raum, der plötzlich nach unten hin offen war, als habe man die Decke zum Kellergewölbe herausgenommen. Constantin führte Pauline auf eine schmale Brücke, die den Abgrund überspannte. Unter ihnen wimmelte es von Menschen, einige sahen zu ihnen herauf.
    Amüsiert beobachtete er, wie Pauline rasch ihre Füße voreinander stellte, damit unter dem Rock für die Voyeure nichts zu sehen war.
    »Du wirst heute Nacht Dinge sehen, die dich schockieren. Einiges mag dich erregen, anderes abstoßen. Wenn es dir zu viel wird, sag mir Bescheid.«
    Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sie sogleich mit der öffentlichen Seite der Party zu konfrontieren. Hier war der Ton deutlich rauer als in den Salons, die sich in den oberen Etagen befanden und nur über einen gesonderten Zugang erreichbar waren.
    »Wo sind wir?«
    Ohne ihre Frage zu beantworten, fuhr er fort: »Du kannst tun, was du willst. Aber setze deine Maske nicht ab. Hast du verstanden?«
    Pauline versuchte unsicher, Schritt mit ihm zu halten, weil die Brücke schwankte und sie mit ihren hohen Schuhen keinen festen Halt fand. »Warte!«
    »Möchtest du, dass ich bei dir bleibe?«
    »Was denn sonst? Du hast mich hierhergeschleppt. Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen.«
    »Das werde ich nicht, ma petite «, flüsterte er ihr ins Ohr. »Bleib an meiner Seite.«
    Seine Hand war warm und bot ihr Sicherheit. Sie schwor sich, ihn nicht mehr loszulassen.
    »Freiwild!«, sagte plötzlich ein Mann, der neben ihr aufgetaucht war, und fasste unter ihren Rock.
    Pauline war so schockiert, dass sie zuerst nichts sagen konnte. Doch als seine Finger den dünnen Stoff ihres Höschens beiseiteschoben und sich an ihr zu schaffen machten, drängte sie sich an Constantin. »Bitte …!«
    Als hätte er nur auf ihr Zeichen gewartet, sagte er: »Sie gehört mir.« Obwohl die Maske seinen Gesichtsausdruck verbarg, reichte der scharfe Ton aus, um den Mann in die Flucht zu schlagen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung eilte er über die Brücke und verschwand in der Menge dahinter.
    »Hat es dir nicht gefallen?«
    »Der Typ war ekelig. Du wolltest mich beschützen.«
    »Du kannst tun und lassen, was du willst. Wenn du nicht willst, dass dich ein anderer berührt, musst du es nur sagen.«
    »Natürlich nicht. Ich bin kein Freiwild !«
    »Gut so.« Seine Lippen streiften ihren Mund. »Ich werde dir etwas zeigen. Komm mit mir, ma petite .«
    Sie hatten wieder festen Boden erreicht und stiegen eine steile Treppe in das Gewölbe hinunter. Augenblicklich herrschte um sie herum großes Gedränge. Die Gäste des Clubs trugen die absonderlichsten Kostüme: Lackkleidung, üppige Reifröcke, gepuderte Perücken, außergewöhnlich hohe Schuhe … doch niemand trug seine Haut zur Schau. Wohl aber wurden Menschen an Leinen geführt, waren an den Händen gefesselt oder hatten Knebel im Mund.
    Pauline hielt Constantins Hand fester. Das bewahrte sie allerdings nicht davor, dass fremde Hände wie zufällig ihre Brüste berührten, ihr über die Schenkel oder den Po strichen.
    Es war abstoßend. Im ersten Augenblick war sie deshalb froh, als Constantin mit ihr in einen Nebenraum ging, in dem weniger los war. Nachdem sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, sah sie, dass sich Männer und Frauen um ein Kreuz versammelten, das in der Mitte des Raums stand und wie ein riesiges X geformt war. Daran gelehnt stand eine junge, nackte Frau. Die Beine gespreizt und an den Knöcheln fixiert, die Arme nach oben gestreckt, ebenfalls gefesselt. Sie trug einen Knebel, und die Augen waren ihr verbunden.
    Davor stand ein schwarz gekleideter, untersetzter Mann, dessen Gesicht komplett unter einer Lederhaube verborgen war. So stellte sich Pauline einen mittelalterlichen Folterknecht vor, und als er nun eine Peitsche auf die

Weitere Kostenlose Bücher