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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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sie würden mich damit bestimmt total hochnehmen, wenn sie etwas davon erfahren. Wehe, du erzählst jemandem davon. Ich bringe dich um, wenn du’s tust.»
    «Natürlich mach ich das nicht», versprach ich. «Außerdem, wem sollte ich denn überhaupt davon erzählen? Ich kenne deine Kumpels doch gar nicht richtig. Aber wenn du mich fragst, scheinen sie ja nicht besonders viel zu taugen.»
    «Die sind schon okay», verteidigte er sie. «Sie sind cool. Coole Jungs.»
    Ich massierte seine Arschbacken, knetete den Muskel unter der glatten Oberfläche. «Macht dich einer von denen an?», neckte ich ihn.
    Luke warf mir einen wütenden Blick zu.
    «’tschuldigung», sagte ich, ohne dass es wirklich so gemeint war.
    Dann begann das Telefon zu klingeln. Luke seufzte tief auf.
    Vor ein paar Tagen noch hätte mein Herz jetzt aufgeregt zu klopfen begonnen, so wie es das in den Tagen vor Ilyas erwarteter Rückkehr bei jedem Anruf getan hatte. Dann waren aus seinen vierzehn Tagen in Prag fünfzehn, sechzehn, siebzehn Tage geworden. Jetzt befanden wir uns irgendwo bei zwanzig, und mein Herz war des Hüpfens müde geworden. Ich ließ das Telefon klingeln.
    «Du solltest einfach mal den Stecker rausziehen. Es stört immer so.»
    «Könnte aber wichtig sein», brummelte ich. Sanft knabberte ich an seiner Schulter, versuchte meine wiederaufkeimende Hoffnung im Zaum zu halten, als meine Ansage ertönte und es dann piepte.
    «Beth. Ilya.»
    Schweigen breitete sich aus, so als wartete er darauf, dass ich das Telefon abnahm. Ich griff nach dem Hörer, und der Anrufbeantworter reagierte mit einer schrillen Rückkopplung, zeichnete meine merkwürdig hallende Begrüßung auf, während ich mich bemühte, das Gerät abzuschalten.
    Mit einem weiteren Seufzer stand Luke auf, ging in mein Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Bestimmt konnte er mich von dort aus immer noch hören, aber immerhin war es eine nette Geste.
    «Wo bist du?», wollte ich atemlos wissen.
    «Zurück in Brighton», antwortete er betont munter. «Hast du mich vermisst? Ich hoffe, du hast deine Fotze für meine Rückkehr schön warm und geschmeidig gehalten?»
    «Wo in Brighton?», sprudelte ich hervor. «In deiner Wohnung? Hast du schon mit deinem Vermieter gesprochen? Wie ist –»
    «Nein, ich bin in einer Pension.»
    «Bei dir ist eingebrochen worden», fuhr ich fort. «Jemand hat versucht, dich zu bestehlen. Weißt du das? Gott, du hättest doch nicht in eine Pension gehen müssen. Du hättest hierherkommen sollen, wenn du nicht in deine Wohnung kannst. Ist alles in Ordnung? Hast du deine Sachen auf die Reihe gekriegt? Deine Geschäfte oder was immer es auch sein mag? Geht’s deinen Rippen besser? Und deinem Gesicht? Jemand hat deinen Fernseher geklaut und dein Videogerät. Die Polizei –»
    «Ja, ja, ich weiß das alles. Ist schon in Ordnung.»
    «Wann bist du zurückgekommen?»
    «Vor zwei Tagen.»
    Es entstand eine hässliche kleine Pause.
    «Hast du dir auch ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen können?», fragte ich mit angespannter, brüchiger Stimme.
    Ilya lachte kurz und rau auf.
    Ich konnte das nicht begreifen. Warum war er so abweisend? War das seine Art, die Vertrautheit, die es zwischen uns gegeben hatte, wieder zu zerstören?
    «Und, was machst du heute Abend?», erkundigte er sich. «Hast du was vor?»
    Ich ließ zu, dass sich zwischen uns Schweigen ausbreitete, während ich mich dazu zwang, mein Herz mit einem Schutzpanzer zu umgeben. «Ich weiß es noch nicht genau», sagte ich heiter. «Vielleicht gehe ich in die Stadt.»
    «Was würdest du davon halten, nochmal meine Hure zu sein?», fragte er und versuchte damit, meinen unverbindlichen Ton zu durchbrechen. «Wie wär’s, wenn du deine Schlampenklamotten anziehst und einen Hausbesuch bei mir machst? Dir wird es hier gefallen. Es ist schmutzig und etwas anrüchig. Genau so, wie du’s gern hast.»
    «Ist das so?», sagte ich und versuchte meinen Ärger zu unterdrücken. «Wir fahren also einfach so fort, unser Spiel zu spielen? Tun so, als wäre nichts gewesen?»
    «Ja», antwortete er. «Warum nicht? Ich könnte gut eine gehörige Portion Wildheit und Sex vertragen. Du nicht?»
    Ich holte tief und bebend Luft. Meine aufgestauten Gefühle pochten in mir wie Migräne, aber am ganzen Körper. Wäre es hier um irgendeine andere Beziehung gegangen, mit irgendeinem anderen Menschen, wäre ich ihm glatt an die Kehle gesprungen. Ich hätte ihn dafür beschimpft, die Realitäten zu

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