Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
ihm die Frauen daraufhin immer ratzfatz zu Füßen gelegen … wenngleich er zugegebenermaßen ein bisschen aus der Übung war.
„Gut, das kommt mir entgegen. Ich habe es auch nicht so mit Nachnamen.“ Ruckartig wandte sich seine potenzielle Ehefrau der Blondine zu, deren Anwesenheit ihm vollkommen entfallen war. Von einer Sekunde auf die nächste wich alle Freundlichkeit aus Angelinas Gesicht und sie wetterte los: „Valerie, bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Rafael kann von Glück reden, dass er den ersten Tag lebend überstanden hat.“
Rafael hob beschwichtigend die Hände. „Halb so wild, mir geht es gut“, versuchte er das Gift, das Caras Ebenbild verstreute, zu neutralisieren.
Doch diese war eindeutig auf Krawall gebürstet. „Was einem Wunder gleichkommt. Letzten Sommer hat Valerie mit ihrem unkontrollierten Fahrstil meinen geliebten Kater Balduin zur Strecke gebracht. Sie ist der tollpatschigste Mensch, der mir je in die Quere gekommen ist.“ Die tellergroßen Ringe an Angelinas Fingern klirrten, als sie hektisch in der Luft herumfuchtelte.
„Und, Rafael, seien Sie auf der Hut, wenn Sie Ihre Terrasse betreten. Da Valerie über Ihnen wohnt, laufen Sie Gefahr von einem Blumentopf erschlagen zu werden … Ansonsten“, fasste die aufgebrachte Diva ihren Unmut weiterhin in Worte, „wenn sie nicht gerade versucht, unschuldigen Menschen das Licht auszublasen, ist sie meine Assistentin. Sie ist Ansprechpartner in allen organisatorischen Dingen, egal ob es sich um Gehalt, Autos, Reisen oder sonst irgendetwas handelt. Ich möchte mit solchem Kleinkram nicht behelligt werden.“
Rafael drehte sich zu besagter Assistentin um, die hinter seinem breiten Kreuz in Deckung gegangen war. Den Blick starr zu Boden gerichtet, schien sie gerade nach dem Loch zu suchen, in dem sie verschwinden konnte. Kaum verwunderlich, bei den scharfen Vorwürfen, denen sie ausgesetzt war. Aber warum nur unternahm sie nicht den Hauch eines Versuches, sich zu wehren?
Und dann fiel ihm eine Erkenntnis wie Schuppen von den Augen. Gute Güte! Das war die Frau, die um Haaresbreite in Davids Bett gelandet wäre! Unglaublich! Sie war strohblond! Seinem magiebehafteten Freund schien aber auch gar nichts heilig zu sein. Doch wie ging man mit der Beinahe-Geliebten seines Mentors um, die einen nahezu über den Haufen gefahren hatte und obendrein einer Spezies angehörte, die einem alles andere als geheuer war? Kurz entschlossen streckte er ihr die Hand entgegen und zwinkerte ihr zu. „Hallo, wie bereits erwähnt, ich bin Rafael. Sie sind also meine neue Nachbarin. Ich muss zugeben, so eindrucksvoll hat sich selten jemand bei mir vorgestellt.“
Zaghaft sah sie zu ihm auf, griff dann aber nach seiner Hand. „Valerie, Valerie Graf“, krächzte sie. Anscheinend hatte der aufgewirbelte Staub ihr nicht nur die Fassung, sondern auch die Stimme geraubt. Sie räusperte sich. „Ich hoffe, Sie tragen mir das nicht bis in alle Ewigkeit nach. Falls Ihr Anzug etwas abbekommen hat, werde ich die Kosten natürlich übernehmen.“ Mit einem Anflug von Argwohn beäugte sie ihn.
Oh ja, sie stand definitiv mit Männern auf Kriegsfuß. Schmunzelnd hielt er ihrem Blick stand, bis sich ihre Gesichtszüge entspannten und er in ihren Augen einen erleichterten Glanz zu entdecken glaubte.
„Gut“, unterbrach Angelina schroff das Geschehen, „dann hätten wir das mit der Vorstellung ja auch erledigt. Valerie wird Ihnen das Anwesen, Ihre Wohnung und die Umgebung zeigen. Ich benötige Sie heute nicht mehr. Meldet euch bitte morgen früh um zehn, … ach nein, sagen wir lieber um elf bei mir. Ich muss dringend shoppen gehen.“
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte mit einem Hüftschwung, der Shakira hätte erblassen lassen, auf die gigantische Villa zu. Kurz vorm Eingang hielt sie noch einmal inne und rief über die Schulter: „Ach übrigens, ich haue mich jetzt ein Weilchen aufs Ohr. Also, verhaltet euch leise.“
Einige Sekunden lang stand Rafael wie festgefroren da und starrte auf die Eingangstür, die mit einem gewaltigen Rums hinter Angelina ins Schloss gefallen war.
Wow, was für eine Frau! So bildhübsch hatte er sie sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Aber was für ein Problem hatte sie mit dem Ohr? Oder handelte es sich mal wieder um eine dieser verflixten Redewendungen?
Unwillkürlich wanderten seine Gedanken abermals zu Cara. Die Warmherzigkeit, die sie zeitlebens ausgestrahlt hatte,
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