Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
einprogrammiert werden. Das konnte doch wirklich kein Hexenwerk sein. Bei nächster Gelegenheit würde er seinen Bruder Simon darauf ansetzen, denn wenn einer zu so etwas imstande war, dann er.
Valerie hatte sich inzwischen einen weiteren großen Schluck gegönnt und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Offensichtlich reichte ihr das fürs Erste als Information. „Wo war ich stehen geblieben? … Ach ja. Alex hat mich rührend getröstet, als ich aus Bratislava zurückkam und mein Leben in Scherben lag. Und nach einigen Monaten sind wir uns näher gekommen. Ich bin nicht sehr stolz darauf, denn Alex war zu der Zeit noch verheiratet. Aber ich war naiv und total geblendet von diesem prominenten, gut aussehenden Anwalt.“
Sie hielt kurz inne und schlürfte gedankenverloren an ihrem Glas. „Auf einer Party machte ich dann Angelinas Bekanntschaft, die gerade am Anfang einer steilen Karriere stand. Als bei einem ihrer Filmdrehs ein Stuntgirl fehlte, das Kampfsport beherrschte, erinnerte sie sich an meine Karatekenntnisse, die ich mir als Kind in Asien zugelegt hatte. Ich sprang kurzerhand ein und war so fasziniert von der Filmbranche, dass ich mein BWL-Studium hinschmiss und eine Stunt-Ausbildung absolvierte – sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Von dem Tag an war mein Vater nie mehr derselbe.“ Knirschend ließ sie das leere Whiskeyglas auf den Tisch sinken.
„Und auch Alex verabscheute den Job, da ich viel unterwegs und ständig von gut aussehenden Männern umgeben war. Damit konnte er überhaupt nicht umgehen. Als er mir dann aber nach kurzer Zeit einen Heiratsantrag machte, nahm ich ihn ohne zu zögern an. Mein Leben schien annähernd perfekt zu sein. Ich hatte einen aufregenden Beruf, einen attraktiven, reichen Ehemann und frönte meinen Interessen in einer riesigen Villa am Starnberger See. Erst viel später habe ich begriffen, dass ich Alex nie richtig geliebt habe. Mein Herz hatte ich in Bratislava verloren.“
„Warum hast du deine große Liebe nie wiedergesehen?“
Die Frage schien sie zu irritieren, denn unverzüglich flog ihre Hand wieder zu der Kette. „Ich weiß auch nicht. Am Anfang war ich zu sehr verletzt, und später hatte ich wohl einfach Schiss.“
„Aber, Valerie, womöglich hatte er ja nur eine kleine, nichtssagende Affäre. Warum suchst du ihn nicht einmal auf? Du schaffst es eh nicht, ihn aus deinen Gedanken zu verbannen.“
„Typisch Mann!“, giftete sie. „Nimm ihn nur noch ihn Schutz.“ Hektisch strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Aber mit einem hast du recht. Ich sollte zu ihm fahren und ihm nachträglich noch in die Eier treten. Aber lass mich weitererzählen … Ja, und dann passierte dieser grässliche Unfall, der mich zwang, meinen Job aufzugeben.“
Sie stockte und griff nach der Whiskeyflasche, um sich ihr Glas abermals aufzufüllen. Morgen früh würde sie aussehen wie ausgespuckt und einen entsetzlichen Kater haben, doch das war ihr schnuppe. „Alex hat sich während der ganzen Zeit rührend um mich gekümmert. Tja, und eines schönen Tages ließ er die Katze aus dem Sack. Er gestand mir, dass er … Also …“ Sie blickte zur Decke. „Dass er ein Fetischist ist.“
Rafael fiel die Kinnlade herunter. Sekundenlang bekam er den Mund nicht mehr zu. „Was genau meinst du damit?“
„Fetische eben“, sie fuchtelte hilflos mit der Hand in der Luft herum. „Latex, Lack und Leder, Peitschen, Fesselspiele, Dominas und so weiter …“
„Großer Gott!“ Rafael schluckte. Auch wenn es sich hierbei für ihn um unbekanntes Terrain handelte, konnte er sich aufgrund von Filmen, die er gesehen hatte, durchaus vorstellen, was Valerie andeutete. Er dachte an den distinguierten, attraktiven Anzugträger, den er kurz zuvor aus seiner auf Hochglanz polierten Nobelkarosse gezogen hatte, und konnte es kaum fassen.
Sie nickte. „Ich bin auch aus allen Wolken gefallen.“ Ihr Gesicht ähnelte einer undurchdringlichen Maske. „Er hat mir gebeichtet, dass er über die Jahre hinweg immer wieder bei einer Domina gewesen war. Da diese sich jedoch aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, legte er mir nahe, in ihre Rolle zu schlüpfen … Nachdem ich mich heftig übergeben hatte, wollte ich ihn stehenden Fußes verlassen. Doch er beteuerte, dass er mit diesem Sadomaso-Mist endgültig abschließen würde, wenn mir das so wichtig war. Letztendlich gab ich klein bei und blieb bei ihm. Doch von dem Moment an konnte ich seine Berührungen nicht mehr ertragen.“
Sie
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