Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
grässlicher Kurzhaarperücke herumgestiefelt und hatte sich schauspielerisch bis an ihre ureigenen Grenzen verausgabt!
Wenn hier jemand den Oscar verdient hatte, dann sie!
Aber dass Meryl Streep in Hollywood mächtige Protektoren ihr Eigen nannte, war ihr schon mehrfach zu Ohren gekommen. Nur deswegen war Angelina ins Hintertreffen geraten. Oh, wie sie diese ganze scheinheilige Gesellschaft hasste!
Schließlich hatte zu allem Elend auch noch Nils, ihr hoch geschätzter Bodyguard, Hals über Kopf gekündigt. Dann die Pleite in den beiden Klubs und als krönender Abschluss das Dilemma mit diesem Vollpfosten von Rafael. Was nützte der Körper eines Adonis, wem man nichts damit anzufangen wusste? Da draußen gab es Millionen Männer, die alles darum gäben, mit ihr ins Bett zu springen, und ausgerechnet diesen Blindgänger musste sie an Land ziehen.
Im ersten Moment hatte sie noch befürchtet, er wäre einem Herzinfarkt erlegen. In heller Panik hatte sie ihn geschüttelt und war schon im Begriff gewesen, den Notarzt zu alarmieren. Doch dann war ihm ein leises Grunzen entfahren, und ihr war gedämmert, dass er einfach so vom Schlaf übermannt worden war. Ungläubig hatte sie ihn eine Zeit lang angestarrt, bevor sie wutentbrannt mit einer Whiskeyflasche ins zweite Schlafzimmer gerauscht war. Hätte sie nur ein paar Sekunden länger gezögert, hätte sie ihm die Flasche über den Kopf gezogen. So eine Blamage hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt, und seitdem haderte sie mit sich, ob sie ihn feuern sollte.
Nur die Aussicht, dann schon wieder ohne Bodyguard dazustehen, hatte sie bisher davon Abstand nehmen lassen. Zwar hatte Rafael seit dem mehrfach versucht bei ihr vorzusprechen, doch Margot hatte strikte Anweisung, diesen Trottel nicht ins Haus zu lassen. Und zumindest auf Margot war immer Verlass, was man von der Mehrheit ihrer Angestellten nicht gerade behaupten konnte. Immerhin war Rafael intelligent genug, sich nicht gewaltsam Zutritt zum Haus zu verschaffen. Oder aber er legte einfach nur Feigheit vor dem Feind an den Tag.
Zu allem Überfluss hatte ihr Valerie dann am Morgen mitgeteilt, dass Angelinas Anwesenheit in Paris gefordert war, da ein paar Szenen ihres letzten Filmes nachgedreht werden mussten. Auch das noch! Sie hasste es, Dinge auszubaden, die irgendwelche Dilettanten vergeigt hatten. Griesgrämig spähte sie aus ihren raumhohen Wohnzimmerfenstern in Richtung Alpen.
Wie konnte es anders sein? Schlechtwetterwolken zogen auf, und der Ausblick war plötzlich genauso düster wie ihre Stimmung. Mit fahrigen Fingern steckte sie sich die nächste Zigarette an.
Sie musste hier raus!
Und sie brauchte dringend einen Mann!
Da schossen ihr Bilder einer leidenschaftlichen Liebesnacht mit einem französischen Filmregisseur durch den Kopf. Pierre war eingefleischter Single und lebte in … Paris.
Genau, das war es!
Pfeilschnell sauste sie zum Telefon. „Valerie, verbinde mich bitte mit Pierre, Pierre Coustard.“
„Allo?“, meldete sich Sekunden später eine rauchige Stimme mit sexy französischem Akzent. Ein wohliges Schaudern kroch ihr über den Rücken.
„Hallo, Pierre, hier spricht Angelina, Angelina Russo“, flötete sie ins Telefon.
„Cherie! Was für eine Überraschung. Wie geht es dir? Wo bist du?“
„Im Moment noch in München, aber ich drehe nächste Woche in Paris, und da dachte ich, falls du am Wochenende Zeit hättest, könnte ich vielleicht eher fliegen.“
„Aber, Cherie, für dich doch immer. Das wäre wundervoll.“
Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Hervorragend. Ich lasse meine Assistentin den nächstmöglichen Flug buchen. Ich freue mich auf dich“, fügte sie lasziv flüsternd hinzu.
„Oh, ich kann es kaum erwarten, dich wieder in meinen Armen zu halten. Ich werde dich ganz langsam entkleiden. Stück für Stück.“ Seine Stimme war pure Lust und brachte ihren ganzen Körper zum Kribbeln. „Ich werde dich zum Schreien bringen, darauf gebe ich dir mein Wort.“
„Himmel, Pierre, hör auf. Mir ist gerade nicht nach Telefonsex. Ich will dich spüren. So schnell wie möglich.“
Kaum hatte sie aufgelegt, befahl sie Valerie einen Flug zu buchen. Koste er, was er wolle. Sie überlegte noch kurz, ob jemand von ihrer Entourage vonnöten war, aber eigentlich stand ihr der Sinn nicht danach. Für das, was ihr unter den Nägeln brannte, konnte sie keinen Klotz am Bein gebrauchen.
Sie fegte ins Ankleidezimmer, zerrte drei große Koffer aus dem
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