Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
erschüttern.
„Äh, ist Angelina da?“, erkundigte Valerie sich dümmlich, da ihr so Knall auf Fall nichts Besseres einfiel.
Ihre geflochtenen Zöpfe wippten, als Margot nickte. Kurz und bündig verkündete sie auf bestem Bayerisch: „Sauna. Ja ned störn. Is granddig.“
Dass Valerie sie verstand, verdankte sie ihrer ausgeprägten Eloquenz, denn die meisten Menschen hinterließ Margot ratlos. „Geht es ihr denn ansonsten gut?“
„Glaub schoa“, versetzte das Sprachgenie mit fragender Miene. „War no was?“, fügte sie hinzu, als Valerie keinerlei Regung zeigte. Dabei verschränkte sie die Arme vor der Brust wie ein kompromissloser Türsteher. Fehlte nur der Kommentar des bekannten Komikers: „Du kommst hier nicht rein.“
„Äh, nein, nein, alles in Ordnung. Angelina wird sich schon bei mir melden, falls sie mich braucht.“ Schnell wirbelte sie herum und schickte sich an zu entschwinden.
„Valerie!“, hörte sie da Margot rufen. „Könntns was mitnehma?“
Das Dirndl verkrümelte sich ins Haus und kam kurz darauf mit einer dunklen Jacke und einer Krawatte zurück. Wortlos drückte sie der erstarrten Valerie die Klamotten in die Hand. Und während diese noch ungläubig auf die Krawatte schielte, als wäre sie eine giftige Natter, schwappte eine Woge der Wut, verbunden mit nagender Enttäuschung, durch ihren Körper. Erst nach einigen Sekunden setzte sie sich stockend in Bewegung.
Vor Rafaels Tür spitzte sie nachdenklich die Ohren. In der Wohnung herrschte Grabesstille. Was hatte Angelina nur mit ihm angestellt? Alkohol? Drogen? Oder hatten sie sich einfach nur das Hirn herausgevögelt? Aber dann müsste Angelina doch besser drauf sein?
Zögerlich klopfte sie an. „Hallo, Rafael, ich bin’s Valerie. Geht es Ihnen gut? Kann ich irgendetwas für Sie tun?“, rief sie, ein Ohr an die Wohnungstür gelegt.
Nichts passierte.
Ob sie ihn in Ruhe lassen sollte? Wahrscheinlich legte er momentan keinerlei Wert auf Besuch. So huschte sie lautlos wie eine Diebin von dannen.
Doch als sie gerade die Treppe erreichte, vernahm sie hinter sich ein leises Quietschen. Langsam drehte sie sich um. Rafael hatte sich mit einem Arm von innen an den Türrahmen gelehnt und spähte durch die halb geöffnete Tür heraus. Seine Augen machten einen glasigen, abwesenden Eindruck. Die Pupillen waren beängstigend geweitet.
Valerie konnte es kaum fassen. Drogen! Dabei hatte sie so gehofft, dass das leidige Thema der Vergangenheit angehörte. Und nun hatte diese Verrückte anscheinend sogar Rafael mit hineingezogen. Langsam näherte sie sich ihm. Er machte einen bedauernswerten Eindruck. Da er sich noch nicht die Mühe gemacht hatte, sein Hemd zuzuknöpfen, erhaschte sie unwillkürlich einen Blick auf seine muskulöse, unbehaarte Brust. Sie atmete tief ein. Die Männlichkeit, die er selbst in dieser miserablen Verfassung ausstrahlte, war kaum zu ertragen. Sein Oberkörper glich einer Skulptur von Michelangelo, und sie war nicht in der Lage ihre Augen von ihm loszureißen.
Du liebe Güte, was machte denn das für einen Eindruck, wenn sie nur wortlos dastand und glotzte? Und trotzdem schoss ihr immer wieder die eine Frage durch den Kopf: Wie es sich wohl anfühlen würde, seine Brust zu berühren? Sie räusperte sich und zwang sich, ihm ins Gesicht zu schauen. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Geht es Ihnen gut?“
„Nein, nicht besonders“, wisperte er. „Oh, ich sehe, Sie haben meine Jacke und Krawatte. Irgendwie sind die beiden Teile gestern unter die Reifen gekommen.“ Wortlos streckte er die Hand aus, um ihr die Kleidungsstücke abzunehmen.
„Räder“, murmelte sie, während sie ihm seine Klamotten reichte und ihre Blicke erneut zu seinen stahlharten Bauchmuskeln abrutschten, die sich durch die Bewegung angespannt hatten. „Aber was ist denn passiert?“
„Alkohol!“, flüsterte er.
Irritiert sah sie auf. „Bitte?“
Er schüttelte leicht den Kopf. „Ja, dummerweise habe ich mich zu Whiskey hinreißen lassen. Ich trinke normalerweise nichts Hochprozentiges. Es erschließt sich mir nicht, wie Angelina dieses Gift in solchen Mengen zu sich nehmen kann.“
„Oh, das ist einfach. Es ist ihr Lieblingsgetränk. Sie konsumiert es flaschenweise“, rutschten Valerie die gehässigen Worte heraus. Als sie jedoch seinen entgeisterten Gesichtsausdruck bemerkte und ihr auffiel, in was für ein Licht sie ihre Chefin gerade gerückt hatte, wechselte sie unverzüglich das Thema. „Soll ich Ihnen etwas gegen die
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