Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
hatte er gezwungenermaßen eingewilligt.
„So, Rafael“, riss David ihn aus seiner Trance, weg von dem blauen Himmel und den Schäfchenwolken, die gigantischen Wattebällchen glichen. Bedrückt wandte Rafael den Kopf vom Fenster ab. Gerade hatte er eine Wolke entdeckt, die mit ihrer kugeligen Form Tristan ähnelte. Wie es dem kleinen Kerl wohl ging? Ob sein pelziger Freund Zacharias und Gregor inzwischen in den Wahnsinn getrieben hatte? Nicht, dass er Mitleid empfand. Die beiden Greise hatten es ja nicht anders gewollt.
David streckte ihm zwei große Kuverts entgegen. „Hier, deine neue Identität.“
Gespannt linste Rafael hinein. Ein Umschlag enthielt Kreditkarten, mehrere Ausweise und einen Führerschein. Von Neugier erfüllt befingerte er alles, dann zog er erstaunt die Augenbrauen hoch. „Wie heiße ich jetzt? Rafael Schmitt? Das ist ja grässlich! Du hast so einen melodischen Namen.“ Frustriert warf er die Arme in die Luft. „Und ich? … Schmitt? Das ist doch hoffentlich ein Scherz?“
David lächelte. „Nein, ich habe dir mit Absicht so einen Namen verpasst.“
„Warum, damit ich schon beim Vorstellen dastehe wie ein Vollidiot?“
„Blödsinn! Schmitt gibt es Millionen Mal! Falls jemand auf die Idee kommen sollte, deine Identität zu überprüfen, ist es nahezu unmöglich, etwas über dich in Erfahrung zu bringen. In dem zweiten Kuvert befinden sich übrigens Zeugnisse, die bescheinigen, dass du lange für mich und später in Washington im Weißen Haus eingesetzt warst. Das habe ich auch alles schon Angelinas Assistentin gefaxt, aller Voraussicht nach wird sich keiner mehr für die Unterlagen interessieren.“
„Wow!“, rief Rafael, und sein Frust über den Namen war vergessen. „Im Weißen Haus, etwa beim Präsidenten?“
David grinste. „Wenn dich jemand danach fragen sollte, verweigerst du einfach die Aussage. Denn alles, was beim Secret Service passiert, ist streng geheim.“
David verschränkte die Finger vor der Brust. „So, ich denke, du weißt jetzt alles Notwendige. Und ich bin zuversichtlich, dass du ohne mich klarkommst. Möge deine Mission erfolgreich verlaufen.“ Er blickte auf seine Hände. „Noch eine Sache …“, druckste er herum.
Unverzüglich stellten sich Rafael die Nackenhaare auf. Was kam denn nun? Unsicherheit passte genauso wenig zu David wie Bescheidenheit.
„Ich habe mich über Angelina noch ein wenig schlaugemacht“, setzte dieser nach einigen Sekunden des Schweigens wieder an. „Sie soll nicht einfach sein.“
„Was genau willst du damit ausdrücken?“
„Auf der Erde bezeichnet man das als ‚Starallüren‘ . Ihre Angestellten wechseln häufig und haben keine hohe Meinung von ihr. Sie treibt sich nächtelang in Klubs herum und soll einen ausufernden Männerverschleiß haben, von Drogen und Alkohol ganz zu schweigen. Seltsamerweise ist mir das in der Zeit, in der ich sie für Zacharias bespitzelt habe, nicht aufgefallen. Aber mach dir keine Gedanken, womöglich sind das ja alles nur Gerüchte. Denn sobald ein Mensch auf der Erde Erfolg hat, lassen die Neider nicht lange auf sich warten. Nichtsdestotrotz würde ich mich darauf einstellen, dass es kein Pappenstiel sein wird, sie für Siria zu gewinnen. Könnte sein, dass du auf die Liebestropfen zurückgreifen musst.“
Er warf einen Blick aus dem Fenster. „Ich habe übrigens die Bekanntschaft ihrer Assistentin gemacht. Sie ist ein richtiger Hingucker und scheint sehr umgänglich zu sein, auch wenn sie aus irgendeinem Grund mit Männern auf Kriegsfuß steht. Ich musste wirklich tief in die Trickkiste greifen, um sie herumzukriegen. Und ohne meine telepathischen Fähigkeiten hätte ich vermutlich auf Granit gebissen.“
Rafael hustete, da er sich an der Cola verschluckt hatte, seinem neuen Lieblingsgetränk. „Ich fasse es nicht! Versuchst du mir gerade mitzuteilen, dass du mit Angelinas Assistentin geschlafen hast?“
David zuckte mit den Schultern. „Viel hat nicht gefehlt. Im letzten Moment hat mir leider Angelina die Tour vermasselt. Aber vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja irgendwann wieder.“
Rafael sprang auf und wanderte gedankenverloren in dem kleinen Jet umher, bevor er wieder auf den Sitz plumpste. „Du liebe Zeit! Wie stehe ich denn nun da? Mein vermeintlich früherer Arbeitgeber schaufelt einfach so meine zukünftige Kollegin an. Wie peinlich ist das denn?“
David schüttelte entnervt den Kopf. „Das heißt anbaggern oder angraben, nicht schaufeln. Und jetzt mach dich
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