Gib mir mehr - Scharfe Stories
herangemacht hatte.
Sie hatte sich in der örtlichen Kunstgalerie umgeschaut, und dabei war ihr ein großer, schlanker Mann in einem langen, dunklen Mantel am anderen Ende des Skulpturensaals aufgefallen. Sie hatte ihn natürlich an seinem
guten Aussehen sofort erkannt. Die Tatsache, dass er sich schwer auf einen Spazierstock stützte, hatte alles noch bestätigt. Die Zeitungen hatten vor einigen Monaten berichtet, dass Forsayeth einen Unfall gehabt habe, und dort hatte sie auch zum ersten Mal sein Gesicht gesehen. Ein gut aussehendes, kantiges Gesicht, das von einer wilden, braunen Lockenmähne eingerahmt war.
Sie hatte sich nicht zurückhalten können, war auf ihn zugeeilt und hatte ihn angesprochen. Sie war zwar für gewöhnlich schüchtern und ängstlich, aber zu ihrer Überraschung überwand sie dies zum ersten Mal. Ihn hingegen erschreckte ihr Verhalten offensichtlich.
Da er nur wenig auf ihren Redeschwall geantwortet hatte, hatte sie geglaubt, die einzige Chance ihres Lebens vertan zu haben, aber bei ihrer gestammelten Verabschiedung von ihm hatte er ihr seine Visitenkarte gegeben.
Da sie nun seine Adresse hatte, hatte sie ihm einen Fanbrief geschrieben, einen langen, glühenden Erguss. Rückblickend hatte sie es bereut, ihn überhaupt abgeschickt zu haben. Als seine Antwort gekommen war, war ihr beinahe übel geworden bei der Aussicht, ihn wiederzusehen, nachdem sie sich so lächerlich gemacht hatte.
Aber der Kunstunterricht, den er ihr gab, hatte sie in den siebten Himmel versetzt. Für Janine war Forsayeth ein Gott.
»Und was hast du mir heute zu zeigen?«, fragte der Gott, als die Lifttüren aufgingen und Janine in das lang gestreckte Loft trat, in dem Dominic Forsayeth wohnte und arbeitete.
Errötend zupfte Janine an ihrem Mantel und ihrer Mappe herum. Sie hatte in dieser Woche lediglich ein Pastellstillleben
von einer Schüssel mit Äpfeln und Pfirsichen zustande gebracht, und sie war so beschäftigt gewesen, dass es nicht besonders gut geworden war.
Forsayeth blickte ihr über die Schulter, als sie ihre Mappe auf seinen Arbeitstisch legte und ihr Bild herausholte.
»Wir sind nicht gerade abenteuerlustig, was?«, murmelte er.
Janine begann zu schwitzen. Sie zitterte und floss an den intimsten Stellen beinahe davon. Obwohl er hinter ihr stand und sie ihn nicht sehen konnte, hatte sie sein Bild ständig vor Augen. Statt der Früchte auf dem Papier sah sie Forsayeth selbst, groß und bedrohlich in seinen schwarzen Jeans, dem schneeweißen Seidenhemd und der grauen Brokatweste. Er stützte sich schwer auf seinen Stock, strahlte aber trotzdem ruhige Strenge und Dominanz aus.
»Es tut mir Leid«, flüsterte sie und sog den Duft seines Rasierwassers ein. »Ich hatte diese Woche nicht viel Zeit.«
»Wenn du jemals gut sein willst, dann musst du dir die Zeit nehmen«, erwiderte er, und sie hätte schwören können, dass er näher getreten war, da sein Atem sie am Ohr kitzelte. Wie war das möglich? Sie hatte nicht die kleinste Bewegung vernommen.
»Obwohl«, fuhr er in milderem Ton fort, »ich sehe hier eine hübsche Rundung an dem Pfirsich rechts.« Mit dem freien Arm griff er um sie herum und zeigte auf das Blatt Papier.
»Danke!«, stammelte sie, blickte auf seine langen Finger und stellte sich vor, wie sie sie berührten, wie sie an
ihren Rundungen entlangglitten, ihr Hinterteil umfassten und ihr vielleicht einen kleinen Klaps versetzten.
Oh nein, nicht schon wieder diese Gedanken!
Seit ihrem letzten Besuch hatten Janine einige sehr seltsame Vorstellungen geplagt, nachdem er ihr einige seiner Arbeiten in einem edlen, aber sehr gewagten Magazin gezeigt hatte.
Es war eine künstlerisch äußerst wertvolle Hochglanzzeitschrift gewesen, aber die Thematik – durchweg von Forsayeth allein illustriert – war körperliche Züchtigung junger Frauen zum Zweck sexueller Lust gewesen. Janine wusste zwar, dass es Menschen mit solchen Vorlieben gab, aber sie hatte noch nie ein solches Heft gesehen. Und sie hatte auch noch nie Zeichnungen gesehen, auf denen Männer hübschen Mädchen das Hinterteil versohlten.
»Siehst du, du kannst es eigentlich«, fuhr Forsayeth fort und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Zeichnung. »Du brauchst nur eine entsprechende Belohnung.«
Janine verspürte das Bedürfnis, sich umzudrehen und ihn anzublicken, aber sie traute sich nicht. Etwas in seiner Stimme – etwas Dunkles, Samtiges – brachte sie auf den Gedanken, dass auch er an das Hochglanzmagazin dachte.
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