Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
…“ Zacharias seufzte. „Nun, ich denke, wir werden ihn unter unsere Fittiche nehmen. Oder, Gregor?“
Rafael schnappte hörbar nach Luft. Die Vorstellung, Tristan zwei Gruftis zu überlassen, die womöglich über Nacht den Löffel abgaben, gefiel ihm genauso wenig wie der Gedanke, all seinen Bekannten das Grüne vom sirianischen Himmel herunterzulügen.
Doch Zacharias ignorierte sein offensichtliches Missfallen und sprach ungerührt weiter. „Wir werden dich in zwei Wochen auf die Erde teleportieren, wo dich ein Sirianer in Empfang nehmen wird.“
Rafael schoss hoch wie eine Sprungfeder. „Teleportieren? Ihr meint Beamen? Mich in meine Einzelteile zerlegen und dann puzzlemäßig auf gut Glück wieder zusammensetzen?“ Wild gestikulierte er mit den Händen vor seinem Körper herum. „Denkt noch nicht mal daran!“
Zacharias und Gregor äußerten sekundenlang kein Wort. Schließlich erhob sich Gregor schwerfällig und legte Rafael beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Rafael, mach dir deswegen keinen Kopf. David, der dir auf der Erde zur Seite stehen wird, war früher Weltraumtechniker. Er hat die ganze Prozedur mitentwickelt und sich selbst zigmal der Teleportation unterzogen. Und vertrau mir, bei ihm sitzt noch jedes Körperteil an der richtigen Stelle.“ Mit sanfter Gewalt drückte er Rafael wieder auf den Stuhl.
Blitzschnell schaltete sich Zacharias ein. „Exakt. Leider kann David dir die technischen Details im Vorfeld nicht selbst erläutern. Die Erde hat eine solche Faszination auf ihn ausgeübt, dass er eine Rückkehr nach Siria schlichtweg abgelehnt hat. Einerseits ist das bedauerlich, andererseits haben wir so immer einen Verbündeten vor Ort. Er lebt in einer Stadt namens Las Vegas und betätigt sich als Magier …“
„Und was bitte schön ist ein Magier?“, fiel Rafael ihm ins Wort.
„Das lässt du dir am besten aus erster Hand erklären. So richtig habe ich das nämlich nie verstanden. Auf jeden Fall hatte David die hervorragende Idee, dich als Angelinas Chauffeur und Bodyguard einzuschleusen. So kannst du dich problemlos jederzeit in ihrer Nähe aufhalten.“
Da huschte ein Strahlen über Rafaels Gesicht, und die Furcht vor dem Beamen war Schnee von gestern. „Als Bodyguard? Soll ich sie vor Aliens beschützen?“ Begeistert dachte er an die anspruchslosen Science-Fiction Streifen, mit denen er sich an einsamen Abenden zudröhnte, und sah sich schon gefräßige Riesenwürmer und schleimige Kakerlaken mit einem Lichtschwert zerstückeln. Das konnte ja richtig interessant werden.
„Nein, auf der Erde gibt es keine Aliens, aber wohl lästige Reporter und Fotografen. So hat es mir zumindest David erklärt“, erwiderte Zacharias in einem Ton, der Rafael augenblicklich in die Realität zurückschleuderte. „Doch alle Details, die Erde betreffend, wird David dir vermitteln. Deine Aufgabe ist es, dich an Angelina heranzumachen und sie … äh, also … mit ihr …“ Zacharias wedelte mit einer Hand vage in der Luft herum. „Du weißt schon, was ich meine. Wie du das anstellst, ist deine Sache. Für den Notfall hast du ja noch unsere Liebestropfen dabei. Und sobald du Erfolg vermelden kannst, schicken wir weitere Männer auf die Erde.“
Rafael nickte geistesabwesend. Die beiden konnten ihm viel erzählen. Ob das alles so problemlos über die Bühne ging, stand in den Sternen. Wie war er in die Nummer nur wieder hineingeraten?
Zugegeben – er war ziemlich neugierig auf diesen fremden Planeten, von dem er außer dem Namen nicht viel wusste. Und was hatte er schon zu verlieren? Gut, seine Eltern würden ihm fehlen, und natürlich Tristan. Ansonsten aber ließ er nur seine Kumpels zurück, mit denen er waghalsige Atmosphärengleiterrennen bestritt oder Weltraumfußball spielte. Sein Beruf als Raketentechniker war zwar spannend, die Aussicht jedoch, sich als Chauffeur und Bodyguard zu versuchen, war auch nicht zu verachten. Und einer handfesten Prügelei war er noch nie aus dem Wege gegangen.
Als das Virus vor drei Jahren zugeschlagen hatte, war für ihn jeglicher Kontakt zum weiblichen Geschlecht versiegt. Kein Wunder, herrschte doch auf dem Planeten seitdem ein gewaltiger Männerüberschuss. Die vielen Junggesellen buhlten mit aller Gewalt um die wenigen übrig gebliebenen Frauen. Da Rafael aber unter ihnen bisher keine gefunden hatte, die ihn wirklich ansprach, und er auch nie gänzlich über Cara hinweggekommen war, hatte er sich aus diesen Hahnenkämpfen herausgehalten und
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