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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Absicht«, sagte
er. »Aber das Buch war so spannend.«
    Ich war
mit meinen Gedanken schon bei der kommenden Nacht. »Tante Maddy - wer hat
eigentlich im November 1993 hier in meinem Zimmer gewohnt?«
    Meine
Großtante legte grübelnd ihre Stirn in Falten. »1993? Lass mal überlegen. War
da Margret Thatcher noch Premierministerin? Dann war... ach, wie hieß sie denn
noch gleich?«
    »Tsssss!
Wirft alles durcheinander, die alte Dame«, sagte Xemerius. »Frag lieber mich!
1993 war das Jahr, in dem Und täglich grüßt das Murmeltier in die
Kinos kam - ich hab's vierzehn Mal gesehen -, außerdem wurde die Affäre von
Prince Charles mit Camilla Parker-Bowles publik und der Premierminister hieß
...«
    »Das ist
eigentlich egal«, unterbrach ich ihn. »Ich will nur wissen, ob ich nachher
gefahrlos von hier ins Jahr 1993 springen kann.« Ich hatte Charlotte nämlich im
Verdacht, dass sie sich inzwischen einen schwarzen Kampfanzug besorgt hatte
und den Flur rund um die Uhr bewachte. »War das Zimmer hier bewohnt oder nicht,
Tante Maddy?«
    »Llanfairpwllgwyngyllgogerychwymdrobwllllantysiliogogogoch«,
rief Tante Maddy aus und Xemerius, Nick und ich starrten sie verdutzt an.
    »Jetzt ist sie ganz durchgedreht«,
sagte Xemerius. »Ist mir heute Nachmittag schon aufgefallen, als sie beim Lesen
immer an den falschen Stellen gelacht hat.«
    »Llanfairpwllgwyngyllgogerychwymdrobwllllantysiliogogogoch«,
wiederholte Tante Maddy, strahlte glücklich und schob sich einen Zitronenbonbon
in den Mund. »So hieß die Stadt in Wales, aus dem unsere Haushälterin kam. Da
sag noch mal einer, ich hätte kein gutes Gedächtnis.«
    »Tante
Maddy, ich will doch nur wissen, ob ...«
    »Jajaja.
Die Haushälterin hieß Gladiola Langdon und hat Anfang der Neunzigerjahre im
Zimmer deiner Mum gewohnt«, fiel mir Tante Maddy ins Wort. »Da staunst du,
was? Deine Großtante hat nämlich, entgegen der landläufigen Meinung, ein ganz
hervorragend funktionierendes Gehirn! Die restlichen Zimmer hier oben wurden in
dieser Zeit nur ab und an mal als Gästezimmer genutzt, ansonsten standen sie
leer. Und Gladiola hörte ziemlich schlecht. Du kannst also bedenkenlos in deine
Zeitmaschine steigen und 1993 wieder hinausklettern.« Sie kicherte. »Gladiola
Langdon - ihren Apple Pie werden wir wohl nie vergessen. Sie hielt nämlich
nichts davon, die Kerngehäuse wegzuwerfen, die Gute.«
     
    Mum hatte
ein ziemlich schlechtes Gewissen wegen meiner vorgeblichen Grippe. Falk de
Villiers höchstpersönlich hatte sie nämlich am Nachmittag angerufen und Dr.
Whites Verordnung nach Bettruhe und vielen heißen Getränken weitergegeben.
Sie beteuerte hundertmal, wie leid es ihr täte, nicht auf mich gehört zu haben,
und presste mir eigenhändig drei Zitronen aus. Dann saß sie eine halbe Stunde
an meinem Bett, um sich zu vergewissern, dass ich auch wirklich alles austrank.
Weil ich etwas zu überzeugend mit den Zähnen geklappert hatte, stopfte sie
zwei zusätzliche Decken um mich herum und legte mir außerdem eine Wärmflasche
an meine Füße.
    »Ich bin
eine Rabenmutter«, sagte sie und streichelte mir über den Kopf. »Wo du es doch
im Augenblick sowieso so schwer hast.«
    Ja, da
hatte sie allerdings recht. Und das nicht nur, weil ich mich fühlte wie in
einer Schwitzhütte und man auf meinem Bauch vermutlich gerade Spiegeleier hätte
braten können. Für ein paar Sekunden erlaubte ich mir, in Selbstmitleid zu
baden. »Du bist keine Rabenmutter, Mum«, widersprach ich dann aber doch.
    Mum sah,
wenn möglich, noch bekümmerter aus. »Ich hoffe sehr, sie lassen dich nichts
Gefährliches tun, diese besessenen geheimnistuerischen alten Männer.«
    Ich nahm
schnell vier Schlucke auf einmal von meiner heißen Zitrone. Wie immer war ich
hin- und hergerissen, ob ich Mum nicht doch in alles einweihen sollte. Es war
kein gutes Gefühl, sie anzulügen beziehungsweise ihr so wichtige Dinge zu
verschweigen. Aber ich wollte auch nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen
musste oder sich gar mit den Wächtern anlegte. Außerdem wäre sie vermutlich
nicht ganz so begeistert davon, dass ich den geklauten Chronografen hier
versteckt hielt und damit eigene Zeitsprünge unternahm.
    »Falk hat
mir versichert, dass du immer nur in einem Keller sitzt und Hausaufgaben
machst«, sagte sie. »Und ich müsste mir lediglich Sorgen darum machen, dass du
zu wenig Tageslicht sähest.«
    Ich
zögerte noch eine Sekunde, dann lächelte ich sie schief an. »Da hat er recht.
Es ist dunkel und

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