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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Menschen, denen er vertraut hatte. Erst Karl-Edmund. Jetzt Ehrenstein. Wen hatte der Gauner noch um den Finger gewickelt? Erpresst? Bestochen? Beeindruckt?
    Dossantos nickte versonnen. »Im Ferienhaus.«
    Wieder Schweigen.
    »In der Uckermark, sehr gut.«
    Der Portugiese lauschte konzentriert seinem Gesprächspartner. Die Stille, die sich dabei über das Zimmer legte, war trügerisch und falsch. So wie der gesamte Raum, der mit seinem Mahagonischreibtisch, der Ledercouch und den Marmorfliesen vor Luxus geradezu überbordete. Erschaffen mit Geld, an dem noch zähflüssiges Blut klebte.
    »Gut, danke«, sagte Dossantos. »Ich werde mich erkenntlich zeigen.«
    Sein Gesprächspartner antwortete.
    »Sie wollen die Sache geklärt wissen?«, fragte Dossantos. »Okay, schon morgen. Sie haben mein Wort.«
    Dossantos legte auf.
Ich werde mich erkenntlich zeigen.
Hatte er das auch mal zu Karl-Edmund gesagt?
    »Sie Mistkerl«, presste von Hirschfeldt heraus und kam sich im gleichen Moment albern vor.
    Der Mistkerl hob tadelnd den Finger. »Sie sollten Ihre Zunge im Zaum halten.«
    »Sie elendiger Betrüger!«
    »Sie wollen wohl unbedingt Bekanntschaft mit meinem Anwalt machen, so wie …«
    »Sie können sich Ihren Anwalt sonst wohin schieben!«
    »… ihr kleiner Praktikant. Arbeitet der eigentlich noch für Sie? Nein, ganz sicher nicht. Jemand wie Sie kann sich so einen vorlauten Jungen nicht erlauben. Das schadet nur dem Ruf.« Der Portugiese trug so selbstbewusst seine Überheblichkeit zur Schau, als wäre er mit ihr zur Welt gekommen. »Ich weiß, wovon ich rede.«
    Ehrenstein ging zum Ausgang und wollte von Hirschfeldt am Arm fassen. »Komm, Frieder, lass uns gehen.«
    Von Hirschfeldt machte einen Satz zur Seite, als könnte sein einstiger Freund ihn mit Lepra infizieren. »Fass mich nicht an.« Die Bewegung war so heftig, dass er gegen das Aquarium stieß. Das Wasser schwappte an die Scheiben, die Hummer schlugen mit ihren Scheren gegen das Glas.
    »Frieder, lass uns später drüber reden.«
    »Da gibt es nichts mehr zu bereden«, schimpfte von Hirschfeldt.
    »Das denke ich auch«, warnte sie Dossantos.
    Von Hirschfeldt wirbelte herum, schlug mit seinen flachen Handflächen auf den Schreibtisch. Sein Blut kochte in seinen Adern. »Ich weiß genau, was Sie mit Herrn Hönig getan haben.«
    »Na, da bin ich ja gespannt. Werden Sie es mir verraten?«
    »Spielen Sie nicht das Unschuldslamm.«
    »Apropos, haben Sie schon mal Lamm gegessen? Ganz vorzüglich.«
    Er spielt mit mir, dieser verdammte Drecksack spielt mit mir.
Von Hirschfeldt wurde übel. »Wo haben Sie Ihre Frau gelassen?«
    »Meine Frau? Wissen Sie etwa, wo sie ist? Sie hat mich leider verlassen, eine traurige Sache. Aber so was kommt in den besten Familien vor.«
    »Ich werde an Ihnen dranbleiben.«
    »Das sei Ihnen vergönnt.«
    »Ich werde Sie kriegen.«
    »Hier bin ich.«
    »Irgendwann werden Sie einen Fehler machen.«
    »Fehler sind nur allzu menschlich.«
    »Und dann kriege ich Sie mit Ihren verlogenen Geschäften dran.«
    »Ich bin nicht in der Politik!«
    Von Hirschfeldt wollte den selbstgefälligen Arroganzling weiter anschreien und provozieren. Insgeheim wünschte er sich sogar, dass Dossantos ihn schlug. Dann hätte er einen Grund, es ihm mit gleichen Waffen heimzuzahlen. Dann könnte er einfach auf ihn einprügeln.
    Aber so weit würde es nicht kommen, natürlich nicht. Zuvor würden die Bodyguards ins Zimmer stürmen und ihn raus auf die Ausfahrt zerren. Vielleicht würden sie ihm dort noch eine Abreibung verpassen. Und sollte später jemand nach seinen Verletzungen fragen, würde er sagen:
Ach, ich bin nur die Stufen zur Auffahrt hinuntergefallen.
    »Haben Sie mir sonst noch was zu sagen?«, erkundigte sich Dossantos. Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor, beugte sich zum Aquarium. Mit dem goldenen Ring an seinem Zeigefinger pochte er gegen das Glas. Die Hummer gerieten erneut in Aufruhr. Dossantos lachte.
    Doch von Hirschfeldt ließ sich nicht von dem tierischen Spektakel ablenken. Er konzentrierte sich auf den Portugiesen. »Wir sehen uns wieder.«
    Dossantos nickte. »Gerne, jederzeit. Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Die Pflicht ruft.«

135
    Der Teilnehmer ist im Augenblick nicht erreichbar.
Verärgert feuerte Kalkbrenner sein Handy auf den Beifahrersitz. Er fixierte die Straße vor sich, doch seit einer Viertelstunde herrschte fast totaler Stillstand. Der Feierabendverkehr stadtauswärts war wie immer deprimierend. Meter um Meter

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