Gift und Geld
Wohnung zurückzukehren
und sie in Scotch zu ersäufen. Die Enttäuschung hatte offensichtlich in meinem
Gehirn, wo das Erinnerungsvermögen zu sitzen pflegt, ein Loch hinterlassen. Ich
hatte Pete Shafer völlig vergessen, und nun sah es
ganz so aus, als ob er im Begriff stünde, mir an der Stelle ein Loch ins Gehirn
zu schießen, von der mein gesamtes Ich abhing. Exit, Wheeler!
Er
kam langsam auf mich zu, ein hartes Grinsen auf dem Gesicht. »Eigentlich
sollten Sie lachen, Plattfuß«, sagte er. »Sie sind doch der Polyp mit dem Sinn
für Humor, nicht wahr? Finden Sie nicht, daß diese ganze Situation wirklich
komisch ist?«
»Davon
bin ich noch nicht überzeugt«, sagte ich. »Fragen Sie morgen mal nach.«
»Sie
haben natürlich einen Haussuchungsbefehl?«
»Ich
gehöre zu den vergeßlichen Typen«, gab ich sorgenvoll
zu. »Ich habe ihn ganz sicher auf dem Tisch in meiner Wohnung liegenlassen — es
würde keine halbe Stunde dauern, ihn zu holen.«
»Teufel,
Teufel!« Er schüttelte in gespieltem Mitgefühl den Kopf. »Das ist wirklich ein
Jammer. Damit sind Sie ein Einbrecher — ein Verbrecher, wie man so schön sagt.«
Er
trat an den Schreibtisch heran und hob den Telefonhörer mit der freien Hand ab,
während er mit der anderen in einer hingegebenen, beharrlichen Gelassenheit die
Pistole mitten in mein Gesicht gerichtet hielt.
»Johnnie
ist drüben im Haus der Miller«, sagte er beiläufig, während er die Nummer
wählte. »Ich habe das Gefühl, daß ihm die Sache nicht zusagen wird, Plattfuß,
nicht im geringsten!«
Ein
paar Sekunden lang herrschte Schweigen, und ich konnte das stetige Rufzeichen
im Telefon hören. Dann meldete sich eine blechern klingende weibliche Stimme.
»Ich
möchte bitte gern mit Mr. Quirk sprechen«, sagte Shafer und wartete dann ein paar weitere Sekunden.
»Johnnie? Hier ist Pete. Wer, glauben Sie, ist eben durch das Fenster gekrochen
und war damit beschäftigt, Ihren Schreibtisch zu durchwühlen? Der Plattfuß — !
Ja, stimmt — Wheeler. Nein, er ist noch hier — weil der Lauf meiner Pistole
direkt in sein Gesicht gerichtet ist. Nein, keinen Haussuchungsbefehl — ich
glaube, es war ausschließlich seine eigene Idee. Was soll ich mit ihm
anfangen?«
Das
Grinsen verschwand langsam von seinem Gesicht, während er aufmerksam lauschte.
»Meinen Sie wirklich?« sagte er nüchtern. »Hm — vermutlich gibt es keinen
Grund, weshalb wir es nicht tun sollten. Ich werde mich darum kümmern,
Johnnie.« Er legte sachte auf und blickte mich wieder an.
»Kann
ich jetzt gehen?« fragte ich. »Hat Quirk die Absicht,
mir eine Chance zu lassen, wenn ich verspreche, von jetzt an auf dem geraden
Weg zu bleiben?«
»Sie
gehen nirgendwohin, Plattfuß«, sagte er leise.
»Sie
wollen mich also hierbehalten — vielleicht an die Wand gekettet?« sagte ich und
grinste schwach.
»Ich
werde Ihnen in Kürze schildern, was passiert sein wird — eine gute Übung für
mich«, sagte er kalt. »Ich liege oben in meinem Zimmer im Bett, schlafe aber
nicht, als ich glaube, jemanden hier unten herumrumoren zu hören. Ich nehme
also Johnnies Pistole — ich weiß, daß er sie in seiner Kommode aufbewahrt — und
gehe hinunter, um nachzusehen. Ich knipse das Licht an und sehe einen Burschen
am Schreibtisch sitzen. Er schießt auf mich und ich schieße automatisch zurück.
Seine Kugel verfehlt mich und schlägt in die Wand neben meinem Kopf. Meine
Kugel fährt ihm in die Eingeweide, und als ich zu ihm hingehe, ist er tot. Sie
können sich vorstellen, wie verblüfft ich bin, als ich feststelle, daß der
Einbrecher ein Polyp ist!«
»Sie
glauben doch nicht im Ernst, daß Sie damit durchkommen?« sagte ich verächtlich.
»Wir
werden die Sache zeitlich regeln.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »In zehn
Minuten wird Johnnie die Zufahrt herauf kommen — gerade rechtzeitig, um die
beiden Schüsse zu hören, und er wird Janie und den Leibwächter bei sich haben,
also zwei weitere Zeugen. Alles, was ich zu tun brauche, ist, Sie zu erschießen
und dann Ihre Pistole zu nehmen und ein Loch in die Wand zu schießen. Man wird
Ihre Fingerabdrücke rund um das Fenster finden — und auf diesem Schreibtisch.
Eine ganz sichere Sache, Plattfuß!«
Ich
hatte das häßliche Gefühl, daß er recht hatte. Lavers würde den Kopf schütteln und zu dem Schluß kommen,
daß genau das passieren muß, wenn ein Polizeibeamter zu sehr von den
herkömmlichen Methoden abweicht — nur ein Verrückter wie Wheeler konnte
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