Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
kam ihm in den Sinn. In Angelinas Augen jedoch hatte er nicht ein Fünkchen Güte oder Lebensfreude erkannt. Im Gegenteil, die Schauspielerin vermittelte einen gehetzten Eindruck, als wäre sie auf der Flucht oder stünde unter enormem Druck. Versonnen fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Auf Siria war immer er der Hektiker gewesen und Cara der ruhende Pol. Doch gegen die beiden überdrehten Frauen hier im Garten kam er sich geradezu vor wie eine Oase der Ruhe.
Ob alle Erdenmenschen so kaltschnäuzig und durchgeknallt waren? Und wie er wohl auf Angelina gewirkt hatte? Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich nicht die Bohne für ihn interessierte. Ob es ihm tatsächlich gelang, sie für sich und Siria zu gewinnen? Natürlich ohne diese dämlichen Liebestropfen, die eigentlich für den Artenschutz der Mondbären entwickelt worden waren.
Da riss ihn ein leises Räuspern in die Gegenwart zurück. Er fuhr herum und begegnete Valeries Blick, die geduldig neben ihm ausharrte. Anscheinend hatte sie inzwischen ein wenig Vertrauen zu ihm gefasst, denn sie schenkte ihm ein Lächeln. Und als er in ihren Augen versank, erkannte er, dass es auch auf der Erde Menschen mit einer warmen und freundlichen Aura gab.
Während Rafael auf Gedeih und Verderb jedes noch so kleine Detail des Anwesens unter die Lupe nahm, packte Valerie die Gelegenheit beim Schopfe und begutachtete ihn heimlich. Mr. Bodyguard hatte seinen trapezförmigen Rucksack lässig über die Schulter geworfen und schleppte ihn ohne Unterlass wie einen wertvollen Schatz mit sich herum. Ihre Aufforderung, das Gepäckstück doch abzustellen, hatte er geflissentlich ignoriert. Das Teil schien von enormer Wichtigkeit zu sein.
Ihr Blick schweifte über den schwarzen Anzug, der seinen sportlichen Körper maßgeschneidert umhüllte und höchstwahrscheinlich wertmäßig ihren Kleinwagen in den Schatten stellte. Mit der dunklen Krawatte und dem weißen Hemd verkörperte Rafael schlichtweg den Mann von Welt. Noch dazu war er gerade drauf und dran, sich am allerersten Tag das komplette Anwesen zu verinnerlichen. Er schien seinen Job mit Nachdruck zu verfolgen.
Valerie musste sich eingestehen, dass sie zutiefst beeindruckt von dem kräftigen, groß gewachsenen Mann mit dem festen Händedruck und den leuchtend blauen Augen war. Wobei das Wort blau fast untertrieben war. Noch nie hatte sie Pupillen gesehen, die mit einer solchen Intensität strahlten. Und als er ihr die Hand geschüttelt hatte, war ihr allen Ernstes der Gedanke durch den Kopf geschossen, wie sich seine Finger wohl auf ihrer nackten Haut anfühlen würden. Nur um sich gleich darauf zu fragen, ob sie noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war.
Im ersten Moment, mit der dunklen Brille, hatte er einen verwegenen Eindruck vermittelt. Doch der war wie weggeblasen, als er lächelte und lässig die Brille nach oben schob. Sein Blick erschien ihr vertrauenserweckend, und in seinen Augen lauerte der Schalk. Und trotz der hohen, markanten Wangenknochen wirkten seine Gesichtszüge weich, mit unglaublich sinnlichen Lippen. Gelinde ausgedrückt war er der Inbegriff des Traummannes schlechthin.
Immer noch inspizierte ebendieser Traummann hingebungsvoll das Grundstück. Gerade peilte er den Rasen vor der Villa an und musterte die aufwendig angelegten Blumenbeete mitsamt Springbrunnen. Fast genießerisch hielt er eine Hand unter den Wasserstrahl, der aus dem kupfernen Fischmaul sprudelte, und beobachtete fasziniert wie sich die glitzernden Wassertröpfchen in dem runden Steinbrunnen um Kopf und Kragen stürzten.
Dann nahm er mit seltsamem Interesse eine Biene in ihrem Pelzmäntelchen in Augenschein, die ihn erst umsummte, bevor sie sich in einer roten Tulpe verkroch. Er fuhr herum und heftete seine Augen auf den geschwungenen Kiesweg, der in einiger Entfernung vor einem beschaulichen roten Backsteinhaus und einer ausladenden Garage endete. Sein Blick wanderte über die hohen Kastanienbäume und die pittoreske Natursteinmauer, die das weitläufige Anwesen umschloss.
Die Vermutung lag nahe, dass Rafael gerade das Gleiche durch den Kopf geisterte wie ihr selbst, als sie das Areal zum ersten Mal betreten hatte. Was konnte eine einzelne Person nur dazu bewegen, in dieser kleinstadtähnlichen Anlage mit den Ausmaßen eines Club Med zu leben? Doch mittlerweile war Valerie zu der Erkenntnis gekommen, dass Angelinas abgehobene Schauspielerkollegen allesamt in ähnlichen Residenzen logierten. Also hatte auch
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