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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mund.
    »Schluß!«
sagte Quirk kalt. »Er zieht Sie doch bloß durch den
Kakao — der Lieutenant hat einen lausigen Sinn für Humor!«
    Als
wir an der Haustür angelangt waren, blickte mich Gail Miller verächtlich an.
»Der Ärger ist, daß es so viele von Ihrer Sorte gibt«, sagte sie hochmütig.
»Kleinkarierte Burschen, die sich in einer Uniform und hinter ihrer Kennmarke
verstecken. Ich wette, Sie halten sich für ungeheuer mutig, daß Sie so den Mund
aufgerissen haben und dabei wissen, daß Sie, wenn einer von ihnen auch nur den
Finger gehoben hätte, vier Wagenladungen Polypen herbeizitiert hätten, um die
beiden ins Gefängnis zu werfen.«
    »Falls
Sie es noch nicht wissen sollten«, sagte ich geduldig. »Johnnie Quirk ist ein Gangster, und Elmer ist sein Leibwächter.
Wenn ich anders mit ihnen rede, halten sie mich für verrückt oder
lebensüberdrüssig. Im Augenblick bin ich aber nur Ihrer überdrüssig.«
    »Raus!«
sagte sie scharf. »Verschwinden Sie aus meinem Haus!« Sie riß die Tür weit auf.
»Und kommen Sie ja nicht ohne Haussuchungsbefehl hierher zurück.«
    »Sie
sind eine Landplage, Gail«, sagte ich betrübt, »und zudem eine Frau — und das sind
die schlimmsten Plagen.«
    Die
Tür knallte hinter mir zu, als ich auf die Vorveranda trat. Als ich in den
Wagen stieg, war ich vor Enttäuschung nahezu am Kochen. Ich hatte mir von dem
Besuch bei der Witwe sowohl ein paar neue Informationen als auch einen
aufregenden Abend erhofft — und weder das eine noch das andere war der Fall
gewesen. Drei der vierundzwanzig Stunden, die mir Lavers zugestanden hatte, waren bereits vorüber, und ich wußte nicht einmal, wo ich
mit meinen Nachforschungen beginnen sollte.
    Ich
fuhr über die Zufahrt auf die Straße hinaus und dachte mürrisch an Quirk , seine Haushälterin und seinen Muskelmann. Dann fiel
mir ein, daß Quirk ebenfalls am Cone Hill wohnte und im Augenblick auf einen Besuch weggegangen war. Ich mußte etwas
unternehmen, um mit meiner Enttäuschung fertig zu werden, und vielleicht lag
hier die Lösung des Problems — nämlich einen Blick in sein Haus zu werfen,
solange er nicht da war. Es war ein dummer Einfall — ich wußte gar nicht,
wonach ich suchte, und wenn es etwas gab, das gefunden zu werden gelohnt hätte,
so war Quirk nicht der Mann, es herumliegen zu
lassen. Aber im Augenblick schien mir der Gedanke gut, weil er mir die
Möglichkeit verschaffte, etwas zu tun.
    Fünf
Minuten später fuhr ich an Quirks Haus vorbei, parkte
den Healey ein Stück weiter unten auf der anderen Seite der Straße und ging
zurück. An der Vorderseite des Hauses war kein Licht zu sehen, als ich die
Zufahrt hinaufging; und so sah das Ganze nach einem Anfangstraining für
Einbrecher aus. Ich rüttelte an den Fenstern auf der einen Seite des Hauses.
Das dritte war unverschlossen und glitt leicht nach oben. Ich schwang ein Bein
über das Sims und kletterte ins Zimmer.
    Innen
war es stockdunkel. Ich wartete zwei Sekunden und lauschte, hörte aber nichts.
Meine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit, und ich konnte die
matten Umrisse der Möbel erkennen. Ich bewegte mich vorwärts und prallte gegen
die harte Kante eines Schreibtischs, der in der Mitte des Zimmers stand. Dann
ertasteten meine Finger den Metallfuß einer Lampe und drückten auf den Knopf.
    Vielleicht
hatte ich zur Abwechslung einmal Glück gehabt, als ich Quirks Schreibtisch auf Anhieb gefunden hatte. Ich setzte mich auf den Stuhl dahinter,
zündete mir eine Zigarette an und zog dann die linke oberste Schublade auf. Im
selben Augenblick hörte ich ein Klicken, und die Deckenlampe überflutete
plötzlich das ganze Zimmer mit einem harten, grellen Licht. Mein Inneres zuckte
schmerzlich — wie damals, als ich mir zum erstenmal der Tatsache bewußt wurde, daß es für die Verschiedenheit zwischen Jungen und
Mädchen praktische Gründe gab.
    »Schön,
Sie Anfänger!« sagte eine verächtliche Stimme. »Legen Sie hübsch langsam die
Hände auf den Schreibtisch, vielleicht leben sie dann eine kleine Weile
länger.«
    Er
stand an der offenen Tür und trug einen schwarz-seidenen Morgenrock über einem
zitronengelben Pyjama. Das dichte, lockige blonde Haar war zerzaust und verlieh
ihm ein knabenhaftes Aussehen, nur das kalte Glitzern in seinen Augen und die
Pistole in seiner Hand paßten nicht dazu.
    Ich
beschloß verdrossen, bei den nächsten Enttäuschungen, die ich erlebte — sofern
es ein nächstes Mal geben sollte — , geradewegs in meine

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