Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Kopfschmerzen holen?“
„Nein, danke, ich habe hervorragende Mittel. Ich befinde mich auch schon auf dem Weg der Besserung.“ Seine Hand krampfte sich um den Türrahmen. „Äh, Valerie … darf ich Sie etwas fragen? Sie kennen Angelina besser als ich. Ich vermute, sie ist sauer auf mich. Wie verhalte ich mich denn nun am besten?“
„Verraten Sie mir den Grund?“
Verlegen blickte Rafael zu Boden. Seine Finger schienen den Türrahmen geradezu zu erdrosseln. Und tatsächlich vernahm sie ein leichtes Knarzen, als das Holz unter dem Druck seiner Hand gepeinigt aufjaulte. Ruckartig zog er den Arm zurück, und als er wieder aufschaute, zierten ein paar rote Flecken seine Wangen.
„Tja, das ist schwer zu erklären. Ich glaube, sie wollte gestern … äh, noch ein wenig Unterhaltung. Doch aufgrund des Whiskeys bin ich eingenickt. Als ich wieder zu mir kam, hatte sie das Weite gesucht.“ Er schloss die Augen und ließ den Kopf gegen den Türrahmen sinken. „Ich hatte vorhin nicht die Kraft, ihr gegenüberzutreten. Ich musste mir zuerst ein paar Tropfen einverleiben, damit das Hämmern in meinem Schädel aufhört.“ Mit einem Ruck hob er den Kopf. „Meinen Sie, ich sollte rübergehen und mich entschuldigen?“
Valerie gab sich alle erdenkliche Mühe, doch sie konnte ihr Grinsen nur unzureichend unterdrücken. Er hatte in der Tat die große Angelina Russo abblitzen lassen. Das war der Lady in ihrem ganzen Leben noch nicht passiert. Sollte sie den unglückseligen Tropf darüber in Kenntnis setzen, dass Angelina ihm das nie und nimmer verzeihen würde, oder war der arme Kerl schon fertig genug?
„Nun“, antwortete sie, immer noch unterdrückt schmunzelnd, „mein Tipp wäre, ihr tunlichst aus dem Weg zu gehen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Kommen Sie ihr auf keinen Fall zuvor in die Quere. So wie ich Angelina kenne, ist sie momentan nicht ansprechbar.“
Rafael bedachte sie mit einem verzweifelten Blick. „Im Ernst jetzt?“
„Ja, so leid es mir tut. Gehen Sie rein und schlafen Sie sich aus. Zu Kreuze kriechen können Sie, sobald sie sich wieder eingekriegt hat. Im Normalfall dauert das so zwei bis drei Tage.“
„Gut, danke für den Tipp. Ja, ich glaube, ich lege mich jetzt wirklich hin.“
„Ich werde mich auch extrem leise verhalten“, flüsterte sie, schon auf dem Weg nach oben. „Gute Besserung.“
Kaum hatte sie ihre Wohnungstür hinter sich geschlossen, entwich ihr schallendes Gelächter. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund, denn auf keinen Fall durfte Rafael sie hören. Dann aber hielt sie es nicht mehr aus, kippte rückwärts gegen die Wand und kugelte sich nahezu vor Lachen. Tränen liefen ihr aus den Augen, und sie musste ihre volle Konzentration aufwenden, um nicht in lautstarkes Gequieke auszubrechen.
Es dauerte Minuten, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Und sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so herzhaft gelacht hatte.
Drei Tage später wanderte Angelina immer noch kettenrauchend mit der Laune eines gereizten Tigers durchs Haus. Sie hatte sich bereits eine Stunde auf dem Stepper abreagiert und war fünfzig Bahnen in dem beheizten Pool geschwommen, aber all das hatte nichts geholfen. Ihr Leben glich zurzeit einer nicht enden wollenden Katastrophe.
Begonnen hatte alles mit der Trennung von ihrem Exfreund Charlie vor fast drei Monaten. Sie hatten sich ein halbes Jahr zuvor bei einer Gala-Veranstaltung kennengelernt, nach der sie ratzfatz zusammen in der Kiste gelandet waren. Charlie entpuppte sich als Gott im Bett, doch leider blieb ihnen nur wenig Zeit für gemeinsame Schäferstündchen, da Angelina die meiste Zeit bei irgendeinem Filmdreh verbrachte. Was Charlie nicht davon abhielt, ihr wie aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag zu machen.
Der Typ war doch völlig durchgeknallt!
Als ob sie sich mit ihren sechsundzwanzig Jahren schon an einen Mann binden würde. Noch dazu an einen ausgeflippten Rocksänger. Doch Charlie wollte die Hochzeit um jeden Preis, und so hatte sie keine andere Möglichkeit gesehen, als ihn aus ihrem Leben zu verbannen. Jammerschade, denn im Bett war er wirklich eine Granate gewesen.
Und seitdem war alles so richtig aus dem Ruder gelaufen. Wochenlang hatte sie sich für diese blöde Oscar-Verleihung gewappnet und gelebt wie eine Nonne, nur um diese verfluchte Statue dann nicht zu bekommen. Und dafür war sie fast ein halbes Jahr als durchgeknallte Serienmörderin mit
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