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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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fünften Stock«, entgegnete Sara Svenhagen und nahm die Treppen in Angriff.
    Als sie ziemlich kurzatmig den fünften Stock erreichte, stand Kerstin Holm bereits oben und wartete auf sie. Holm schnupperte erneut und meinte: »Du hast recht. Es kommt von weiter unten. Vermutlich aus dem Keller. Bestimmt eine Ratte.«
    Â»Oder ein Nilpferd«, keuchte Sara. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass es einen Aufzug gibt?«
    Â»Du hast ja nicht gefragt«, entgegnete Kerstin und ging von Tür zu Tür. »Hier gibt es keine Wang. Hat sie gesagt, wie ihre Putzkolleginnen heißen?«
    Â»Nein«, schnaufte Sara Svenhagen und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab.
    Â»Dann legen wir mal los«, sagte Kerstin Holm und klingelte an der Tür, die sich am nächsten zum Aufzug befand. »Fang du von der anderen Seite an.«
    Nachdem sie alle acht Wohnungen im Stockwerk durchgegangen waren, sah das Fazit des Morgens folgendermaßen aus: ein Rentner, der Kerzen goss, eine Rentnerin, die sich auf der Toilette eingeschlossen hatte und nicht mehr herauskam, und ein dritter Rentner, der »Guitar Hero« spielte; ein arbeitsloser Inder, der dabei war, sich von dem Genuss von Surströmming, einem faulig stinkenden, sauer eingelegten Hering, zu überzeugen, ein im Internet nach Pornos surfender Dichter sowie ein geschiedener und aufgrund des Aprilwetters erkälteter Polizeiassistent, den Sara wiedererkannte, aber nicht zuordnen konnte. Hinzu kamen zwei Türen, wo keiner öffnete und deren naive Willkommensgrüße auf kinderreiche Familien hindeuteten.
    Keiner der Bewohner hatte irgendwelche schwarzarbeitenden Einwandererputzfrauen im Haus gesehen und erst recht keine kleine Chinesin um die vierzig.
    Â»Wir haben es doch gewusst«, sagte Sara. »Völlig unnötig, hierher zu fahren.«
    Â»Wir hatten immerhin eine Stunde Zeit, die wir irgendwie totschlagen mussten«, entgegnete Kerstin. »Und die Bestätigung einer Vermutung ist nie unnötig.«
    Sie fischte das GPS-ähnliche Gerät mit dem kleinen Bildschirm aus der Manteltasche und betrachtete den Punkt, der noch immer an exakt derselben Stelle in Västerhaninge blinkte.
    Â»Hat sie es vielleicht doch weggeworfen?«, fragte sie.
    Â»Das Handy ist jedenfalls in einem Gebäude«, antwortete Sara und zeigte auf die Karte auf dem Bildschirm. »Wenn sie es wegwerfen wollte, würde sie es draußen tun. Wahrscheinlich in irgendein Gewässer. Und dann würden wir überhaupt keinen Punkt mehr sehen. Nein, sie hat es noch bei sich. Genau, wie wir gehofft haben. Sie macht uns keine Schwierigkeiten, und wir wissen, wo sie sich aufhält.«
    Kerstin nickte und öffnete die Fahrstuhltür. »Jedenfalls ein ziemlich trister Kasten«, sagte sie und nickte in Richtung der Wohnungstüren.
    Â»Trist genug, um es zu ignorieren, wenn nur wenige Meter entfernt eine Leiche liegt und verwest.«
    Sie betraten den schmutzigen Aufzug.
    Â»Es war nett von dir, der Dame zu helfen, die sich auf dem Klo eingeschlossen hatte«, sagte Kerstin Holm nach einer Weile.
    Â»Höchstwahrscheinlich der letzte richtige Polizeieinsatz in meinem Leben«, entgegnete Sara Svenhagen verdrießlich.
    Sie hielten im Treppenhaus vor der Haustür inne und inspizierten die Wetterlage durch das Türglas. Die tischtennisballgroßen Hagelkörner hatten sich inzwischen auf Erbsengröße reduziert, aber es erschien immer noch nicht besonders verlockend, sich nach draußen zu begeben.
    Kerstin Holm tippte eine Nummer auf ihrem Handy ein, hielt es ans Ohr und fragte: »Ist dort die Polizeidienststelle in Vällingby? Kerstin Holm hier, Reichskriminalpolizei. In einer Wohnung hier im Zentrum von Vällingby liegt offenbar eine verwesende Leiche. Meine Kollegin glaubt zwar, dass es sich um einen See-Elefanten handelt, aber ich vermute eher einen menschlichen Leichnam. Können Sie sich darum kümmern?«
    Während sie der Polizeidienststelle in Vällingby die Adresse mitteilte, vermied sie es, Sara in die Augen zu sehen. Stattdessen stürzte sie, sobald sie das Gespräch beendet hatte, aus der Tür und auf ihr Auto zu.
    Sara rannte hinterher und erreichte den Wagen unmittelbar nachdem der Motor völlig lautlos gestartet worden war. Sie schnickte einige kreideweiße Erbsen von ihren Oberschenkeln und fragte: »Reichskriminalpolizei?«
    Â»Es war das Einfachste«, antwortete

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