Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
wird.«
»Wenn Sie abdrücken, wimmelt es hier in fünf Minuten nur so von Polizisten. Denken Sie nur mal an den ganzen Papierkram.«
»Beantworten Sie meine Fragen.«
»Vielleicht.«
Es entstand eine angespannte Stille. »Vielleicht?«, sagte sie schließlich.
»Sie wollen, dass ich rede? Gut. Nicht bei vorgehaltener Waffe und nicht hier. Okay? Wenn Sie wirklich von der CIA sind, stehen wir auf der gleichen Seite.«
Er sah, dass sie nachdachte. Sie entspannte sich und schob die Glock ins Holster unter ihrer Jacke. »Das könnte funktionieren.«
»Im
Ginza
drüben an der Amsterdam gibt es eine nette Bar – wenn das Hotel denn noch existiert.«
»Es gibt es noch.«
»Sie kommen aus New York?«
»Können wir bitte mit dem Geplauder aufhören.«
29
Gideon saß an der Bar und bestellte einen Sake, Mindy Jackson einen Sapporo. Während sie darauf warteten, dass die Getränke gebracht wurden, schwiegen sie. Im Licht, ohne Jacke, war sie besser zu sehen: volle Lippen, kleine Nase, nur ein Hauch Sommersprossen, dichtes braunes Haar, grüne Augen. Dreißig, vielleicht zweiunddreißig. Aber vielleicht zu hübsch für ihr Metier – obwohl man sich da, wie Gideon sich in Erinnerung rief, ziemlich täuschen konnte. Wichtig war nur eines: Sie besaß Informationen, die er brauchte. Auch wenn er keine Ahnung hatte, worum es sich dabei handeln könnte. Und um an diese Informationen heranzukommen, musste er ihr etwas geben.
Die Drinks kamen. Jackson trank einen kleinen Schluck, dann drehte sie sich mit feindseliger Miene zu ihm um. »Na gut. Also, wer sind Sie, und warum interessieren Sie sich für Wu?«
»So wie ich sicher bin, dass Sie mir nicht alle Details Ihres Auftrags verraten dürfen, darf auch ich Ihnen nicht alles sagen.« Der kurze Spaziergang bis hierhin ins Hotel hatte Gideon Zeit gegeben, sich eine Story auszudenken, aber er hatte immer gefunden, dass die beste Lüge die war, die der Wahrheit am nächsten kam. »Ich besitze nicht mal eine Dienstmarke, so wie Sie. Ach, übrigens, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern Ihre sehen.«
»Wir haben keine Dienstmarken, sondern Ausweise.« Sie zeigte ihm ihren Ausweis rasch unter dem Tresen. »Also. Für wen arbeiten Sie?«
»Es wird Sie sicherlich enttäuschen, Mindy, aber ich arbeite für einen privaten Auftragnehmer des Heimatschutzministeriums. Er wollte, dass ich die Pläne für eine Waffe von Wu besorge.«
Der Art, wie sie ihn anstarrte, entnahm er, dass sie genervt war. »Das Heimatschutzministerium? Was zum Teufel mischen die sich in unsere Angelegenheiten ein? Für einen
privaten
Auftragnehmer?«
Er zuckte mit den Achseln.
»Was wissen Sie?«, fragte sie.
»Nichts.«
»Blödsinn. Wu hat unmittelbar nach dem Unfall mit Ihnen geredet. Er hat Ihnen etwas gesagt. Ich will wissen, worum es sich dabei handelt.«
»Er hat mir gesagt, ich soll seiner Frau ausrichten, dass er sie liebt.«
»Das ist noch nicht mal eine anständige Lüge. Er hat keine Frau. Er hat Ihnen irgendwelche Zahlen mitgeteilt. Ich will wissen, wie die Zahlen lauten.«
Gideon schaute ihr mitten ins Gesicht. »Hm, wieso glauben Sie, dass er mir Zahlen mitgeteilt hat?«
»Zeugen. Die haben ausgesagt, dass Sie sich Zahlen notiert haben. Schauen Sie«, sagte sie und strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. »Sie haben es selbst gesagt. Wir stehen auf der gleichen Seite. Wir sollten zusammenarbeiten, uns zusammentun.«
»Ich habe nicht bemerkt, dass Sie sich mit mir zusammentun.«
»Wenn Sie mir die Zahlen geben, tue ich mich mit Ihnen zusammen.«
»Das klingt aufregend.«
»Lassen Sie die blöden Witze. Geben Sie mir, was ich will.«
»Was bedeuten die Zahlen?«
Sie zögerte, und da spürte er, dass sie es möglicherweise wirklich nicht wusste. Aber Zahlen reizten CIA -Agenten ja immer.
»Ich habe eine Frage an Sie«, forcierte er das Gespräch ein wenig. »Wieso operiert die CIA im Inland? Ist dachte, dafür ist das FBI zuständig.«
»Wu kam aus Übersee. Sie wissen das so gut wie ich.«
»Das beantwortet nicht meine Frage.«
»Ich darf Ihre Frage nicht beantworten«, sagte sie und wirkte zunehmend gereizt. »Ich bin dazu nicht befugt, und außerdem geht Sie das überhaupt nichts an.«
»Wenn Sie irgendwelche Informationen haben wollen, müssen Sie meine Frage beantworten. Sie können mich nicht zum Reden zwingen. Ich habe keine Gesetze gebrochen. Mit einem Verletzten zu sprechen, sich nach seinem Zustand zu erkundigen, das ist nicht illegal.« Er fragte
Weitere Kostenlose Bücher