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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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mit seinen üblichen Drogen und dem Alkohol vertragen.«
    Ja, das
war offensichtlich. Rakoczy lag da wie tot, man konnte keinen Atemzug hören.
    »Vielleicht
hat es ihm jemand gegeben, der nicht wollte, dass er heute Abend alle seine
Sinne beisammenhat«, sagte ich, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.
»Hat er noch einen Puls?« Ich hätte selber nachgefühlt, aber ich brachte es
nicht über mich, noch näher an Rakoczy heranzutreten. Ich hatte schon Mühe,
überhaupt stehen zu bleiben, so sehr zitterte ich am ganzen Körper.
    »Gwen? Ist
wirklich alles in Ordnung mit dir?« Gideon sah stirnrunzelnd zu mir hinüber.
Ich sage es nur ungern, aber in diesem Augenblick hätte ich mich liebend gern
in seine Arme geworfen und einfach eine kleine Runde geheult. Aber er sah nicht
so aus, als brenne er darauf, mich zu umarmen und zu trösten, eher im
Gegenteil. Als ich zögernd nickte, fuhr er mich heftig an: »Was zur Hölle hast
du eigentlich hier zu suchen gehabt?« Er zeigte auf den reglosen Rakoczy. »Dir
könnte es jetzt genauso ergehen!«
    Mittlerweile
klapperten auch meine Zähne, weswegen ich kaum sprechen konnte. »Ich wusste
doch gar nicht, dass ...«, stotterte ich, aber Lavinia, die immer noch wie eine
sehr große, sehr grüne Klette an Gideon klebte, unterbrach mich - sie war ganz
klar eine von diesen Frauen, die es nicht leiden können, wenn jemand anders im
Mittelpunkt steht.
    »Der Tod«,
flüsterte sie dramatisch und sah mit weit aufgerissenen Augen zu Gideon auf.
»Ich habe seinen Atem gespürt, als er den Raum betreten hat. Bitte ...«Ihre
Lider flatterten. »Haltet mich fest...«
    Ich fasste
es nicht - sie fiel einfach in Ohnmacht! Vollkommen grundlos. Und natürlich
sehr elegant in Gideons Arme. Aus irgendeinem Grund machte es mich extrem
wütend, dass er sie auffing - so wütend, dass ich sogar das Zittern und
Zähneklappern vergaß. Aber gleichzeitig - als ob es in diesem Wechselbad der
Gefühle noch nicht wechselnd genug zuging - spürte ich, wie mir die Tränen in
die Augen schossen. Ach verdammt - in Ohnmacht zu fallen, war ganz bestimmt
die bessere Alternative. Nur, dass mich natürlich
niemand aufgefangen hätte.
    In diesem
Augenblick sagte der tote Rakoczy mit einer Stimme, die durchaus aus dem
Jenseits hätte kommen können, so heiser und tief, wie sie klang: »Dosis sola
venenum facit. Keine Sorge, Unkraut vergeht nicht.«
    Lavinia
(ich hatte beschlossen, dass sie für mich ab sofort keine Lady mehr war) stieß
einen kurzen Schreckensschrei aus und öffnete die Augen, um Rakoczy
anzustarren. Dann fiel ihr aber wohl wieder ein, dass sie ja eigentlich ohnmächtig
war, und mit einem effektvollen Aufstöhnen sank sie schlaff in Gideons Arme
zurück.
    »Es geht
gleich wieder. Kein Grund, Aufsehen zu erregen.« Rakoczy hatte den Kopf gehoben
und sah uns mit blutunterlaufenen Augen an. »Meine Schuld! Man soll es
tropfenweise verwenden, sagt er.«
    »Sagt
wer?«, fragte Gideon, Lavinia in seinen Armen balancierend wie eine
Schaufensterpuppe.
    Mit
einiger Mühe brachte Rakoczy sich wieder in Sitzposition, ließ seinen Kopf in
den Nacken kippen und betrachtete mit einem bellenden Lachen die Decke. »Seht
ihr die Sterne tanzen?«
    Gideon
seufzte. »Ich werde den Grafen holen müssen«, sagte er. »Gwen - wenn du mir
bitte gerade mal helfen könntest ...?«
    Ich
starrte ihn fassungslos an. »Mit der da? Geht's
noch?« Mit ein paar Schritten war ich an der Tür und hinaus im Korridor, damit
er meine albernen Tränen nicht sehen musste, die mir in Sturzbächen über das
Gesicht flossen. Ich wusste weder, warum ich weinte, noch, wohin ich eigentlich
rannte. Bestimmt war das so eine posttraumatische Reaktion, von der man immer
wieder las. Menschen unter Schock taten die seltsamsten Dinge, wie dieser
Bäcker in Yorkshire, der seinen Arm in der Teigpresse zerquetscht hatte. Noch
sieben Bleche mit Zimtschnecken hat er fertig gebacken, bevor er den Notarzt
anrief. Diese Zimtschnecken waren das Gruseligste, was die Sanitäter jemals
gesehen hatten.
    An der
Treppe zögerte ich kurz. Nach unten wollte ich nicht laufen, da wartete ja im
Zweifel bereits Lord Alastair und wollte seinen perfekten Mord begehen, also
lief ich die Treppe hinauf. Weit kam ich nicht, da hörte ich Gideon schon
hinter mir rufen. »Gwenny! Bleib stehen! Bitte!«
    Für einen
Augenblick stellte ich mir vor, dass er Lavinia einfach auf den Boden hatte
knallen lassen, um mir hinterherzueilen, aber es half nichts: Ich war immer
noch

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