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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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unzählige Schaumkronen auf der mattschwarzen Wasseroberfläche entstehen.
    Hjelm lenkte den Mietwagen durch den kleinen Ort und ein Stück von der Küste entfernt wieder in die Landschaft hinaus. Der Linksverkehr war dennoch beschwerlich, und die ansonsten so coole Bouhaddi hatte bereits dreimal spitze Schreie des Entsetzens ausgestoßen. Beim dritten Mal war es ihr regelrecht peinlich. »Du hättest mich fahren lassen sollen«, sagte sie.
    Â»Als kämest du mit dem Linksverkehr besser zurecht«, entgegnete er.
    Dann schwiegen sie eine Weile. Das GPS signalisierte ihnen, dass es noch einen guten Kilometer auf einer kleinen Straße entlangging, die immer schmaler wurde, bis sie nahezu von der kargen Buschvegetation verschluckt wurde. Sie folgten der Straße, bis Bouhaddi ihn aufforderte: »Bleib hier stehen. Zweihundert Meter hinter den Hügeln dort zweigt der Weg zum Sommerhaus ab. Von dort oben dürften wir einen guten Überblick haben.«
    Hjelm lenkte den Wagen halbwegs in den Graben, griff sich sein Fernglas, das er in einem geistesgegenwärtigen Augenblick rasch eingepackt hatte, und dann machten sie sich auf den Weg.
    Auf der Anhöhe angekommen, duckten sie sich hinter einem Busch. Von dort konnten sie ein einsames Haus neben einer Baumreihe erkennen, die man mit etwas gutem Willen als Wäldchen bezeichnen konnte. Es war kaum die Art Haus, das man sich als Verkehrspolizist in London leisten konnte. Hjelm nahm das Fernglas zur Hand und richtete es auf das Gebäude.
    Davor standen drei Autos. Mit Londoner Kennzeichen.
    Â»Offensichtlich Mietwagen«, meinte Hjelm. »Was sagt dir das?«
    Â»Es kann einige Gründe haben«, entgegnete Bouhaddi, »aber einer von ihnen könnte sein, dass sich die drei berüchtigten Polizisten Coleman, Barton und Combes in Bartons geheimem Sommerhaus versammelt haben.«
    Paul Hjelm und Corine Bouhaddi sahen einander an. In Corines Blick spiegelte sich etwas wider, das er noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Es war nicht der heilige politische Zorn der Marseillerin und nicht der Eifer der Wegbereiterin für die Gerechtigkeit. Es war schlicht und einfach ihr Kampfgeist. Sie wollte in das Haus hinein. Sie wollte kämpfen.
    Â»Okay«, sagte Hjelm und griff nach seiner Waffe.
    Bouhaddi nickte. Sie drehte so abrupt den Kopf, dass es in ihrem Nacken knackte, und zog ihre Pistole. Dann machte sie sich auf den Weg. Hjelm folgte ihr.
    Das erste Auto stand ungefähr zwanzig Meter vor dem kleinen Haus. Sie gingen hinter der Motorhaube in Deckung. Hjelm schaute auf und hielt das Fernglas an die Augen. Mehrere große Panoramafenster schwebten vor seiner Linse vorbei. Es gelang ihm, sein vergrößertes Blickfeld zu stabilisieren. Hinter dem Fenster wurden Gegenstände erkennbar. Die Konturen eines Sofas, eines Fernsehers, eines Esstisches. Das Fenster auf der anderen Seite des Hauses, ein kleiner gepflegter Garten, den er durch beide Fenster hindurch sehen konnte. Aber keine Spur von Leben.
    Ein totes Haus?
    Dann eine Bewegung. Hjelm warf Bouhaddi einen raschen Blick zu, doch sie schaute gerade auf ihre Waffe hinunter. Er nahm das Fernglas wieder hoch. Was hatte er gesehen? Was für eine Bewegung war das gewesen?
    Da war das Sofa. Die Rückenlehne. Sie hatte sich plötzlich ... bewegt – wenn auch nur ein wenig.
    Oder hatte er sich getäuscht? Er hielt das Fernglas immer noch an die Augen, schaute hindurch, ohne zu blinzeln, aber die Bewegung wiederholte sich nicht. Hatte er es sich nur eingebildet?
    Er nickte Bouhaddi zu, und sie pirschten sich zum zweiten Auto vor. Jetzt waren sie ziemlich nahe dran. Vielleicht noch sieben Meter bis zum Haus. Er hatte das Fernglas um den Hals hängen. Die Waffe in der Hand. Den Blick ununterbrochen auf die Haustür gerichtet. Er warf rasch einen Seitenblick durch das große Fenster. Kein Lebenszeichen.
    Was hatte er nur gesehen?
    Bouhaddis Blick. Er war absolut fokussiert. Hjelm war froh darüber, sie dabeizuhaben.
    Sie richteten sich auf und liefen in geduckter Haltung auf die Tür zu.
    Sie waren noch drei Meter entfernt, als die Haustür aufgestoßen wurde. Blitzschnell richteten beide ihre Waffen darauf.
    Bouhaddi schoss. Der Schuss hallte durch die einsame Landschaft. Doch der Mann hatte sich unmittelbar geduckt. Oder besser gesagt nach vorn gebeugt. Und sich erbrochen.
    Er stand vornübergebeugt auf der Veranda, die Hände auf den Knien

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