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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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diesen Planeten umzusiedeln, musste sie sich die Kehrseite der Medaille noch einmal genauestens betrachten.
    Als sie Minuten später aus der Limousine stieg, bestaunte sie mit offenem Mund Davids idyllisches Chalet. Inmitten der imposanten schneebedeckten Bergwelt der Alpen lauerte das gigantische Blockhaus unter den markanten Gipfeln der Dreitausender. Tief sog sie den herrlichen Duft der Natur ein, und einmal mehr wurde ihr bewusst, wie sehr sie das alles vermisst hatte.
    Ein lauter Schrei zerriss die Luft und ließ sie beinahe aus der Haut fahren. Erschrocken wirbelte sie herum. Ein paar Meter entfernt blitzte ein Teil von Rafaels blauer Skijacke aus dem Tiefschnee heraus. Beunruhigt stapfte sie zu ihm hinüber, doch als sie näher kam, vernahm sie ein lautes Kichern. Ihr Begleiter wälzte sich wie ein tollwütiger Hund am Boden, umgeben von einem Regen aus glitzerndem Schnee. Als er ihrer gewahr wurde, griff er nach ihrem Arm, und ehe sie sich versah, landete sie bäuchlings neben ihm.
    „Nein!“, schrie sie und spuckte eine Ladung Schnee aus. „Mach uns nicht nass. Zum Skifahren brauchen wir trockene Klamotten . “
    „Oh, Val, ist das herrlich!“, jubelte er, während er sie packte und mit ihr durch den Schnee kugelte. Auf der Stelle vergaß sie die kalte, weiße Masse, die vorwitzig jede Öffnung ihrer Kleidung eroberte. Es war Ewigkeiten her, dass jemand sie Val genannt hatte. Und der einzige Mensch, der das jemals getan hatte, war ihre Mutter gewesen. Aber Rafael hatte es englisch ausgesprochen, was dem Kosenamen einen unglaublich zärtlichen Klang verlieh. Knall auf Fall war ihr vollkommen gleich, ob ihre Montur durchweichte. Ihr Widerstand löste sich im Bruchteil einer Sekunde auf, und sie gab sich Rafaels Spielchen hin.
    „Wessen Idee war das eigentlich? Deine oder Davids?“, quietschte er übermütig. „Gott, wie soll ich euch nur danken?“
    „Natürlich Davids. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es auf Siria keinen Schnee gibt“, flüsterte sie und stieß lautstark den Atem aus. Denn Rafael war inzwischen auf ihr gelandet, sein Gesicht nahe dem ihrem. Und nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es ihr, regelmäßig ein- und auszuatmen. Seine Nähe ließ sie erzittern. Sein schwerer, muskulöser Körper, der sie in den weichen Schnee drückte, brachte sie beinahe um den Verstand. Gerade wollte sie die Arme um ihn schlingen, als er behände von ihr herunterkletterte. Dann flog sie kurzzeitig durch die Luft, bevor sie sanft auf den Füßen abgestellt wurde.
    „Okay, du hast gewonnen. Komm, wir bringen unser Zeug nach drinnen, und dann gehen wir Ski fahren.“ Mit diesen Worten zog er sie auf die Hütte zu.
    Jäh aus ihren Träumen gerissen stolperte sie hinter ihm her. Mehrmals öffnete sie fassungslos den Mund, um etwas zu äußern, doch sie klappte ihn jedes Mal aufgrund abhandengekommener Vokabeln wortlos wieder zu.

    Rafael fand in null Komma nichts Gefallen am Wintersport, und genauso schnell hatte er sich die Technik des Skifahrens verinnerlicht. Nachdem Valerie ihm ein paar Tricks gezeigt und er eine Zeit lang die restlichen Skifahrer konzentriert unter die Lupe genommen hatte, stürzte er sich Hals über Kopf ins Vergnügen. Wie ein geölter Blitz jagte er die Pisten hinunter, und schon bei der zweiten Abfahrt konnte Valerie nicht mehr mithalten.
    Sie mahnte ihn immer wieder zur Vorsicht. Doch dieses Wort hatte er schon lange aus seinem Repertoire gestrichen, wenn es denn jemals vorhanden gewesen sein sollte. Obendrein entlockte ihm diese Geschwindigkeit nur ein müdes Lächeln. Bisher hatte er jeden Sturz problemlos abgefangen, und seine schnellen Reaktionen taten beim Ausweichen ihr Übriges.
    Valeries nervöse Schreckensschreie und ihr gluckenhaftes Gehabe trugen zusätzlich zu seinem Amüsement bei. Und er war sich der Tatsache bewusst, dass in ihrer Gesellschaft immer häufiger der unbeschwerte, heitere Mensch durchkam, der er vor langer Zeit einmal gewesen war.
    Auch schien sie den Schock über seine Herkunft inzwischen verdaut zu haben. Selbst der gestrige Abend mit David hatte sich – nach dem Beinahe-Dilemma vom Nachmittag – überaus unterhaltsam gestaltet. Sie hatten bis tief in die Nacht herumgealbert und Tränen gelacht, wenngleich ihm die Blicke, mit denen David Valerie ein ums andere Mal bedacht hatte, mächtig gegen den Strich gegangen waren. So hatte er es sich nicht nehmen lassen, sie höchstpersönlich zu ihrem Zimmer zu eskortieren, um sicherzugehen, dass das

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