Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
nach Österreich und Italien – allerdings alleine.
Umso perplexer war er gewesen, als er am vorigen Abend das satte Blubbern der Harley vernommen hatte. Zum ersten Mal seit seiner Anwesenheit war Valerie auf die Maschine gestiegen. Wie ein Besessener war er in den Porsche gesprungen und hatte die Verfolgung aufgenommen. Doch schon an der ersten Ecke schien sich das Motorrad mitsamt Fahrerin in Luft aufgelöst zu haben.
Eine seltsame Energie, deren Ursache er nicht deuten konnte, hatte von dem Mädchen Besitz ergriffen. Wie Phönix aus der Asche erhob sie sich in neuem Glanze. Auch der Nachdruck, mit dem sie versuchte, ihn an den Mann – oder besser gesagt, die Frau zu bringen, verwirrte ihn.
Seufzend klappte Valerie den Laptop zu. „Also, gut. Mein Magen knurrt auch. Aber gleich morgen machen wir weiter. Du weißt, dir läuft die Zeit davon. Was möchtest du denn essen?“
„Oh, ich dachte an eine dieser leckeren Haxen.“
Valerie lächelte. „Geht klar. Ich ziehe mich noch kurz um. In zehn Minuten bin ich fertig.“
Zwei Stunden später lungerten sie satt und zufrieden auf den Bierbänken des Englischen Gartens herum und ließen den herrlichen Sonnenuntergang über dem glitzernden Wasser auf sich wirken, der die Umgebung in orangerotes Licht tauchte, bevor langsam die ersten Schatten der Nacht über Tische und Bänke krochen.
„O Val!“, schwärmte Rafael, während er skeptisch eine fette Ente begutachtete, die beim Davonfliegen erst übers Wasser zu watscheln schien, bevor sie schwerfällig abhob. „Es ist so wunderschön auf der Erde. Ich zerbreche mir seit Tagen den Kopf, was ich anstellen könnte, um hierzubleiben.“
Valerie starrte ihn fassungslos an. Ihr Blick glitt über seine verwuschelten dunklen Haare, die in den letzten Wochen wild gewachsen waren und seine hoheitsvollen Wangenknochen und Gesichtszüge viel weicher erscheinen ließen als die strenge Kurzhaarfrisur. Dann musterte sie seine strahlenden blauen Augen und schließlich seine sinnlichen Lippen. Und einmal mehr schien ihr Herzschlag ihre Brust zu sprengen.
Wie oft hatte sie sich insgeheim gefragt, ob diese Möglichkeit bestünde? David hatte es ja auch durchgezogen. Doch sie hatte es nie auszusprechen gewagt. „Und was ist mit Siria? Und Tristan? Und würde der Regierungsrat überhaupt zustimmen?“
Er seufzte. „Ich bin innerlich total zerrissen. Ich bin wirklich versucht, das alles zurückzulassen. Ich kann Davids Motivation inzwischen gut verstehen. Aber ich bringe es einfach nicht übers Herz. Ich denke, ich muss zurück.“ Er machte mit dem Arm eine weit ausholende Geste. „Das alles hier wird mir so fehlen!“
Dann blickte er ihr tief in die Augen, und ihr Herz hopste wie ein Flummi auf und ab. „Und du erst“, flüsterte er mit tiefer Stimme, „am liebsten würde ich dich mitnehmen.“
Nervös strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Dir ist schon klar, dass ich deinen Planeten nicht retten kann?“
Er schenkte ihrem Kommentar keinerlei Aufmerksamkeit, stattdessen zuckte ein Grinsen um seine Mundwinkel. „Ich sehe direkt Zachs und Gregors entgeisterte Gesichter vor mir, wenn statt einer großen Brünetten eine kleine Blondine aus dem Beamer klettern würde. Die beiden haben noch nie einen blonden Menschen in natura gesehen. Ich glaube, das würde sie glattweg umhauen.“
„Mhm, vermutlich.“
Über den Tisch hinweg fing er ihre Hand ein. „Sag mal, wie sicher ist das eigentlich, dass du keine Kinder bekommen kannst?“
Sofort fühlten sich Valeries Wangen heiß an. „Nun, Alex und ich haben es immerhin zwei Jahre lang versucht.“
Rafael spielte mit ihren Fingern. „Und wenn es an ihm lag?“
„Wenn man den Ärzten Glauben schenken kann, dann nicht.“ Sie straffte energisch die Schultern. „Aber darf ich dich daran erinnern, dass ich absolut nicht in dein Beuteschema passe? Du teilst schließlich nicht mit einer Freundin das Bett. Also ist das Thema eh durch.“
Rafael betrachtete sie sekundenlang mit unergründlicher Miene. „Und wenn ich mich eines Besseren besonnen hätte?“ Das Timbre seiner Stimme glich einem dumpfen Raunen.
Ja ja, natürlich. Nur um dann wieder Torschlusspanik zu bekommen. Das fehlte ihr gerade noch. Sie war schon genug durch den Wind.
Um die aufsteigende Hitze zu unterdrücken, die seine Worte in ihr hervorgerufen hatten, lenkte sie flugs ab: „Komm, lass uns den Rückzug antreten. So langsam wird es kühl. Außerdem muss ich noch ein paar Mails nach New
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