Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Stirn. Ihr war zwar bekannt, dass er Angelina zu einem Shopping-Trip begleitet hatte – eine Tätigkeit, die ihn grundsätzlich an den Rande des Wahnsinns brachte – aber heute schien er doch leicht überzureagieren.
„Hast du ein paar Minuten?“, rief er von unten.
„Klar. Was ist denn?“
„Warte. Ich komme hoch.“
Als Valerie ihre Wohnungstür öffnete, harrte er bereits ungeduldig davor aus. Und wie immer, wenn er ihr so nahe war, machte ihr Herz einen übermütigen Hopser. Mit großen Schritten gewährte er sich Einlass.
„Komm doch rein“, murmelte sie. „Möchtest du eine Cola, oder lieber ein Glas Wein?“ Sie bot ihm inzwischen keinen Kaffee mehr an, da er ihr endlich gestanden hatte, wie sehr ihn die bittere Plörre anwiderte.
Rafael überlegte kurz. „Ein Glas Wein wäre prima, ich werde heute sowieso nicht mehr gebraucht.“ Seine Stimme troff geradezu vor Frust.
Tja, irgendwann musste er der Tatsache ins Auge sehen, dass er mit seinen Bemühungen um Angelina keinen Deut weiter gekommen war. Mitfühlend lotste sie ihn, mit einer Flasche Weißwein und zwei Gläsern beladen, auf den Balkon. Mit einer fließenden Bewegung schlüpfte er aus dem Sakko und warf es lässig über die Stuhllehne. Er setzte sich, lockerte die Krawatte, zog sie mit einem Ruck über den Kopf und feuerte sie auf die Jacke. Hektisch öffnete er die oberen Knöpfe seines weißen Hemdes und rollte die Ärmel hoch, bis seine muskulösen braun gebrannten Unterarme zum Vorschein kamen.
Valerie stand da wie vom Donner gerührt. Speichel sammelte sich in ihrem Mund, und ihre Zunge schien bis zum Boden zu hängen. Dieser gottverdammte Mork vom Ork schaffte es allen Ernstes, sie zum Sabbern zu bringen. Sie fühlte sich wie bei einer Aufführung der Chippendales, und nur ein klitzekleiner Rest an Selbstbeherrschung ließ sie davon Abstand nehmen, ihm noch die restlichen Klamotten vom Leibe zu reißen.
Mühsam rang sie um Fassung und gab sich innerlich einen heftigen Tritt. Als ihr Gehirn wieder ansprang, räusperte sie sich und rutschte auf den zweiten Stuhl.
Rafael nahm ihr die Weinflasche aus der Hand, die komplett in Vergessenheit geraten war. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Korken, bis dieser sich gemächlich nach oben bewegte. Mit einem leisen Plopp fiel er in seine Hand. Und obgleich Valerie schon mehrfach Zeuge dieser Befähigung geworden war, verblüffte es sie immer wieder.
Bedächtig verteilte er den Wein. Er hatte die Flasche noch nicht richtig zur Seite gestellt, als sie schon mit fahrigen Fingern nach dem Glas grapschte. Vielleicht zeigte Alkohol ja eine beruhigende Wirkung auf den Pulsschlag.
Währenddessen spielte der Californian Dreamboy apathisch mit dem Weinkorken. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Nun, er würde schon noch rauslassen, wo ihn der Schuh drückte. Und tatsächlich, nach einiger Zeit hob er den Kopf. Ein tiefer, unergründlicher Blick traf sie, und versetzte ihr Herz erneut in Aufruhr.
„Ich werde meine Mission abbrechen und nach Siria zurückkehren.“
Prompt verschluckte Valerie sich und fing an zu husten. „Das kann unmöglich dein Ernst sein!“, quiekte sie.
Er warf die Hände in die Luft. „Aber was zur Hölle soll ich denn tun? Angelina zeigt mir die kalte Schulter und hängt nur noch mit diesem verfluchten Sebastian rum. Der Kerl hechelt ihr hinterher wie ein Hündchen auf der Jagd nach einer Scheibe Wurst. Gestern Abend habe ich die beiden in einem Luxushotel am Tegernsee abgeliefert, um sie vorhin wieder dort aufzugabeln.“ Mit einem knirschenden Geräusch zerbröselte der Korken in seiner geballten Faust.
„Und zu guter Letzt war ich gezwungen, stundenlang vor einem Dessous-Shop auszuharren, nur um ihr dann Tüten voll durchsichtiger Stofffetzen herauszuschleppen. Sie wird wahrscheinlich keine Zeit verlieren, diese Errungenschaften ihrem neuen Lover zu präsentieren.“ Resigniert knallte er das Glas auf den Tisch, dass der Wein nur so spritzte. „Ich gebe mich geschlagen! Ich weiß, wann ich verloren habe.“
„Sebastian ist dieser Pressefritze, oder?“
„Ja.“
Valerie bewahrte einen Moment lang Schweigen, dann griff sie über den Tisch hinweg nach seiner Hand. Ein Geistesblitz war vonnöten! Zwar hatte sie sich auf die Fahne geschrieben, sich nicht mehr einzumischen, doch schon bei dem Gedanken daran, dass Rafael die Erde für immer verlassen sollte, wurde ihr speiübel. „Rafael, wirf nicht einfach so die Flinte ins
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