Gib mir mehr - Scharfe Stories
diesem verletzlichen Zustand gesehen hatte. Die Frau war großartig. Erst nach und nach kam ihm zu Bewusstsein, dass sie ihm indirekt auch mitgeteilt hatte, es gäbe keinen Ehemann. Wenn sie einen Mann hätte, bräuchte sie ja nicht alleine mit den Krämpfen fertig zu werden, und unwillkürlich hatte er darauf reagiert, indem er seine Hilfe angeboten hatte. Er hatte sein Haus noch nie jemandem geöffnet, aber jetzt war sie in sein Leben getreten.
Am nächsten Morgen sah er sie nicht, als er jedoch in seine Hütte zurückkehrte, lagen zwei noch warme Brotlaibe vor der Tür. Auf einem Zettel stand »Danke. Iona«.
Iona. Perfekt. Er hätte es vermutlich nicht ertragen, wenn sie einen gewöhnlichen Namen wie Tracy oder
Carol gehabt hätte. Aber Iona: stark, heilig und einzigartig. Der Name passte zu ihr.
Sein Verlangen nach ihr war so übermächtig, dass er nichts mehr aß und nicht mehr schlief. Er malte und skizzierte, grübelte und masturbierte jeden Tag, während er über die verschiedenen Stellungen fantasierte, in denen er sie nehmen konnte, ohne dem Baby zu schaden. Er stellte sich vor, wie sie gleichzeitig mit ihm onanierte, die Hand in ihrem dichten, schwarzen Busch, die Finger um ihre harte, kleine Knospe gelegt. Er stellte sich ihr verzücktes Gesicht vor, und als er nutzlos in die Luft abspritzte, sah er vor sich, wie sie zuckend vor Lust käme. Sein Verlangen drohte ihn seiner körperlichen und geistigen Gesundheit zu berauben, aber seine Bilder gewannen an Ausdruck und Tiefe, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Überall in seinem Atelier lagen Bilder und Entwürfe von ihr, und er hätte ihr gern eines der Gemälde geschenkt, weil er das Bedürfnis hatte, seine geheimsten Gedanken mit ihr zu teilen. Aber Unerfahrenheit und Selbstzweifel hielten ihn gefangen, und er wusste nicht, dass es Liebe war, weil er seine Malerei nicht als Akt der Liebe ansah. Und doch wurde das Verlangen, sich ihr mitzuteilen, immer stärker.
Eines Abends nahm er das Bild, das ihm am besten gelungen war, und ging damit am Strand entlang zu ihrer Hütte. Es war ein Porträt von ihr, auf dem sie völlig nackt war, in ihrer ganzen schwangeren Schönheit. Es war ein kühnes, großes Bild, nur Farbe und Licht, und sie sah darauf überwältigend erotisch und sinnlich aus. Das war ihm allerdings nicht bewusst. Er wusste nur, dass es sein Geschenk an sie war. Wie benommen stand er auf ihrer
Veranda. Er brachte es nicht fertig zu klopfen, konnte sich jedoch auch nicht überwinden, das Gemälde einfach dort zu lassen. Unentschlossen ging er auf und ab, als sie plötzlich um die Ecke kam. Überrascht blieb sie stehen. Sie trug eine Art Kaftan aus rotem und orangefarbenem Baumwollstoff, geschnitten wie eine Tischdecke mit einer Öffnung für ihren Kopf. Ihre rabenschwarzen Haare fielen ihr offen über den Rücken. Zum ersten Mal blickte er ihr ins Gesicht. Es war ein stolzes, würdevolles, leicht hochmütiges Gesicht mit leicht indianischen, edlen Zügen. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine schmale Nase und einen festen, großzügigen Mund. Die Augen waren schmal und durchdringend, und er verlor sich in ihrer Tintenschwärze. Ihm war, als blicke er ins Herz des Universums.
»Ich bin es nur, Jake, von nebenan«, sagte er, um sie nicht zu erschrecken.
Als sie ihn erkannte, entspannte sie sich, und die Anspannung wich einem herzlichen Lächeln.
»Was kann ich für Sie tun, Jake?«
»Ich möchte Ihnen gerne etwas schenken.« Er entrollte die Leinwand. Jetzt, wo die Sonne darauf schien, leuchtete das Bild, als ob es lebendig wäre. Es enthielt seine Seele. Lange betrachtete sie es schweigend. Schließlich, nach einer Ewigkeit, wandte sie sich zu ihm und musterte ihn. Er hatte den Blick gesenkt.
»Mein Gott«, hauchte sie, und er stellte fest, dass ihre Stimme so tief war wie die eines Mannes, weich und melodisch, wie eine Glocke. »Ich glaube, Sie kommen besser hinein.«
Sie ging ihm voraus, und es überraschte ihn gar nicht,
als er feststellte, dass die Hütte mit ethnischen Stoffen und Kunsthandwerk eingerichtet war. Ein leichter Duft hing im Raum, den er nicht genau definieren konnte, der ihn aber an Myrrhe, Patschuli und Sandelholz erinnerte. Er fand ihn sehr erotisch. Sie setzte sich auf ein großes, weiches Kissen auf dem Boden und kreuzte die Beine, sodass ihr Bauch darauf ruhte. Mit dem Rücken lehnte sie sich an die Liege hinter ihr.
»Nehmen Sie sich ein Kissen, und setzen Sie sich vor mich.«
Anscheinend war ihnen beiden
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