Gift
Dezember
vergangenen Jahres wissen.«
»Warum sollte ich das tun, Mr. Hamilton? Ich kann mir nicht
vorstellen, dass Sie hier sind, um mir einen Gefallen zu erweisen.«
»Auch wenn Sie es nicht glauben werden: Ich bin sehr wohl
hier, um Ihnen zu helfen. Wenn Sie nicht wollen, dass für Sie alles
noch schlimmer wird, Miss Chatoian, müssen Sie mir vertrauen.«
»Was sagen Sie da?«, stieß Almandine hervor und sprang auf.
»Sie haben völlig richtig gehört.« Samuel zog die beglaubigte
Kopie der Urkunde aus dem Standesamt von Stanislaus County aus seiner
Aktentasche. »Hier steht, dass Ihr ursprünglicher Name Margaret
Chatoian war. Vor ein paar Jahren haben Sie ihn jedoch in Almandine
Margolin geändert.«
Sasiska, die vergeblich versuchte, aus alldem schlau zu
werden, sah verständnislos von einem zum andern. Um ihrer Mutter zu
verstehen zu geben, sie solle still sein, hielt Lucine einen Finger an
die Lippen.
»Sie können nicht beweisen, dass ich ein und dieselbe Person
bin. Sicher gibt es Hunderte von Margaret Chatoians und vermutlich auch
Almandine Margolins. Außerdem heiße ich Almandine Hagopian.«
»Ja, ich weiß.« Samuel zog ein weiteres Dokument heraus. »Hier
ist ein Trauschein, demzufolge Almandine Margolin in San Francisco
Armand Hagopian geheiratet hat. Erinnern Sie sich?«
Die junge Frau sah hilfesuchend Sasiska an, die sie inzwischen
als ihre letzte Verbündete betrachtete, und brach in herzzerreißendes
Schluchzen aus. Sasiska ging ins Schlafzimmer, um eine Packung
Papiertaschentücher zu holen. Dann setzte sie sich neben Almandine und
tätschelte ihr tröstend den Rücken.
»Was sagt sie?«, flüsterte Samuel Lucine zu, als er Almandine
auf Armenisch auf Lucines Mutter einreden hörte.
»Sie bittet meine Mutter um Hilfe. Sie sagt, Sie setzen sie
unter Druck.«
Sie warteten, bis die junge Frau aufhörte zu schluchzen. Ihr
Make-up war zerlaufen, die Augen waren heftig gerötet. Schließlich
senkte sie resigniert den Kopf.
»Es tut mir aufrichtig leid, Mrs. Hagopian«, sagte Samuel. »Es
steht keineswegs in meiner Absicht, Ihnen noch mehr Leid oder weiteren
Schaden zuzufügen.«
»Was möchten Sie wissen?«, fragte sie leise.
»Schildern Sie mir bitte alles, was passiert ist. Schritt für
Schritt.«
»Und wer wird mich beschützen, wenn ich es Ihnen sage?«,
fragte die junge Frau, die nur zu offensichtlich furchtbare Angst hatte.
»Für Ihre Sicherheit kann ich leider nichts tun«, sagte
Samuel. »Aber ich kann die zuständigen Behörden darauf hinweisen, wie
sehr Sie uns geholfen haben, und ein gutes Wort für Sie einlegen.«
»Also schön«, seufzte sie. »Diese Geschichte belastet mein
Gewissen ohnehin schon viel zu lange.«
Nachdem Almandine alle Fragen beantwortet hatte, bestand für
Samuel kein Zweifel mehr, dass sich die weite Reise gelohnt hatte.
13
IST DAS WIRKLICH DAS ENDE?
S obald die Maschine aus Paris in San
Francisco gelandet war, fuhr Samuel ins Camelot, um mit Melba zu reden.
Zu seiner Freude war auch Blanche da.
»Schon zurück, Samuel? Was gibt es Neues von Janaks
Freundin?«, fragte sie.
»Ist das alles, was dich interessiert? Willst du denn nicht
wissen, was ich in Paris alles herausgefunden habe?«
»Aber sicher, das natürlich auch«, antwortete Blanche und gab
ihm einen Klaps auf die Backe, der einen heftigen Stromstoß durch
seinen müden Körper jagte.
»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Melba angesichts
Samuels zerknitterten Jacketts und dunklen Augenringen. Gleichzeitig
hielt sie Excalibur energisch am Halsband zurück, um ihn daran zu
hindern, Samuel von oben bis unten abzulecken.
»Ganz im Gegensatz zu mir siehst du blendend aus, Melba.« Ihm
war aufgefallen, dass sie nicht mehr hustete und ihr Gesicht wieder
Farbe bekommen hatte. Außerdem war dieSauerstoffflasche
verschwunden.
»Das habe ich Mr. Songs Medizin zu verdanken«, sagte sie mit
einem Augenzwinkern. »Aber du bist doch nicht hergekommen, um mir zu
sagen, dass ich großartig aussehe. Was gibt es Neues?«
»Ich komme geradewegs vom Flughafen und habe ein paar
brandheiße Informationen, über die ich mit dir reden wollte.« Damit
ließ er sich auf einen der Stühle an dem runden Tisch am Eingang fallen.
»Erzähl uns zuerst einmal von Lucine«, drängte Blanche.
»Janak hat ihr einen Gedichtband geschickt und will sie
besuchen, sobald es seine Zeit erlaubt.«
»Mit Poesie und ein bisschen Glück wird es ihm bestimmt
gelingen, sie zurückzuerobern«, sagte Blanche.
»Ich
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