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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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einen Verstoß
gegen Paragraph 187 des kalifornischen Strafgesetzbuchs. Mord ersten
Grades. Die Herren Anwälte, würden Sie sich bitte erheben.«
    Deadeye stand auf. Er trug einen schwarzen Anzug, die übliche
von einem Türkis zusammengehaltene Schnürsenkelkrawatte und seine
schwarzen Cowboystiefel mit den silbernen Spitzen. »Earl Graves in
Vertretung des Volkes des Staates Kalifornien«, verkündete er in seinem
affektierten Texas-Slang. Bevor er sich wieder setzte, wandte er sich
mit einem gewinnenden Lächeln den Geschworenen zu.
    Dann stand Janak auf, dessen massige Gestalt kaum in seinen
grauen Anzug passte. Sein widerspenstiges braunes Haar war jedoch
ausnahmsweise einmal gekämmt, und seine Augen sprühten vor Tatendrang.
»Janak Marachak und Bartholomew Asquith vertreten die Angeklagten
Narcio Padia und Juan Ramos.«
    Der Richter hielt den angehenden Geschworenen eine
vorgefertigte Ansprache über ihre Pflichten und erklärte, dass zwölf
von ihnen als Geschworene bestimmt würden und sie nach ihrer Ernennung
einer Vorvernehmung unterzogen oder von den Anwälten befragt würden.
Weiter wies er sie daraufhin, dass in dem anhängigen Fall
möglicherweise die Todesstrafe verhängt würde, wenn einer der
Angeklagten für schuldig befunden würde, und dass er die Kandidaten
deshalb fragen müsse, ob einer von ihnen grundsätzlich gegen die
Todesstrafe sei. Als darauf fünf Personen die Hand hoben, vertagte sich
das Gericht, und die fünf wurden zusammen mit den Anwälten ins
Richterzimmer gerufen, um zu ermitteln, ob die Verweigerer sich
womöglich nur ihrer Bürgerpflicht entziehen wollten oder tatsächlich
aus Gewissensgründen handelten.
    Als eine Stunde später die Verhandlung wiederaufgenommen
wurde, wurden die ersten zwölf Kandidaten aufgefordert, auf der
Geschworenenbank Platz zu nehmen. Darauf erklärte ihnen der Richter,
dass es in dem Prozess zwei Parteien gebe und jede Partei das Recht
habe, acht Kandidaten ohne Nennung von Gründen abzulehnen; die
Betroffenen sollten dies jedoch nicht persönlich nehmen, da jede Partei
dazu verpflichtet sei, zur bestmöglichen Wahrung der Rechte ihrer
Mandanten diejenigen Geschworenen auszusuchen, die ihnen als die
unparteiischsten erschienen. Des weiteren wies der Richter die
Kandidaten darauf hin, dass gelegentlich ein Anwalt den Antrag stellte,
einen der Geschworenen aus einem bestimmten Grund abzulehnen. Die
Entscheidung, ob ein solcher Grund berechtigt sei, obliege einzig und
allein dem Richter; und wenn die betreffende Person daraufhin als
Geschworener abgelehnt werde, solle der oder die Betreffende dies nicht
persönlich nehmen, weil auch das gängige Praxis sei.
    Danach hätte eigentlich die Vorvernehmung der Geschworenen
beginnen können, aber weil es schon kurz vor zwölf war, vertagte der
Richter die Verhandlung auf vierzehn Uhr. Er wies die Geschworenen noch
einmal nachdrücklich darauf hin, in der Pause und auch während der
gesamten Dauer des Prozesses weder untereinander noch mit sonst einem
Menschen über irgendwelche Aspekte des Falls zu sprechen, solange er
ihnen dies nicht ausdrücklich gestattete.
    Die Auswahl der Geschworenen zog sich zweieinhalb Tage hin. Zu
den erbittertsten Auseinandersetzungen kam es, wie nicht anders zu
erwarten, bei der Ablehnung derjenigen Kandidaten, die die Artikel
gelesen hatten, die Deadeye der Presse zugespielt hatte. Zwölf von
ihnen wurden mit der Begründung abgelehnt, dass sie die in diesen
Pressemeldungen aufgestellten Behauptungen für erwiesene Tatsachen
hielten. Darüber hinaus machte Janak anhand der Informationen, die er
von Mae Ming und Donald erhalten hatte, von sieben seiner acht
Ablehnungsmöglichkeiten Gebrauch. Sie richteten sich gegen Kandidaten,
die Deadeye, der bisher noch keinen der Aspiranten abgelehnt hatte, in
der Hand hatte.
    Am Donnerstagnachmittag wurde kurz vor Verhandlungsschluss
über einen Kandidaten abgestimmt, bei dem Janak ein ungutes Gefühl
beschlich. Er verzichtete jedoch darauf, von seiner letzten
Ablehnungsmöglichkeit Gebrauch zu machen, weil er wusste, dass Deadeye
genau darauf wartete. »Die Angeklagten sind mit der Auswahl der
Geschworenen einverstanden, Euer Ehren«, erklärte er deshalb.
    »Könnte das Volk eine kurze Bedenkpause haben, Euer Ehren?«,
fragte Deadeye. Er ging die Liste der verbleibenden Kandidaten durch
und zog seine Notizen über die bereits ausgewählten Geschworenen zu
Rate. Ihm war klar, dass er sich mit seiner Antwort nicht zu viel Zeit
lassen durfte,

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