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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Leben hätte ich
mir eine solch entartete Fantasie zugetraut.«
    James
schien heute einen besonders schlechten Tag zu haben. Wenigstens hatte
Xemerius (den James hasste!) es vorgezogen, zu Hause zu bleiben. (Um den
Schatz und Mr Bernhard im Auge zu behalten, wie er behauptete. Ich dagegen
vermutete insgeheim, dass er Tante Maddy wieder beim Lesen über die Schulter
schauen wollte, der Schmöker, den sie gerade las, schien es ihm angetan zu
haben.)
    »Entartet!
Was für ein charmantes Kompliment, James«, sagte ich milde. Ich hatte es längst
aufgegeben, James zu erklären, dass er nicht träumte, sondern seit ungefähr
zweihundertdreißig Jahren tot war. Vermutlich hört niemand so etwas gern.
    »Vorhin
hat Doktor Barrow mich wieder zur Ader gelassen und ich konnte sogar ein paar
Schlucke trinken«, fuhr er fort. »Ich hatte gehofft, dieses Mal etwas anderes
zu träumen - aber ... tja, hier bin ich wieder.«
    »Und das
ist auch gut so«, sagte ich warm. »Du würdest mir nämlich sehr fehlen.«
    James rang
sich ein Lächeln ab. »Na ja, ich müsste lügen, wenn ich behauptete, dass ich
Euch nicht auch auf gewisse Weise in mein Herz geschlossen hätte. Sollen wir
jetzt mit dem Anstandsunterricht fortfahren?«
    »Leider
haben wir keine Zeit mehr. Aber morgen wieder, ja?« Auf der Treppe drehte ich
mich noch einmal um. »Ach, James? Im Jahr 1782, im September, wie hieß da dein
Lieblingspferd?«
    Zwei
Jungs, die einen Tisch mit einem Overheadprojektor durch den Flur schoben,
blieben stehen und Leslie kicherte, als beide gleichzeitig »Meinst du mich?«
fragten.
    »Letztes
Jahr im September?«, fragte James. »Hector, natürlich. Er wird auch immer mein
Lieblingspferd bleiben. Der prächtigste Grauschimmel, den du dir vorstellen
kannst.«
    »Und was
ist deine Lieblingsspeise?«
    Die Jungs
mit dem Overheadprojektor sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
Auch James runzelte die Stirn. »Was sind denn das für Fragen? Im Augenblick
habe ich absolut keinen Appetit.«
    »Na, das
hat auch noch bis morgen Zeit. Wiedersehen, James.«
    »Ich heiße
Finley, verrückte Schnalle«, sagte einer der Overheadprojektorschieber und der
andere grinste und sagte: »Und ich bin Adam, aber hey! Ich nehme das nicht so
genau. Du kannst mich auch James nennen.«
    Ich
ignorierte alle beide und hakte mich bei Leslie unter.
    »Erdbeeren!«,
rief James uns hinterher. »Erdbeeren sind meine absolute Leibspeise!«
    »Was
sollte das?«, wollte Leslie auf dem Weg nach unten wissen.
    »Wenn ich
James auf diesem Ball treffe, will ich ihn vor einer Ansteckung mit Pocken
warnen«, erklärte ich ihr. »Er ist gerade mal einundzwanzig Jahre alt geworden.
Zu jung, um zu sterben, meinst du nicht?«
    »Ich frage
mich, ob man sich in so etwas einmischen sollte«, sagte Leslie. »Du weißt schon
- Schicksal, Bestimmung und so.«
    »Na, aber
irgendeinen Grund muss es doch haben, dass er hier immer noch herumgeistert.
Vielleicht ist es meine Bestimmung, ihm zu helfen.«
    »Weswegen
musst du noch einmal auf diesen Ball?«, erkundigte sich Leslie.
    Ich zuckte
mit den Schultern. »Angeblich hat das der Graf von Saint Germain in diesen
bekloppten Annalen bestimmt. Um mich besser kennenzulernen oder so.«
    Leslie zog
die Augenbraue hoch. »Oder so.«
    Ich
seufzte. »Wie auch immer. Der Ball findet im September 1782 statt, aber krank
wird James erst im Jahr 1783. Wenn es mir gelingt, ihn zu warnen, könnte er zum
Beispiel aufs Land fahren, wenn die Krankheit ausbricht. Oder sich wenigstens
von diesem Lord Dingens fernhalten. Warum grinst du so?«
    »Du willst
ihm sagen, dass du aus der Zukunft kommst und weißt, dass er sich demnächst mit
Pocken infizieren wird? Und als Beweis dafür nennst du ihm dann den Namen
seines Lieblingspferdes?«
    »Äh ... na
ja, der Plan ist noch nicht ganz ausgereift.«
    »Besser
wäre eine Impfung«, sagte Leslie und stieß die Tür zum Schulhof auf. »Dürfte
aber auch nicht gerade einfach sein.«
    »Nein.
Aber was ist schon einfach dieser Tage?«, sagte ich und stöhnte. »Oh,
verdammt!« Charlotte stand neben der wartenden Limousine, die mich wie jeden
Tag zum Hauptquartier der Wächter bringen sollte. Und das konnte nur eins
bedeuten: Ich sollte wieder mit Menuetten, Knicksen und der Belagerung von
Gibraltar gefoltert werden. Nützliches Wissen für einen Ball im Jahr 1782,
zumindest nach Ansicht der Wächter.
    Merkwürdigerweise
ließ mich das heute ziemlich kalt. Vielleicht, weil ich zu aufgeregt war, was
meine Begegnung

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