Gier, Kerstin
wir
haben doch Nick«, sagte Charlotte. »Das ist fast so, als hätten wir einen
Affen.«
»Nicht zu
vergessen dich echt fiese Giftspinne«, sagte Nick.
»Respekt,
Kleiner«, krähte Xemerius von dem Kronleuchter und patschte in die
Krallenhände. »Gut gekontert!«
Meine Mum
half Mr Bernhard, das Geschirr im Speiseaufzug zu stapeln. »Du weißt genau,
dass das nicht geht, Caroline, solange Tante Glenda eine Tierhaarallergie
hat.«
»Wir
könnten einen Nacktmull anschaffen«, sagte Caroline. »Das wäre besser als
nichts.«
Charlotte
klappte den Mund auf, ließ ihn aber wieder zufallen, weil ihr offensichtlich
nichts Gemeines zum Thema Nacktmull eingefallen war.
Tante
Maddy hatte es sich auf ihrem Sessel gemütlich gemacht und zeigte schläfrig
auf ihre runde rosige Wange. »Gwendolyn, gib deiner Großtante einen Kuss! Es
ist schrecklich, dass wir dich nur noch so selten zu Gesicht bekommen. Heute
Nacht habe ich wieder von dir geträumt und ich sag's gleich, es war kein
schöner Traum . ..«
»Kannst du
mir das später erzählen?« Ich küsste sie und flüsterte dabei in ihr Ohr: »Und
kannst du bitte helfen, Charlotte aus dem blauen Badezimmer fernzuhalten?«
Tante
Maddys Grübchen vertieften sich und sie zwinkerte mir zu. Mit einem Mal sah sie
wieder hellwach aus.
Mum, die
mit einer Freundin verabredet war, hatte heute viel bessere Laune als die
vergangenen Tage, keine besorgten Blicke und keine übertriebenen Seufzer, wenn
sie mich ansah. Zu meinem Erstaunen erlaubte sie, dass Leslie noch blieb. Sie
sparte uns sogar die üblichen Vorträge über die Gefahren von nächtlichen
Busfahrten. Mehr noch, Nick durfte Mr Bernhard bei der Reparatur des angeblich
defekten Spülkastens assistieren, egal wie lange es dauern würde. Nur Caroline
hatte Pech: Sie wurde ins Bett geschickt. »Aber ich will dabei sein, wenn sie
den Scha... den Spülkasten abmontieren«, bettelte sie und verdrückte eine
Träne, als Mum sich nicht erweichen ließ.
»Ich gehe auch
jetzt schon ins Bett«, sagte Charlotte zu Caroline. »Mit einem guten Buch.«
»Im
Schatten der Vampirhügel!«, petzte Xemerius. »Sie ist schon
auf Seite 413 und an der Stelle, wo der junge, wenn auch untote Christopher St.
Ives die bildschöne Mary Lou endlich ins Bett kriegt.«
Ich warf
ihm einen amüsierten Blick zu und zu meiner Verblüffung sah er plötzlich
leicht verlegen aus. »Ich schwör's, ich hab nur ganz kurz reingelesen«, sagte
er und sprang vom Kronleuchter aufs Fensterbrett.
Tante
Maddy nutzte Charlottes Ankündigung. »Oh, aber meine Liebe! Ich dachte, du
leistest mir noch ein bisschen Gesellschaft im Musikzimmer«, sagte sie. »Ich
würde so gern mal wieder Scrabble spielen.«
Charlotte
verdrehte die Augen. »Das letzte Mal mussten wir dich vom Spiel ausschließen,
weil du darauf bestanden hast, dass es das Wort Ohrenkatze gibt.«
»Ja, das
gibt es ja auch. Das ist eine Katze mit Ohren.« Tante Maddy erhob sich und
hängte sich bei Charlotte ein. »Aber von mir aus gilt das heute nicht.«
»Und auch
nicht Springvogel und Kuhsaft«, sagte
Charlotte.
»Aber
einen Springvogel gibt es doch ganz bestimmt, Häschen«, sagte Tante Maddy und
zwinkerte mir zu.
Ich
umarmte meine Mum, bevor ich mit Leslie hinauf in mein Zimmer ging. Ȇbrigens
soll ich dir schöne Grüße von Falk de Villiers bestellen. Er wollte wissen, ob
du einen festen Freund hast.« Mit dieser Mitteilung hätte ich wohl besser gewartet,
bis Charlotte und Tante Maddy den Raum verlassen hatten, denn beide blieben wie
angewurzelt stehen und schauten Mum neugierig an.
»Was?« Mum
errötete leicht. »Und was hast du geantwortet?«
»Na, dass
du schon seit Ewigkeiten mit niemandem ausgegangen bist und dass der letzte
Typ, mit dem du dich getroffen hast, sich immer im Schritt gekratzt hat, wenn
er dachte, es schaut niemand.«
»Das hast
du nicht gesagt!«
Ich
lachte. »Nein, habe ich nicht.«
»Oh, redet
ihr von diesem gut aussehenden Banker, mit dem dich Arista verkuppeln wollte?
Mr Itchman?«, mischte sich Tante Maddy ein. »Das waren
Filzläuse, garantiert.«
Leslie
kicherte.
»Er hieß
Hitchman, Tante Maddy.« Meine Mutter rieb sich schaudernd die Arme. »Gut, dass
ich das mit den Filzläusen nicht überprüft habe. Also, was hast du ihm nun
wirklich gesagt? Falk, meine ich.«
»Nichts«,
sagte ich. »Soll ich ihn bei der nächsten Gelegenheit vielleicht fragen, ob er
in festen Händen ist?«
»Untersteh
dich«, sagte Mum. Dann grinste sie und fügte hinzu: »Ist er
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