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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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das belastete sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sonderlich. Alleine die Aussicht, Rafael zwei Tage lang für sich zu haben, erfüllte sie mit Glück.
    Bei dem Gedanken an David huschte gänzlich unbeabsichtigt ein Lächeln über ihr Gesicht. Wie schon in L.A. hatte sein weltmännischer Charme einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Mit Blicken hatte er ihren Körper liebkost, ihn erbeben lassen und sie in ein berauschendes Hochgefühl versetzt. Bis sie selbst in den irrigen Glauben verfallen war, der geborene Vamp zu sein. Voller Euphorie und Zuversicht war sie am gestrigen Abend ins Reich der Träume gesunken, nur um heute Morgen ziemlich desillusioniert aufzuwachen. Und seitdem zweifelte sie massiv das Gelingen dieser Aktion an.
    Geistesabwesend schweifte ihr Blick über die Gebirgsketten, die wirkten wie mit Puderzucker bestäubt. Ach, wie lange war es her, seit sie zum letzten Mal auf Skiern gestanden hatte? Ungefähr neun Jahre, denn Alex hatte die Kälte gehasst.
    Sie seufzte leise auf und ließ die früheren Winterurlaube mit ihren Eltern im Geiste Revue passieren. Es waren schöne Erinnerungen, jedenfalls, was ihre Mutter betraf, die leider unter dem Pantoffel ihres dominanten Ehemannes stand. Sie war ein nettes, sanftmütiges Persönchen, in Österreich geboren und ehemalige Sekretärin der deutschen Botschaft in Wien, wo sie Manfred Grafs Bekanntschaft gemacht hatte. Kaum dass sie ihn geheiratet hatte, war sie gezwungen gewesen, ihren Beruf aufzugeben. Nur um ihrem Ehemann um die ganze Welt zu folgen.
    Zu ihrem Vater hatte Valerie nie einen guten Draht gehabt. Er war herrisch, rechthaberisch und verzieh keinen noch so kleinen Fehler. Kein Einziger von Valeries Freunden war seinen hochtrabenden Anforderungen gerecht geworden – Alex einmal ausgenommen. Und als Valerie den Entschluss gefasst hatte ihr BWL-Studium gegen eine Stunt-Ausbildung einzutauschen, bestätigte sich für ihn, was er immer gemutmaßt hatte: Seine Tochter hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aus dieser Überzeugung heraus hatte er sich später auch auf die Seite seines hoch geschätzten Schwiegersohnes geschlagen.
    Der Sinkflug des Flugzeugs riss Valerie aus ihrer Trance. Schnell schüttelte sie die zermürbenden Gedanken ab und lugte hinaus. Während die kleine Maschine butterweich auf dem Engadin Airport aufsetzte, glitzerte die Oberfläche des Schnees in der Sonne wie Tausende von Diamanten.
    Beißende Kälte schlug ihnen entgegen, als sie aus dem Flugzeug kletterten. Besser gesagt, Valerie kletterte, wohingegen Rafael die wenigen Stufen mit einem tollkühnen Sprung meisterte, untermalt von einem lauten Jauchzer. Schnatternd klappte sie den Kragen ihrer dünnen Lederjacke hoch und stakste auf ihren haushohen Absätzen, die alles andere als wintertauglich waren, die Gangway hinunter. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass der Ausflug nach Zürich im Schweizer Hochgebirge enden würde? Doch David hatte ihr haargenau aufgezeigt, wo sie sich mit dem Nötigsten eindecken konnten und somit jeglichen Widerstand im Keim erstickt.
    „Rafael, wer übernimmt eigentlich deine Kreditkartenrechnungen?“, erkundigte sie sich mit nachdenklichem Blick auf die sündhaft teuren Winterklamotten, in die sie gerade geschlüpft waren.
    Rafael, der im Begriff war die Rechnung zu begleichen, hielt in der Bewegung inne. Fragend beäugte er die Kreditkarte, so als wüsste sie die Antwort, bevor er mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung“, murmelte er schließlich. „Ich nehme an, David regelt das.“
    Valerie runzelte die Stirn. „Mit was zahlt man denn auf Siria?“
    Rafael grinste. „Gar nicht. Es ist alles für umme.“
    „Das heißt, du warst noch nie gezwungen, für deinen Lebensunterhalt aufzukommen?“
    „Nein, warum auch? Auf Siria arbeiten wir aus Spaß an der Freude.“ Mit diesen Worten verließ er vergnügt pfeifend den Laden und steuerte schnurstracks den Audi Allrad an, der sie zu Davids Hütte manövrieren sollte. Gedankenverloren schlurfte sie hinterher, unsicher, ob sie diese sorglose Lebenseinstellung bewundern oder verachten sollte. Dieser außerirdische Kindskopf schien die Ansicht zu vertreten, Geld wuchs nach wie Barthaare.
    Was auf Siria wohl noch alles unbekannt war? Schweinebraten, Schwarzwälder Kirschtorte, Steckerlfisch, Champagner, Volksfeste, goldene Kreditkarten, Lebensversicherungen, Rentenfonds … Herrje, sie durfte gar nicht darüber nachdenken. Sollte sie wirklich jemals in die Verlegenheit kommen, auf

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