Gift
böswilliger Absicht begangen hätten und deshalb
die Todesstrafe gerechtfertigt sei. Sein Eröffnungsplädoyer dauerte
weniger als eine Stunde.
Als Deadeye geendet hatte, stand Janak auf. Der Kontrast
zwischen dem leicht vernachlässigten Äußeren des Verteidigers und
Deadeyes gepflegter Erscheinung hätte kaum größer sein können. Um den
Geschworenen den Eindruck zu vermitteln, dass er sich an jeden von
ihnen ganz persönlich wandte, sah Janak sie der Reihe nach eindringlich
an, bevor er darauf hinwies, dass sie, bevor sie einen Angeklagten
schuldig sprechen konnten, alle zwölf von seiner Schuld überzeugt und
sich absolut sicher sein müssten, dass er die Straftat, deren er
beschuldigt wurde, tatsächlich begangen hatte. Und als Nächstes
erklärte ihnen Janak, dass es in diesem Verfahren nicht einen einzigen
stichhaltigen Beweis gebe, der dies rechtfertige. Außerdem rief er den
Geschworenen den alten Rechtsgrundsatz in Erinnerung, dass jeder
Angeklagte zunächst als unschuldig angesehen werden müsse und die
Geschworenen, sollten sie begründete Zweifel an der Schuld des
Angeklagten haben, verpflichtet seien, diesen freizusprechen; und weil
seine Mandanten in dieser Phase des Prozesses nichts zu beweisen
hätten, bestehe seitens der Verteidigung auch kein Grund, auf die von
der Anklage vorgelegten Beweise einzugehen. Janaks Eröffnungsplädoyer,
sein erstes in einem Strafprozess, dauerte nur zwanzig Minuten.
Der erste Zeuge, der von Deadeye aufgerufen wurde, war Phillip
Macintosh vom forensischen Labor des Richmond Police Department, der
als einer der Ersten am Tatort eingetroffen war. Macintosh war Ende
dreißig, Brillenträger, über eins achtzig groß, mit dichtem schmutzig
blondem Haar und dem Erscheinungsbild eines zerstreuten Professors. Um
die fachliche Kompetenz des Zeugen zu unterstreichen, führte Deadeye
an, dass er 1949 an der University of California in Berkeley einen
Master in Biologie erworben hatte; seitdem war er für das Richmond
Police Department tätig und hatte das Beweismaterial zu über
fünfhundert Kriminalfällen analysiert. Seine Gutachten waren bisher in
keinem einzigen Berufungsverfahren angefochten worden.
Macintosh schilderte zunächst, wie er Anfang Dezember des
vergangenen Jahres Lieutenant Bruno Bernardi vom Morddezernat zur
Mülldeponie in Point Molate begleitet hatte und was sie dort
vorgefunden hatten.
»Können Sie uns sagen, Mr. Macintosh, wessen Fingerabdrücke
Sie auf den Cola-Flaschen in den Taschen des Toten gefunden haben?«,
eröffnete Deadeye die Befragung.
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Janak. »Dürften die Anwälte kurz
nach vorn kommen?« Daraufhin versammelten sich Janak, Asquith und
Deadeye beim Richter und der Protokollführerin an der Richterbank.
»Mr. Graves weiß ganz genau, dass die Fingerabdrücke auf den
Cola-Flaschen von Miguel Ramos und José Ramos stammen, gegen die hier
nicht verhandelt wird«, führte Janak an. »Aus diesem Grund leistet es
nur weiteren Vorurteilen gegen meine Mandanten Vorschub, wenn der
Staatsanwalt versucht, Familienangehörige von Mr. Juan Ramos mit der
Tat in Verbindung zu bringen. Es liegt auf der Hand, dass sich der von
ihm erhobene Schuldvorwurf gegen meine Mandanten einzig und allein auf
den Umstand stützt, dass ein Verwandtschaftsverhältnis besteht. Deshalb
möchte ich das Gericht bei dieser Gelegenheit auch noch einmal mit
Nachdruck daran erinnern, Mr. Graves daran zu hindern, Beweismittel
vorzulegen, die Miguel Ramos mit dem Mord an Joseph Hagopian in Fresno
in Verbindung bringen.«
»Da legt er Ihre Entscheidung aber sehr großzügig aus, Judge«,
protestierte Deadeye. »Sie haben lediglich verfügt, dass ich Miguel
Ramos' Fingerabdrücke auf der Mordwaffe in Fresno nicht zur Sprache
bringen darf, wohingegen keine Rede davon war, dass ich auch die
Fingerabdrücke auf den Cola-Flaschen in Point Molate nicht erwähnen
darf.«
»Da hat Mr. Graves recht, Mr. Marachak. Sie legen meine
Verfügung großzügiger aus, als sie von mir ausgesprochen wurde.
Einspruch abgelehnt. Sie können die Frage stellen, Mr. Graves.«
Mit triumphierender Miene kehrte Deadeye an seinen Platz
zurück und wiederholte: »Sagen Sie uns bitte, Mr. Macintosh, wessen
Fingerabdrücke Sie auf den Cola-Flaschen gefunden haben.«
»Die Fingerabdrücke von Miguel und José Ramos, zwei ehemaligen
Angestellten Mr. Hagopians.«
»Wessen Fingerabdrücke waren auf welchen Flaschen?«
»Die Fingerabdrücke auf den zwei Flaschen in den
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