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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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»Natürlich nicht.«
    Lucas
wickelte den Chronografen in die Samttücher und trug ihn zurück zum Schrein.
»Und tröste dich: So haben wir genügend Zeit, dich wieder hinunter in den
Keller zu schmuggeln und weiter Pläne zu schmieden, während wir auf deinen
Rücksprung warten. Keine Ahnung, wie wir uns dieses Mal rausreden, wenn
Cartrell, diese Pfeife, seinen Rausch ausgeschlafen hat.«
     
    Ich war
geradezu euphorisch, als ich schließlich wieder im Chronografenraum in meiner
Zeit landete. Gut, das mit dem Häkelschwein (ich hatte es in meine Schultasche
gequetscht) war vielleicht nicht sonderlich effektiv gewesen, aber alles andere
hatten Lucas und ich schlau eingefädelt. Sollte sich in der Truhe wirklich der
Chronograf befinden, waren wir nicht länger auf den Zufall angewiesen.
    »Irgendwelche
besonderen Vorkommnisse?«, erkundigte sich Mr Marley.
    Mal
überlegen: Ich habe den ganzen Nachmittag mit meinem Großvater konspirative
Pläne geschmiedet, wir haben mein Blut verbotenerweise in den Chronografen
eingelesen und mich dann ins Jahr 1852 geschickt, wo ich ein konspiratives
Treffen mit Lady Tilney abgehalten habe. Okay, das war alles andere als
konspirativ gewesen, aber trotzdem verboten.
    »Die
Glühbirne hat manchmal ein bisschen geflackert«, sagte ich. »Und ich habe
Französisch-Vokabeln gelernt.«
    Mr Marley
beugte sich über das Journal und trug mit seiner feinen, kleinen Schrift
tatsächlich Folgendes ein: 19 Uhr 43, Rubin zurück aus 1956,
hat dort Hausaufgaben gemacht, Glühbirne flackerte. Ich
unterdrückte ein Kichern. Nun ja, Ordnung musste wohl sein. Bestimmt war sein
Sternzeichen Jungfrau. Erschreckend war, dass es schon so spät war. Ich hoffte
sehr, Mum würde Leslie nicht schon wieder nach Hause schicken, bevor ich da
war.
    Aber Mr
Marley schien es nicht eilig zu haben. Jetzt schraubte er nervtötend langsam
seinen Füllfederhalter zu.
    »Ich finde
den Weg auch alleine«, sagte ich.
    »Nein, das
dürfen Sie nicht«, sagte er erschrocken. »Ich geleite Sie selbstverständlich
bis zur Limousine.« Mr Marley klappte das Journal zu und stand auf. »Und ich
muss Ihnen die Augen verbinden. Das wissen Sie doch.«
    Seufzend
ließ ich mir das schwarze Tuch um den Kopf binden. »Ich verstehe immer noch
nicht, warum ich den Weg zu diesem Raum nicht kennen darf.« Abgesehen davon,
dass ich ihn ja längst kannte.
    »Na, weil
es doch in den Annalen steht«, sagte Mr Marley in überraschtem Tonfall.
    »Was?«,
rief ich aus. »Mein Name steht in den Annalen und dass ich den Weg nicht kennen
darf? Wann?«
    Jetzt lag
deutlich Unbehagen in Mr Marleys Stimme. »Natürlich steht dort nicht Ihr Name,
sonst hätte man doch nicht all die Jahre den anderen Rubin, also, ich meine
natürlich Miss Charlotte ...« Er räusperte sich und verstummte und ich hörte,
wie er die Tür öffnete. »Darf ich?«, fragte er, nahm meinen Arm und führte
mich in den Flur hinaus. Ich konnte es zwar nicht sehen, aber ich war
überzeugt, dass er wieder rot geworden war, denn es war, als würde ich neben
einem Heizstrahler hergehen.
    »Was genau
steht denn da über mich?«, fragte ich.
    »Entschuldigen
Sie, aber das kann ich wirklich nicht... ich habe schon zu viel gesagt.« Man
hörte förmlich, wie er die Hände rang, zumindest diejenige, die mich nicht
festhielt. Dieser Typ sollte ein Nachfahre des gefährlichen Rakoczy sein? Dass
ich nicht lachte!
    »Bitte, Leo«, sagte ich
so freundlich ich konnte.
    »Bedaure,
aber von mir werden Sie nichts mehr erfahren.« Hinter uns fiel die schwere Tür
ins Schloss. Mr Marley ließ meinen Arm los, um sie abzuschließen, wofür er
gefühlte zehn Minuten brauchte. Ich versuchte, etwas Zeit herauszuholen, indem
ich anschließend einen strammen Schritt anschlug. Was übrigens gar nicht
einfach war mit verbundenen Augen. Mr Marley hatte wieder nach meinem Arm
gegriffen, was auch gut war, denn ohne einen Lotsen wäre ich in diesem
Labyrinth schnell gegen eine Wand gerannt. Ich beschloss, mich noch ein wenig
bei ihm einzuschmeicheln, das konnte nichts schaden. Vielleicht war er ja
später bereit, mit Informationen herauszurücken.
    »Wissen
Sie, dass ich Ihren Urahn persönlich kennengelernt habe?« Genau genommen hatte
ich sogar ein Foto von ihm gemacht, aber das konnte ich Mr Marley leider nicht
zeigen, er hätte sofort gepetzt, dass ich verbotene Gegenstände mit in die
Vergangenheit genommen hatte.
    »Wirklich?
Ich beneide Sie darum. Der Baron muss eine beeindruckende Persönlichkeit
gewesen

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